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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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den ich in einem Anfall von Selbstüberschätzung gekauft und nie benutzt habe. Sie schnappt nach Luft und springt auf (»Den MUSS ich haben!«), trägt die knallige Farbe auf, so kräftig es nur geht, und aller Selbstzweifel ist verflogen. Sie dreht sich um, zeigt mir das pinkfarbene Kunstwerk und fragt: »Wer knutscht wohl heute mit Ron?!«
    Â»Nur du allein«, lächle ich.
    Jenny drückt mir mit übertriebenem Schmatz einen Pink-Kuss auf die Wange und rauscht aus dem Bad. »Bis Morgen«, flötet es im Flur, dann bin ich allein in der Wohnung.
    In der gemütlich-schläfrigen Hitze der Badewanne wird mir klar, wie gut ich es habe. Zwei neue Freundinnen – eine zum Reden und eine zum Toben –, eine PJ-Stelle, in der ich sogar schon mit dem Oberarzt sprechen kann, ohne rot zu werden, ein richtig schön anspruchsloses Buch und eine eigene Badewanne. Mein neues Leben lässt sich wirklich gut an. Meine Gedanken schweifen zu Manuel ab. Ob die Verabredung ernst gemeint war? Würde ich mit ihm ausgehen? Wie er wohl ist, wenn wir das Arzt-Patienten-Verhältnis erst mal los sind? Ich lächle in mich hinein. Irgendwie freue ich mich richtig auf den Montag!

A lles wird gut. Am Montagmorgen ist zwar Isas Angst wieder da, aber unsere Kleine ist wenigstens einen Hauch zuversichtlicher. Sonntagabend kam sie für ihre Verhältnisse spät nach Hause; ich fühlte mich schon wieder wie die Mutti, weil ich in der Küche auf sie gewartet habe. (Erst beim Türklappen ging mir auf, dass sie dasselbe denken könnte, dann war es aber zu spät, um unauffällig zu verschwinden.)
    Isa strahlte – und natürlich kann man solches Glück schwer für sich behalten. Ich erfuhr, dass der geheimnisvolle Unbekannte ihr Eis spendiert und einen Snoopy geschossen hat. (Mit Bällen, wohlgemerkt, nicht mit dem Luftgewehr. Aber immerhin.) Das Date klang ein klein wenig langweilig, aber nach Isas glänzenden Augen zu urteilen, fand sie es unübertrefflich. WEN sie getroffen hat, behält Isa weiter für sich – aber sie beteuerte so beschämt, es läge nicht an mir, dass ich denke, lange wird sie es nicht mehr geheim halten.
    Heute Morgen jedenfalls scheint Isa etwas entspannter – bis wir an Schwester Klaras Tresen treten. Mit Jenny spricht Klara heute nicht, sie sagt nur unbestimmt in den Raum »Laborergebnisse um eins«.
    Jenny lächelt brav. »Wie immer.«
    Schwester Klara schnaubt, weiterhin ohne Jenny anzusehen: »Wer so flink ist, kann ja eigentlich auch noch die Vormittagsproben runterbringen.«
    Und Jenny flötet: »Kein Problem!«
    Jetzt hat sie also zwei zusätzliche tägliche Botengänge zu erledigen und es scheint ihr gar nichts auszumachen. Sie zuckt nur mit den Achseln und schiebt mit ihrem Wagen ab. Und das übertriebene »Unbeschwert und sexy«-Hinternwackeln macht sie mit voller Absicht; sie WEISS, dass Klara ihr wütend nachsieht.
    Auch für Isa hat Klara heute einen verächtlichen Blick übrig: »Du sollst dich bei Dr. Ross melden. Jetzt.« Damit dreht sie sich um. Isa ist bleich. Na klar, jetzt kommt es.
    Â»Ich gehe mit«, sage ich leise und drücke ihren Arm. Isa setzt sich in Bewegung wie eine Schlafwandlerin.
    Â»Du musst doch die Runde machen …«, widerspricht sie halbherzig.
    Â»Ach, was! Das machen wir hinterher schnell zusammen«, will ich sie aufmuntern. Das hätte ruhig zuversichtlicher klingen können!
    Isa sieht mich an, blass. »Hinterher bin ich vielleicht nicht mehr da …«
    Â»NATÜRLICH! Die schmeißen doch ihre beste Anfängerin nicht raus!« Das klang schon viel überzeugter. Mann, ich hoffe, ich habe recht!
    Ich will nicht sagen, dass ich lieber drinnen bei Dr. Ross wäre, um mir ihr Urteil über Chefarztvisiten-Versager anzuhören. Aber hier draußen auf dem Gang zu stehen, ist auch nicht sonderlich angenehm. Rausschmeißen können sie sie nicht! Aber ehrlich gesagt wäre der Bescheid, keinen Patienten zu bekommen, nicht SOO viel besser als ein Rausschmiss. Isa ist nicht der Typ, den eine solche Demütigung zum Kampf herausfordert. Sie würde nur noch unsicherer werden und den zweiten Anlauf vielleicht auch versauen, und wenn man im ganzen Tertial keinen Patienten anvertraut kriegt, bekommt man es nicht angerechnet, dann wird man für die Examensprüfung nicht zugelassen und wird

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