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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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nicht, warum ich mich an sein Bett setze, doch die Stille im Zimmer und die überraschende Weichheit tun irgendwie gut. Ich bin in Gedanken gerade ganz bei derarmen Isa, als Manuel die Augen aufschlägt. Und jetzt? Schnell aufstehen, so tun, als hätte ich nur seine Medikamente kontrolliert? Zu spät. Ich bleibe sitzen.
    Manuel lächelt mich an. »Sorry, ich war so müde«, sagt er verschlafen und sieht einfach lieb aus.
    Â»Macht nichts«, antworte ich leise.
    Er grinst. »Ich war heute Nacht auf einer Party.«
    Ich grinse zurück. Und bleibe sitzen. Das geht nicht, Lena, du musst aufstehen. Ärztin sein, Distanz halten. Jetzt!
    Manuel schiebt den Bären unter seinem Kopf zurecht. »Stimmt’s, du schmeißt mich nicht vor dem Wochenende raus?« Ich beruhige ihn. Frühestens Montag. Eher Mittwoch. »Freust du dich nicht, hier rauszukommen?«
    Â»Doch«, sagt Manuel. »Aber wenn ich zu Hause auch nur still liegen muss, bleibe ich lieber noch hier. Die Gesellschaft ist netter.«
    Ich werde verlegen, jetzt bin ich es, die schnell ein bisschen frotzeln muss. »Lass das nicht deine Mami hören, die wird das sehr traurig machen.«
    Manuel schüttelt den Kopf. »Ich wohne alleine. Deine Anwesenheit misst sich nicht mit meiner Mutter, nur mit dem vertrockneten Kaktus und den leeren Pizzapappen in meiner Bude.«
    Aha. Sehr romantisch. Vielen Dank, Manuel, jetzt fällt es mir ganz leicht, aufzustehen. Ich streiche den Kittel glatt.
    Â»Kann ich denn am nächsten Wochenende wieder aufstehen?«, fragt er.
    Ich überlege. »Wenn du vorsichtig bist, langsam gehst und nicht länger als 20 Minuten herumläufst …«
    Manuel lächelt. »Hast du dann Lust, nächstes Wochenende vorsichtig und langsam 20 Minuten mit mir auszugehen?«
    Â»Mal sehen«, sage ich cool. Und draußen auf dem Flur mache ich nur einen einzigen Tanzschritt.
    Der letzte magische Moment des Tages ist winzig. Ich besuche Frau Klein und frage, wie es ihr geht – und wie bei der Visite behauptet sie, außer dem Husten und der Atemnot keineBeschwerden zu haben. Sie freut sich sehr über den Besuch und weil das Sprechen ihr schwerfällt, erzähle ich ihr ein bisschen. Natürlich komme ich auf die Chefarztvisite zu sprechen. Vielleicht kann uns Frau Klein einen Rat geben, wie Isas Angst zu bezwingen ist?
    Sie drückt leicht meine Hand. »Negative Programmierung.« Ich sehe sie erwartungsvoll an. Doch ihr Tipp ist sonderbar. »Da hilft nur Spaß«, sagt sie. Ich bin irritiert. Frau Klein lächelt über mein verblüfftes Gesicht. »Spaß macht Selbstbewusstsein. Geh mit ihr auf den Jahrmarkt!«
    Ich muss lachen. Ich habe etwas ganz anderes erwartet, aber irgendwie ist das ein toller Tipp. Ich bedanke mich und verspreche, am Montag wiederzukommen und von meinen Spaßtherapie-Erfolgen zu berichten.
    Als ich aus dem Zimmer komme, steht Dr. Thalheim am Ende des Ganges. Ruhig lehnt er an der Wand und scheint etwas zu beobachten. Mich würde brennend interessieren, was oder wem er da so gebannt zusieht. Ich gehe näher heran … und höre Isas Stimme. Leise trete ich neben den Oberarzt. Isa sitzt bei ihrer Lieblingspatientin, dem Pferdemädchen. Offenbar erzählt sie von der versauten Visite und ihrer Angst vor den Konsequenzen.
    Â»Weißt du, was man machen muss?«, fragt das Pferdemädchen. »Man muss sofort wieder aufsteigen. Sonst hat man für immer Angst.«
    Isa lächelt traurig. »Manchmal geht das nicht.«
    Â»Doch!«, ereifert sich das Pferdemädchen. »Ich bin nach dem Unfall auch noch mal rauf. Es tat höllisch weh. Aber es musste sein!«
    Isa ist entsetzt. »Du bist noch mal aufs Pferd gestiegen?!«
    Das Mädchen lächelt schuldbewusst. »Eh der Krankenwagen da war, war ich wieder unten.«
    Isa schimpft. So was Leichtfertiges! Das Pferdemädchen lässt sich geduldig ausschimpfen, dann sieht sie Isa treuherzig an.
    Â»Aber ich werde wieder gesund. Und garantiert keine Angst vor Dakota haben.«
    Isa drückt ihre Hand. »Mal sehen …«, sagt sie unbestimmt. »Aber danke.«
    Dr. Thalheim dreht sich zu mir um. »Sehen Sie, manchmal sind es nicht die Ärzte, die die Patienten aufbauen.«
    Â»Isa kann es wirklich«, sage ich. »Sie hat nur Angst vor Dr. Kreuz.«
    Â»Ich weiß«, antwortet Dr. Thalheim ebenso leise. »Sie ist

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