Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
und …«
»Schon gut«, unterbricht er.
»Also danke«, beende ich mein Gestotter. »Ich habe mich wirklich riesig gefreut.«
Ist ihm das peinlich? ER hat doch MIR ein Geschenk gemacht! Da werde ICH mich doch wohl bedanken dürfen!
»Der Kittel allein macht es nicht«, sagt Tobias. Und macht MIR damit irgendwie das schönste meiner Geburtstagsgeschenke kaputt.
»Natürlich nicht. Ich hab mich trotzdem gefreut.« Das wird man doch wohl sagen dürfen.
Tobias sieht auf die Uhr. »Geh nach Hause, Lena. Geh schlafen. Du siehst müde aus.«
Ich nicke. Ich gehe ja schon. Dass ich nicht wie sonst widerspreche, lässt ihn offenbar glauben, dass er noch nachlegen darf. Oder muss.
»Du musst für die Nachtschichten vorschlafen«, sagt er. »Du kannst hier nicht unausgeschlafen Dienst tun.«
Ach! Dann halt du dich doch mal eine Nacht aus meinen Träumen raus!
»Ich kann ja nicht schlafen!«, entfährt es mir – vorwurfsvoll, als könnte er irgendetwas dafür, dass er des Nachts in meinen Träumen Rabatz macht.
»Geh heim und leg dich hin, dann wird es schon gehen«, sagt er unwirsch. »Man darf nur nicht die ganze Zeit mit den Augenrollen.« Es wirkt, als verkneife er sich mal wieder ein Lächeln dabei.
Ich HABE nicht mit den Augen gerollt. Das hab ich doch grade absolut nicht getan, oder?!
Ich habe ein fast komplettes Medizinstudium geschafft. Ich habe drei Tertiale PJ absolviert. Und den Großteil der Prüfungsvorbereitung überstanden. Aber ich schaffe es nicht, ein einziges Mal in einer einzigen Unterhaltung mit Tobias eine souveräne Antwort zu geben! Was müsste man dafür studieren – und wie lange?
Ich gehe heim. Auf der Stelle. Und rolle den ganzen Heimweg mit den Augen. Extra.
Am nächsten Vormittag sitzt Isa nicht am Küchentisch, als ich aufstehe. Ich koche Kaffee, ich warte, irgendwann erscheint die verschlafene Jenny in der Küchentür, Isa kommt nicht.
Schließlich gehe ich nach ihr sehen. Sie wacht grade auf.
»Ich habe geschlafen, Lena«, sagt sie. »Zum ersten Mal seit Wochen acht Stunden lang.« Sie sieht auf die Uhr und lächelt. »Elf Stunden.«
Sie setzt sich auf und sieht aus wie ein kleines Mädchen in ihrem Karo-Schlafanzug und mit den verstrubbelten Haaren.
»Ich habe bis um eins mit Tom telefoniert, der Arme kam heute sicher vollkommen übermüdet zur Arbeit.«
»Und du?«, necke ich sie. »Du kommst wohl heute gar nicht?!«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein, Lena. Ich komm nicht mehr.«
Bis zum Nachmittag bleibt sie im Schlafanzug im Bett. Jenny und ich sitzen bei ihr und sind sprachlos. Als ob wir es nicht geahnt hätten.
Isa erklärt uns, dass sie den Plan ändert. Sie haben es gestern Nacht entschieden, gemeinsam. Dass Dr. Gode recht hat. Dass sie realistisch sein muss. Und will.
Sie wird die Prüfung aufschieben. Stattdessen heiratet sie jetzt – wenn auch ungeplant mit dickem Bauch – und wird erst mal Mutter. »Alles andere wird man dann sehen …«, lächelt sie.Und wirkt mit ihrer Entscheidung tatsächlich vollkommen glücklich.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Einerseits kommt es mir so richtig vor … und gleichzeitig so falsch.
Jenny ist nicht um einen Kommentar verlegen. »Das ist furchtbar, Isa«, sagt sie, »einfach schrecklich. Denn jetzt müssen wir Johanna und Patrick zum Lernen einladen.«
S eit Isas Standpauke hat Jenny Felix nicht mehr ständig um sich haben wollen; ich glaube, dass sich ihre Beziehung allmählich wieder ausbalanciert.
»Felix ist heute auf eine Party eingeladen«, erzählt Jenny beim Frühstück. »Könnt ihr mir ganz schnell sagen, dass ich klasse bin, weil ich nicht gefragt habe, warum er unbedingt zum Geburtstag einer Frau gehen will, die ICH nicht kenne?«
Wir tun es. So schnell wir können.
»Und noch einen Extra-Zuspruch bitte«, fügt Jenny hinzu. »Denn er hat angeboten, dass ich mitkann. Aber ich hatte das Gefühl, er sagt es nur, um mir einen Gefallen zu tun, also hab ich abgelehnt.«
Wir loben sie ausufernd für diese erwachsene Reaktion. Doch den ganzen Arbeitstag über wirkt Jenny abwesend. Jedesmal, wenn ich von meinen Büchern aufsehe, starrt sie Löcher in die Luft.
»Was?!«, knurrt sie mürrisch, als ich sie fragend anschaue.
»Du siehst nicht aus, als ob du über Medizinrecht nachdenkst«, antworte ich.
Jenny zuckt unglücklich die Achseln. »Es ist das erste Mal, dass er wieder allein ausgeht, seit Brandenburg.«
»Wenn du es nicht aushalten kannst …«, beginne ich, doch sie fällt mir ins
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