Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
wir, wie perfekt Felix sich benimmt, schämen uns in Grund und Boden und tun es nie wieder.«
Jenny ist so erleichtert, dass sie mich fast umarmt. »Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann!«
Hmpf.
Ich suche mir ein Paar von Jennys weniger lebensgefährlichen Schuhen aus – und kann doch nicht so schnell laufen, wie Jenny vorauseilt …
Es war eine richtig miese Idee. Und absolut falsch von mir, Jenny darin zu unterstützen.
Felix starrt uns an. Er weiß sofort, was los ist. Ich setze zu meiner Geschichte an, doch er hört mir gar nicht zu.
Er nimmt Jenny am Arm und geht mit ihr auf eine Frau zu. »Marissa, das ist Jenny«, sagt er. Lächelnd schüttelt Marissa Jenny die Hand. »Das ist Marissa«, nickt Felix Jenny zu. »Wir haben zusammen gearbeitet, dann ist sie nach Bonn gezogen, jetzt ist sie wieder hier, sie arbeitet in einem unabhängigen Labor und sie hat einen Freund, Richard, er steht dort drüben.«
Marissa wirkt überrascht von der ausführlichen Vorstellung, aber sie nickt zu allem. Jenny nickt auch. Es ist unerträglich.
Felix lächelt Marissa an, dann kommt er zurück in meine Richtung. Jenny folgt ihm. Felix geht an mir vorbei. Bis zur Tür. Und nach draußen.
Solange wir es aushalten, auf der fremden Party herumzustehen, kommt er nicht wieder. Es ist vollkommen klar. Er erträgt es jetzt einfach nicht, uns um sich zu haben.
W ir lassen keinen zurück«, töne ich wie ein alter Feldherr.
»Komm schon, Isa!«, bittet Jenny. »Dr. Gode sagt doch auch, es ist gut, die Prüfung hinter sich zu haben, eh das Baby kommt.«
»Und du lernst seit Jahren!«, falle ich in Jennys Ermutigung ein. »Ärztin werden willst du doch trotzdem – auch wenn es nun ein Jahr später wird.«
Isa schüttelt den Kopf. »Es wird nicht bei einem Jahr bleiben, das habt ihr doch gehört.«
»Aber die Approbation verfällt nicht so schnell«, argumentiert Jenny.
Isa lächelt. »Ehrlich, Mädels, ich hab jetzt andere Prioritäten. Ich muss in München, wo ich keinen kenne, eine Hebamme finden, zu Vorsorgeuntersuchungen gehen und den Geburtsvorbereitungskurs buchen, tausend Behördengänge erledigen und einen Haufen Babykram anschaffen …« Sie zuckt bedauernd die Schultern. »Außerdem habe ich seit zwei Wochen nicht mehr gelernt.«
Ich habe ununterbrochen gelernt. So viel, dass ich Alex seit seiner Rückkehr nur in drei Nächten gesehen habe. In den letzten Vorprüfungswochen bleibt keine Zeit mehr für das schöne Nacht-Freizeit-Sommer-Leben. Ich brauche auch noch die Nächte zum Lernen. Wenigstens die Hälfte davon.
Jenny hat die Hälfte der zwei Wochen für etwas anderes gebraucht. Nach unserem schrecklichen Überraschungsauftritt beider fremden Marissa hat sie eine Menge Überzeugungskraft und Überredungskunst aufwenden müssen, um Felix klarzumachen, dass sie nur Angst hatte. Dass sie ihm wirklich vertrauen möchte. Aber wie schwer es ihr fällt.
Sie hat es geschafft. Weil Felix immer noch mehr unter seinem Fehler leidet als unter Jennys Reaktion darauf.
»Es wird wieder«, sagt Jenny, »diesmal wirklich. Jetzt kann ich es. Jetzt schaffen wir es.« Ich würde es ihr so gönnen. Doch in der Zeit, die sie brauchte, um erneut in ihrer Beziehung aufzuräumen, hat sie wieder kaum für das Examen gelernt.
Mit aller Kraft reden wir ihr ein, dass sie es trotzdem schafft. Und nun versuchen wir, mit noch mehr Kraft, auch Isa davon zu überzeugen. Weil es uns einfach nicht richtig vorkommt, dass sie es nicht mal probiert.
»Ich will nicht mit einem Fehlversuch in meine Nach-Mutterschafts-Karriere starten«, erklärt Isa. Und bleibt stur. Egal, was wir vorbringen.
Am Nachmittag habe ich eine letzte kleine, blöde Idee. Ich bitte Jenny, mit mir auf einen Einkaufbummel zu gehen. Zu Berufsbekleidung Schneider.
»Perfekt!«, strahlt Jenny, als sie die Auslage sieht. Zwischen Overalls und Schürzen liegen die weißen Kittel. Sie probiert sieben Arztkittel an; offenbar haben sie winzige Unterschiede, die nur ich nicht erkennen kann.
»Und«, fragt sie, während sie sich vor mir in ihrem Favoriten dreht. »Würde ich dich umhauen?«
»Ja«, antworte ich grinsend, »und das würde mich ganz schön aus dem Konzept bringen, weil ich erwartet hätte, einer Ärztin gegenüberzutreten und keinem Kittel-Boxer.«
»Also kannst du es dir vorstellen? Wie ICH im Arztkittel Patienten erschrecke? Dr. Jenny?«
Ich muss nicht überlegen. Jenny lernt nicht gut, ich weiß nicht, wann sie zum letzten Mal acht Stunden am
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