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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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erkundigt sich Dr. Gode bei Jenny. »Haben Sie da mal miterlebt, wie jemand ein Baby bekommt?«
    »Natürlich«, empört sich Jenny.
    »Wie lang ist eine normale Babypause?«
    »Isa hätte fünf Monate!« Jenny kämpft wie eine Löwin. »Ich sage doch nicht, dass sie schon mit den Absolventen vom April-Prüfungstermin wieder einsteigt!«
    »Wissen Sie, wie schwer der Berufseinstieg mit Kind ist?«
    »Aber sie hat einen Freund, der sich kümmern kann …«
    »Kann er auch stillen? Oder unterdessen für sie in den OP gehen? Vielleicht sollte er besser kündigen, Kinder sind verdammt oft krank. Hoffentlich hat er vorher genug verdient.«
    Blöd, dass ausgerechnet Dr. Gode so entschieden gegen den Plan argumentiert. Gemein, dass er ausgerechnet Jenny inquiriert.
    »Wissen Sie auch, wie viele Ärztinnen nach der Babypause in den Arztberuf zurückkehren?«
    Jenny schweigt.
    »Es sind verdammt wenige«, sagt er. Das wäre nicht nötig gewesen. Wir wissen es.
    Dr. Gode wendet sich Isa zu. Ruhig und tröstend legt er ihr die Hand auf die Schulter. Ich würde mich wegdrehen, das wäre das Letzte, was ich jetzt ertragen könnte: Mitleid und Zuspruch von jemandem, der grade alle meine Pläne (mit denen ich eine Zukunft, die ich nicht mehr ändern kann, so gestalten könnte, dass ich sie haben will) als naiven Nonsens abgetan hat.
    Aber Isa dreht sich nicht weg. Sie sieht zu Boden.
    »Versteh mich richtig«, sagt Dr. Gode sanft zu ihr. »Ich glaube, dass du es schaffen kannst, denn du kannst eine Menge mehr, als du dir selbst zutraust.«
    Isa rührt sich nicht.
    »Mach die Prüfung, wenn dir so viel daran liegt. Vielleicht ist es gut, wenn du die schon mal hinter dir hast. Aber rechne auf keinen Fall damit, dass du im September irgendwem eine Stelle wegschnappst. Du wirst nicht in einem Jahr wieder hier stehen.«
    Isa schweigt.
    Selbst Jenny ist still geworden. Uns ist allen klar geworden, dass Dr. Gode nicht gegen Isas Plan redet, weil er Freude an der Destruktion hat. Er meint es ernst – und trotzdem gut mit ihr.
    »Vielleicht in zwei Jahren, Isa«, lächelt Dr. Gode sanft, »oder in vier. Dann komme ich nach München, um eine Fortbildung bei dir zu machen. Vielleicht lädst du mich dann zum Abendessen zu deiner Familie ein und stellst mir dein bestens geratenes Kind vor und es dreht mir eine lange Nase.«
    Isa nickt. »Das wird es tun. Versprochen.«
    Dr. Gode lächelt ihr zu, sie erwidert es zaghaft und traurig.
    Und dann gehen wir nach Hause.
    Isa sinkt an den Küchentisch – und weint los. Jenny und ich sind ratlos. Selbst ohne Schwangerschafts-Hormonchaos ist mir nach Heulen zumute. Auch wenn es hier nicht um meine Zukunft geht.

D u Glückliche darfst hierbleiben und mit deinen Freundinnen lernen«, grinst Alex. »Und ich muss 600 Kilometer fahren und mit meiner Familie Omas Goldene Hochzeit feiern.«
    »Das ist doch rührend«, finde ich, »sie sind 50 Jahre verheiratet …« ER hört sich doch in letzter Zeit so nach Bindungswunsch an!
    »Gar nicht«, schnaubt Alex, »Opa ist seit fünf Jahren tot.«
    Er erklärt, seine Oma würde die Familie nur versammeln, um sie alle zu schikanieren, und hat keine Lust, dafür die weite Fahrt nach Leverkusen auf sich zu nehmen – aber offenbar gibt es kein Entkommen.
    »Ich werde dich vier Tage nicht sehen und die ganze Zeit Sehnsucht haben«, klagt er, »während du in den vier Tagen hervorragend vorankommst.«
    Ich werde ganz gewiss ebensolche Sehnsucht nach ihm haben. Aber hervorragend vorankommen will ich trotzdem.
    »Du fehlst mir so«, sagt Tobias, »ich komme überhaupt keinen Schritt mehr voran. Ich stehe immer noch in meinem Büro und warte, dass du zurückkommst. 6000 Kilometer können für dich doch kein Problem sein.«
    Autsch. Schon wieder das Bücherregal. Diesmal mit voller Wucht.
    Wenn Tobias mir noch öfter im Traum erscheint, sollte ich das Zimmer umräumen. Diesmal weiß ich genau, was ich projiziert habe. Ich habe einiges dabei durcheinandergebracht. Nicht 6000Kilometer, nur 600. Und der mich so vermisst und mir so fehlt, ist Alex.
    Alex.
    Tobias aber ist es, den ich nach meiner letzten Nachtschicht vor den Prüfungen auf dem Gang treffe.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er. Und nicht, ob ich 6000 Kilometer zu ihm zurückkomme. Nur, ob es in der Nachtschicht auch keine Probleme gab. Ich nicke.
    »Danke«, sage ich leise. »Ich hab mich noch gar nicht für dein Geburtstagsgeschenk bedankt. Du warst nicht da, als ich Chirurgie-Konsultation hatte …

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