Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Entbindung weiteroperieren kann, wenn eine Schwester das Baby auffängt.
Aber sie kann doch …
»Was denn?«, unterbricht Jenny grob meine Suche nach Schönrede-Argumenten. »Hochschwanger eine Stelle an einer neuen Klinik antreten, Facharztausbildung mit Baby, Stillen im OP, Abschluss mit Kleinkind, Nachtschichten und unregelmäßige Dienstzeiten? Hallo, Baby! Tschüs, Baby! Wie heißt du eigentlich, Baby? «
»Mal nicht alles so schwarz«, schimpfe ich, »Isa kann das schaffen!« Aber ich hab auch keine Ahnung, wie.
Wir beschließen, unsere Freundin nach besten Kräften zu unterstützen, ihr Mut zu machen und die Schwangerschaft so schön wie möglich zu reden. Aber Isa ist selbst Realistin genug.
»Ihr findet auch, dass es eine Katastrophe ist, oder?!«, fragt sie matt und fällt zu uns aufs Bett.
Tom ist losgezogen, um alkoholfreien Sekt einzukaufen, damit wir auf Isa und das Baby anstoßen können. »Er ist jetzt schon so fürsorglich«, sagt sie leise, »er wird sicher ein guter Vater …«
Aber es klingt nicht, als sei das die beste Nachricht der Welt. Sondern als mache das die Sache irgendwie noch komplizierter.
»Wir hatten doch alles geplant. Meine Facharztausbildung in München, irgendwann eine größere Wohnung … und DANN Kinder. Wenn ich den Facharzt habe und Tom ein bisschen befördert wurde. Nachdem wir ein paar seiner betreuten Projekte aus der Nähe gesehen haben. Nicht auf der ganzen Welt, nur ein paar … Vielleicht Guatemala und Indien. Ich habe noch kaum was von der Welt gesehen. Ich hab ja immer nur gelernt und gelernt.«
In diesem Punkt macht Isa sich vielleicht doch etwas vor. Sie hat nicht Jennys Abenteuerlust. Doch ich verstehe vollkommen, dass sie das Gefühl hat, der Zeitpunkt sei schlecht. Der Zeitpunkt IST absolut schlecht.
»So kommt es, wenn man Pläne macht«, lächelt sie traurig, »merkt euch das, Mädels.«
Langsam scheint mir die Trübsal doch ein wenig übertrieben. »Aber immerhin: Du wolltest Kinder«, tröste ich sie, »jetzt kriegst du sie eben ein bisschen früher.«
»Nein«, widerspricht sie, »jetzt krieg ich sie STATTDESSEN.«
Sie sieht es wie Jenny: Auch wenn Tom sich freut und ihr jede Unterstützung verspricht – mit einem Kind kann sie ihren Ärztinnentraum erst einmal einmotten.
»Weil du ein Jahr aussetzt?«, frage ich. »Du bist jung. Du willst Ärztin werden. Und du machst ja keinen Urlaub! Wenn du zurückkommst, bist du jedenfalls um einige Erfahrungen reicher. Und dann nimmt Tom ein Babyjahr und du machst deine Facharztausbildung ein Jahr später!« Mann, bin ich denn die einzige hier, die sich auf das Kind freut?!
»Gib mir doch wenigstens einen Tag, um mich überhaupt an den Gedanken zu gewöhnen«, seufzt Isa. Okay, das kann ihr wohl niemand abschlagen. Schon gar keine Nicht-Schwangere, die leicht reden und keine Konsequenzen zu tragen hat.
»Hättet ihr mich nicht morgen zum Arzt schleppen können?«,fragt sie vorwurfsvoll. »Nach Feiern ist mir nicht mehr … Obwohl, das hat auch sein Gutes: Ihr könnt wieder an die Prüfungsvorbereitung gehen.«
»Komm schon, Isa«, grinst Jenny, »du willst doch an deinem Geburtstag nicht lernen!«
»Wer spricht denn von MIR?!«, entgegnet Isa und streichelt mit wichtiger Miene ihren noch recht flachen Bauch. »ICH bin schwanger!«
Isa möchte sich mit Tom besprechen und dazu spazieren gehen … und Jenny und ich finden uns unerwartet vor unseren Bücherstapeln wieder. Ich erwarte nicht, dass wir heute besonders viel leisten. Isas aufregende Neuigkeit füllt doch eine Menge Hirnraum. Jenny raschelt wohl auch mehr mit den Seiten, als dass sie liest. »Mann, schwanger müsste man sein«, stöhnt sie irgendwann genervt.
»Ach«, frage ich grinsend, »willst du das auch noch mit einem Baby am Rockzipfel lernen müssen?«
»Nein«, kontert sie entsetzt »Ich will doch kein Baby, ich brauch nur das Jahr Extra-Lernzeit!«
Ja. Dagegen hätte ich auch nichts einzuwenden. Doch wir sehen ein, dass es das Aufschubjahr nur MIT Baby gibt und reißen uns zusammen. Wir arbeiten ganze zwei Stunden … bis uns siedend heiß einfällt, dass wir vor endlos langer Zeit – gestern Nacht, als wir noch nichts ahnten – beschlossen hatten, ein Essen zu Isas Ehren zu veranstalten. Und die Jungs eingeladen haben.
Wir brechen auf zu einer Blitzexpedition Richtung Supermarkt. Auf der Straße muss ich kurz stehen bleiben. Leute in Flipflops. Touristen, selbst in unserem Viertel. Überfüllte Cafés, Grillgeruch.
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