Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
schnaubt sie, »irgendeinen Anhaltspunkt …«
»Hör einfach auf damit«, rate ich ihr. »Erstens enthalten die meisten Alibinamen sowieso keinen Hinweis auf den echten. Und zweitens hätte Felix sie dir gezeigt, wenn ihm das recht wäre.«
»Vielleicht Anna Blume?«, fragt Jenny, als hätte sie mich gar nicht gehört. »Nein, ich hoffe, sie ist nicht so gebildet.«
Sie ruft das nächste Profil auf, statt Foto zeigt es eine sexy Katze im Comicstil. »Und wenn es die hier ist? Cat Woman?«
Sie sieht mich unsicher an. Falls sie das ist, hat Jenny nun auch nicht mehr über Nadja in Erfahrung gebracht, als dass sie extrem von sich überzeugt ist.
»Quatsch, meistens sind es Spitznamen«, beruhigt Jenny sich selbst. »Cat klingt eher nach Cathrin, Kati, Katharina, oder?« Ich stimme ihr zu. Vielleicht heißt Cat Woman eigentlich nur Katja Wonnemann. Falls ja, hat Katja das Beste draus gemacht.
Jenny klickt weiter zum Partyschnappschuss einer überfröhlichen Tanzmaus. Sugar Brown, faucht sie, »was der für Weiber kennt!«
»Ja, unmöglich!«, falle ich im selben Beschwerdetonfall ein. »Manche von denen spionieren sogar in seinem Facebookprofil!«
»Es ist kein Spionieren, wenn jemand das alles bewusst online stellt«, schnaubt Jenny. »Oh, Mann, ich hoffe, es ist nicht Luna Cardinale!«
Sie zeigt auf eine bildschöne Traumfrau. Jedenfalls eine Frau mit traumhaft schönem Bild. (Vielleicht auch nur eine Frau, die traumhaft mit dem Bildbearbeitungsprogramm verschönern kann.)
Jennys Blick ist besorgt. »Sicher nicht«, sage ich schnell, um sie zu beruhigen. »Das könnte zur Abwechslung mal ein echter Name sein.«
»So was gibt’s nicht«, widerspricht Jenny. »Dass jemand SO aussieht und dann noch einen so perfekt-romantischen Namen hat.«
Trotzdem, Luna Cardinale ist es nicht. Jenny ruft ihr Profil auf, es ist für jeden zugänglich und entlarvt, dass Luna nicht dieselbe Schule besucht hat wie Felix.
Mir ist wirklich nicht wohl dabei. Nicht nur, weil Felix so offenkundig nichts von Nadja erzählen wollte. Sondern auch, weil ich überzeugt bin, dass Jenny diese eingehende Beschäftigung mit Felix’ Online-Freundinnen und ihren unüberprüfbar-abersicher geschönten Selbstdarstellungen nicht besonders guttut.
»Was würdest du tun, wenn er dir sagt, dass es die Schöne mit dem Luna -Pseudonym ist?«, gebe ich zu bedenken.
»Dann ginge es mir besser«, knurrt Jenny, »weil ich dann wüsste, dass sie wenigstens …« Sie stöbert wieder in Luna Cardinales Profil. Offenbar findet sie auf die Schnelle nichts, was Luna deklassiert. Sie durchsucht Lunas Musik- und Film-Lieblinge – leider alles Dinge, auf die Jenny selbst steht – und Lunas Hobbys: surfen, Politik und Tanzen – autsch.
Jenny klickt immer schneller, in dem unbedingten Willen, irgendeinen Makel an der unbekannten und bewiesenermaßen unschuldigen Luna zu finden.
»Ha!«, ruft sie schließlich erleichtert, »›Labtop‹ mit B! … Siehst du?« Anklagend deutet sie auf das falsch geschriebene Wort. »Dann wüsste ich wenigstens, dass sie eine Niete in Rechtschreibung ist!«
»Und das würde helfen?«
Jenny nickt. Aber mag es auch armselig sein – trotzdem stellt mich Lunas endlich aufgestöberter Makel ebenfalls zufrieden. Weil es so beruhigend ist, dass sie nicht rundum perfekt ist.
Ja, doch. Ich verstehe, wie gut das tut. Dabei hat mir die fastperfekte Luna NICHTS getan. Schon gar nicht mit meinem Freund geschlafen.
Ich entdecke noch eigendlich und Interresse, womit feststeht, dass Labtop kein Ausrutscher war, und wir grinsen uns charakterlos-befriedigt an. Die kleine Rechtschreibschwäche gleicht den schönen Namen, die perfekte Figur und Surfen-Tanzen-Politik absolut aus. (Wir sind ja keine verbitterten Neidhühner – wir können nur besser schlafen, wenn sie nicht auch noch den Nobelpreis für Literatur bekommt.)
»Du weißt, dass genau das der Grund ist, warum Felix dir nichts über sie sagt, oder?«, frage ich behutsam.
»Und du weißt, dass genau das dich auch verrückt machen würde, oder?!«, kontert Jenny.
Keine von uns muss es aussprechen. Nadja hat wahrscheinlich keine Rechtschreibschwäche.
Als ich Jenny allein lasse und an Isas Zimmer vorbeikomme, sehe ich, dass auch sie noch am Computer sitzt. Aber sie stalkt sicher keine fremden Freunde.
Ich schiebe die Tür noch ein bisschen weiter auf. »Isa«, sage ich vorsichtig, »ich wollte mich nicht einmischen, nur …«
»Komm rein«, antwortet sie, »aber sag
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