Miss Emergency
eine der Besten.«
Ich schöpfe Hoffnung. Dann werden sie Isa doch wohl nicht bestrafen! Er ist immerhin der Oberarzt!
»Sie macht sich Sorgen, dass sie rausfliegt«, flüstere ich ganz gegen meinen Vorsatz.
Dr. Thalheim schüttelt unwirsch den Kopf. Wusste ich doch, dass das übertrieben ist.
»Oder dass sie jetzt keinen Patienten kriegt â¦Â«, setze ich vorsichtig hinzu. Er antwortet nicht. »Aber wenn ich hier läge â ich würde mir wünschen, dass Isa mich betreut!«, sage ich nachdrücklich.
Dr. Thalheim sieht mich an. Sei mein Held, erlöse die arme Isa und zeig, dass du gerecht und verständnisvoll bist! Ich WEISS es! Wir sehen uns in die Augen und ich bin mir sicher, dass er Isa hilft.
»Darf ich ihr sagen, dass Sie wissen, dass sie es kann?«
Thalheim schüttelt den Kopf. »Was nutzt es, wenn ich es wei� Sie muss es zeigen können.« Puff, ist die Magie verflogen.
W ie habe ich das Wochenende herbeigesehnt! Gut, der Freitagabend ist versaut. Wir pflegen Isa. Jenny hat selbstlos ihre Partyverabredung abgesagt, um für uns indisch zu kochen. Isa und ich sitzen dabei und ich bringe alles vor, was ihr Mut machen und mein ungutes Gefühl wegen Dr. Thalheims Ansage unterdrücken könnte. Doch mein Bericht von Frau Kleins Ratschlägen, verbunden mit der Empfehlung, auf dem Fest am Sonntag alle Fahrgeschäfte mitzunehmen, stöÃt bei Isa auf taube Ohren.
»Ich will keine Pferdegeschichten und keine Jahrmarkts-Therapie«, sagt sie traurig. »Ich wäre einfach gern allein.«
»Na, daraus wird nichts«, erwidert Jenny. »Ich habe ein paar Leute eingeladen.«
Isa ist entsetzt; ich bin auch verdutzt. Nicht gerade rücksichtsvoll!
»Seht mich nicht so an!«, ruft Jenny. »Was nutzt es, wenn wir hier versauern und den Teufel an die Wand malen?! Wir schmeiÃen doch keine Party, es kommen nur drei Leute zum Essen, um uns abzulenken!«
Als wir nicht schnell genug einverstanden sind, klappert Jenny laut mit den Töpfen und schimpft, wir hätten keine Ahnung, was Isa guttut. Wir lenken ein. Isa, weil sie doch gerührt ist, dass Jenny quasi für sie ein Essen gibt und sie Jenny generell nicht gut widersprechen kann. Und ich habe insgeheim auch was anderes vom Freitagabend erhofft, als trübselig zu Hause zu sitzen.
Eine winzige Planänderung macht den Abend überraschend perfekt. Kurz vor dem Eintreffen der Gäste nimmt Jenny mich zur Seite und erklärt flüsternd, einer der Jungs habe gerade abgesagt. Ich hatte gar nicht gewusst, dass wir nur Herrenbesuch bekommen.
»Meinst du, ich kann Tom anrufen?«, fragt Jenny. »Oder ist er ZU langweilig?« Jenny macht sich Sorgen (sehr schmeichelhaft), dass bei nur zwei Besuchsherren am Ende wieder Isa übrig bleibt; dass die beiden sich nur mit uns unterhalten und Isas Laune noch trüber wird. Jenny ist nur unsicher, ob es wirklich besser wird, wenn sie den temperamentlosen Tom einlädt?
»Aber wer kommt sonst an einem Freitagabend spontan zu einem langweiligen Essen?!«
Ich kann Jenny vollauf beruhigen. Es konnte gar nichts Besseres passieren. Hat Jenny wirklich geglaubt, dass Isa locker wird und ihr Unglück vergisst, wenn sie einem fremden (und wie ich Jenny kenne, auch noch attraktiven) Jungen gegenübergesetzt und gezwungen wird, sich zu unterhalten? Der freundliche Tom ist genau der richtige Gast für so einen Abend!
Als die drei Jungs ankommen, wird sofort klar, dass Jenny den tätowierten Musiker für sich reserviert hat. Mir bleibt die Wahl zwischen einem bärtigen Architekturstudenten namens Jonas â und eben dem langweiligen Tom. (Mann, wie gemein, jetzt sage ich das auch schon!) Ich beschlieÃe, mich nicht zu entscheiden und mich mit beiden freundlich zu unterhalten, ohne irgendwas zu signalisieren.
Der Abend wird wunderbar gemütlich. Jennys Essen ist groÃartig und die Unterhaltung kommt nicht so oft ins Stocken, wie man hätte befürchten können. Jenny schäkert mit allen drei Herren, selbst mit Tom. Mir ist das Prinzip völlig klar: Sie will Ron, dem kiffenden Musiker, zeigen, wie spritzig und begehrenswert sie ist â und wie wenig an ihm interessiert. Wenn ich mich trauen würde (oder jemand hier wäre, für den es sich lohnte, über seinen Schatten zu springen), würde ich es genauso machen. Mich stört Jennys aufgedrehte Tour nicht; ich bewundere ihre
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