Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
Stimmt, das war ja auch noch: Sommer.
Unbewusst hatte ich das Gefühl, er sei angehalten worden, solange ich lerne. (Pause-Taste, Lena muss schnell noch was lernen. Wir setzen den Sommer später an dieser Stelle fort.)
Aber nichts da. Der Sommer ist schon fast vorbei. Noch eine Woche bis zu MEINEM Geburtstag. (Oh Gott, was das Schicksal wohl für mich für Überraschungen bereithält?!)
»Wäre es nicht doch schön«, fragt Jenny in diesem Moment, »einen einzigen Tag lang schwanger zu sein?«
Also das wäre das Letzte, woran ich jetzt gedacht hätte. Jenny grinst. »Weil man dann wenigstens einen Tag mit vollem Recht faul in der Sonne sitzen könnte.«
»Tu mir einen Gefallen, Jenny«, grinse ich zurück. »Wenn du vor Isa diese Wie schön wäre eine Schwangerschaft -Dinge sagst: Lass einfach immer die Erklärungen weg, okay?!«
Im Supermarkt benimmt sich Jenny ausgesprochen schräg. Sie schickt mich auf die Suche nach Seltsamkeiten wie Kichererbsen und Bulgur – und als sie verlangt, dass ich Safran auftreibe, bekomme ich das Gefühl, dass sie mich nur loswerden will. Aber mit dieser Unterstellung beleidige ich sie. »Du kannst nur nichts damit anfangen«, tadelt sie, »weil DU kochst wie ein einbeiniger, unverheirateter 70-Jähriger!« (Was sind denn das für Vorurteile?! Was, wenn der Mann Piraten-Schiffskoch war?!)
»Wir kochen arabisch«, erklärt sie. »Kein Alkohol, nichts Rohes, kein Schweinefleisch.« Sie lächelt zuckersüß. »Damit können wir problemlos Isas neue Essens- und Trinkvorschriften kaschieren. Nur für den Fall, dass sie vor Alex und Felix nicht gleich mit der Babytür ins Haus fallen will.«
Ich lobe sie über die Maßen für diese rücksichtsvolle Idee.
Wir kochen eine Stunde lang, Auberginenmus, Bulgur-Salat und Ma’amoul. Eigentlich kocht Jenny; ich darf nur schneiden und wegräumen, mehr traut sie mir nicht zu. Ich beschwere mich nur der Form halber, denn wenn ich ehrlich bin, ähneln meine Kochkünste doch denen des 70-jährigen Nicht-Schiffskochs.
Isa und Tom sind ein bisschen hektisch, als sie zurückkommen – Isa ist jetzt erst wieder eingefallen, dass wir zum Essen geladen hatten – und angesichts unseres arabischen Menus sehr gerührt. Isa versteht die Absicht dahinter sofort.
Jenny ist geschmeichelt. »Nur Folsäure und Vitamine«, grinst sie. »Essensmäßig sind Schwangere bei mir bestens aufgehoben. Den Geburtstagssekt haben Lena und ich dir sicherheitshalber auch schon mal weggetrunken.«
Felix und Alex sind von dem Menü eher irritiert – besonders, als Jenny den mitgebrachten, stolz präsentierten Champagner verbietet, weil er nicht zum Motto des Abends passt. Aber sie kennen uns lang genug und fügen sich der Tatsache, dass wir in puncto stilecht strikt sind. Und Jennys langatmige Erklärung für den arabischen Abend – angeblich schwärmt Isa für den Orient, seit sie als Kind Freundschaft mit einem Kamel geschlossen hat – schlucken sie schließlich auch, da Isa, Tom und ich dazu so ernsthaft und bekräftigend nicken.
Dass die Stimmung nicht ganz so ausgelassen ist, wie man es von einem Geburtstag erwarten könnte, fällt aber doch auf. »Was ist los?«, fragt Felix. »Wo ist eure sonst so wilde Feierwut?«
»Ach ja«, grinst Isa fatalistisch – es ist das erste Mal, dass sie heute Abend den Mund aufmacht. »Lasst uns Sekt trinken, Sushi essen und Schiffsschaukel fahren!«
Die Jungs starren sie verständnislos an.
»Komm schon, Isa«, wende ich ein, »du stehst gar nicht auf Schiffsschaukeln.«
»Kann ich ja auch nicht mehr«, entgegnet sie, offenbar nicht sehr auf Geheimhaltung bedacht.
Alex und Felix wirken noch verwirrter. Jenny versucht, gleichzeitig abzulenken und Trost zu spenden. »Ach, so geht es mir auch dauernd«, sagt sie und lächelt über Isas Bemerkung hinweg. »Ich will auch immer gerade das, was ich nicht habe.«
Isa sieht sie an, ruhig, aber irgendwie schrecklich traurig. »Ich weiß nicht, ob ich will, WAS ich habe …«, sagt sie.
Ich halte den Atem an. Und auch in Toms und Jennys Gesicht spiegelt sich der Schrecken. Isa zuckt die Schultern, hilflos.
Ich hoffe und wünsche mir mehr als alles, dass sie nicht meint, was sie sagt.
A lles dreht sich um das Baby. Jenny und ich können den ganzen Tag von nichts anderem reden. Vielleicht, weil es so schwer ist, unseren Freunden nichts davon zu verraten, dass wir alle Zeit, in denen wir mit Isa und Tom allein sind, nutzen müssen, um rauszuplappern, was uns zu dem Thema auf
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