Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Pen-sionierung ist er von diesem komischen Buch, das er da schreibt, vollkommen besessen. Er wäre nicht die geringste Hilfe, weder für Sie noch für mich, noch für die arme Patricia.
Ich werde das Bett im Ankleidezimmer herrichten lassen.
Und dann müssen Sie auf jeden Fall noch einmal zu Besuch kommen, später einmal, wenn wir nicht gerade einen Mordfall im Haus haben. Was für eine unglückselige Angelegenheit!«
»Das sind solche Dinge meistens«, sagte Alec fast entschul-digend, doch während er sprach, wurde ihm bewußt, daß er noch nie jemanden erlebt hatte, der von derlei Vorkommnis-sen so wenig beeindruckt gewesen war. Das Leben in Afrika mußte Lady Cheringham gegenüber schrecklichen Erlebnis-sen aller Art geradezu gefeit haben.
Sie tätschelte ihm den Arm. »Ich bin so froh, daß Sie als Verlobter von Daisy die Untersuchungen leiten, nicht jemand ganz Fremdes. Nun denn, ich überlasse Sie mal ihrem Tee und ihren Geschäften.« Sie nickte Piper lächelnd zu, der sich taktvollerweise ganz ans andere Ende des Zimmers zurückgezogen hatte, und entschwand.
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»Was für eine nette Dame«, sagte Piper mit jener tiefen Be-wunderung, die er ansonsten nur in bezug auf Daisy zum Ausdruck brachte.
Alec stimmte ihm zu, um so mehr, als ihm Daisys Mutter einfiel. Die verwitwete Lady Dalrymple, Lady Cheringhams Schwester, hatte ihrer Mißbilligung über seine Verbindung mit ihrer Tochter auf das deutlichste Ausdruck verliehen.
Piper, der es gewohnt war, in Eile zu essen, verschlang zwei Sandwiches mit Gentleman’s Relish, drei Kekse, eine Scheibe Dundee-Kuchen und stürzte dazu eine halbe Tasse Tee hinunter, bevor Alec ihn wieder losschickte.
»Als nächstes möchte ich Poindexter sprechen«, sagte er, während er sich eine zweite Tasse einschenkte. Daisy nahm wahrscheinlich gerade ihren Tee – oder vielleicht ein Glas Champagner und Erdbeeren dazu – in der Stewards’ Enclosure. Mit ihren Freunden Lord und Lady Fitzsimmons, und mit seiner Königlichen Hoheit Prince Henry, Herzog von Gloucester. Wie alt war der Prinz? Zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig, dachte Alec. Also nur etwas jünger als Daisy.
Natürlich erwartete sie nur, dem Prinzen vorgestellt zu werden, nicht gleich Tee mit ihm zu trinken. Und außerdem war das ganze Treffen geschäftlich, tröstete sich Alec.
Und im übrigen hatte er selber Geschäftliches zu erledigen, ermahnte er sich. Er schaute kurz auf seine Notizen vom Gespräch mit Leigh und überlegte, welche Bedeutung es hatte, was DeLancey bei seinem Sturz getragen hatte. Zumindest sein Jackett, wahrscheinlich auch seine Hosen dürften Anzeichen davon aufweisen. Eine beschmutzte oder gar beschä-
digte Smoking-Jacke würde allerdings keine Hinweise darauf liefern, wo er hingefallen war. Wenn er aber etwas anderes getragen hatte, dann mußte er sich nach dem Abendessen umgezogen haben, und warum sollte er das getan haben, wenn nicht, um sich auf seine Nachtwache vorzubereiten? Es wäre ein weiterer Beleg für das Bootshaus als Ort des Geschehens.
Bott war nicht zum Abendessen erschienen. Selbst wenn er früher am Tag zurückgekehrt wäre, um seine Ruderer-163
Uniform gegen andere Kleidung zu tauschen, hätte ihm doch niemand von DeLanceys Vorhaben erzählt, das Boot zu bewachen. Oder etwa doch? Hätte er ahnen können, daß Gefahr in der Luft lag, als er sich mitten in der Nacht zum Bootshaus hinunterschlich?
Mit dem Hering in der Hand? Wieviel Schaden konnte man einem Rennboot mit einem Hering zufügen? Und warum
hatte er ihn so dicht am Bootshaus weggeworfen? Wieso hatte er nicht von vornherein einen Bootshaken benutzt?
»Ach, Mr. Poindexter. Nehmen Sie doch Platz.«
Poindexter bestätigte im wesentlichen das, was Leigh er-zählt hatte, fügte jedoch nur wenig hinzu. Dasselbe konnte man von Wells und Meredith sagen. Alle behaupteten sie, tief und fest geschlafen, das Zimmer nach dem Zubettgehen nicht verlassen und erst am Morgen wieder bemerkt zu haben, daß sie überhaupt einen Mitbewohner hatten. Und alle stimmten sie darin überein, daß kein Ruderer, der dieser Bezeichnung wert war, jemals ein Ruder auf dem Boden liegenlassen würde.
Außerdem waren sie alle darin einig, daß die jährlichen
»Bumping«-Rennen in Oxford zeigten, wie stabil die Boote waren. Der Versuch, eines mit einem Hering zu durchlöchern, konnte jedenfalls nur unter Schwierigkeiten gelingen, falls man nicht einen Holzhammer zu Hilfe nahm.
Und ein Holzhammer im Gebüsch wäre Tom wohl
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