Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
machen«, antwortet er irritierend barsch. Wäre er nicht mein bester und gleichzeitig undurchschaubarster Freund, wäre ich wegen dieses rigorosen Rausschmisses sicher beleidigt. So aber gehe ich, nur leicht verwirrt, um meinen trostlosen Heimweg anzutreten. Es ist ohnehin schon viel zu spät.
Im nächsten Moment erklärt sich Rubens ungalanter Rauswurf. Auch wenn ich nie durchschauen werde, woher er solche Dinge weiß.
Tobias steht in der Tür.
Ich weiß nicht, was er hier tut, das ist nicht mehr sein Krankenhaus! Und um sich mit Dr. Al-Sayed zu treffen, muss er auch nicht die Cafeteria besuchen.
Er ist überrascht, mich zu sehen. Aber vielleicht auch froh. In der Tür stehen wir uns gegenüber. »Ich wollte nur schnell einen Kaffee, bis …« Etwas unsicher schaut er von mir zu Ruben.
Ruben wirft uns einen prüfenden Blick zu. Ich kann sehen, dass er sich eine Bemerkung verkneift. Dann dreht er sich weg und macht sich konzentriert an der Kaffeemaschine zu schaffen, als müsse er sie in ein Raketentriebwerk umbauen. Ich glaube aber trotzdem, dass seine Ohren ganz bei uns sind. Tobias denkt das wohl auch. Er sieht mich an, sein Blick ist warm, mitfühlend. »Du siehst nicht glücklich aus, Lena«, sagt er fast unhörbar.
Nein, ich bin nicht glücklich. Dabei habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dich wiederzuhaben.
Er wirkt sicher wie immer, als er leise sagt: »Wenn du reden willst …«
Pah, da bist du ja der Richtige! Weißt du noch, wie lange es gedauert hat, bis wir beide miteinander reden konnten? Ich will nicht reden. Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Dass ich die ganze Zeit auf dich gewartet habe? Dass ich nichts lieber will, als bei dir sein?Ruben schließt den Wasserbehälter der Kaffeemaschine mit einem scheppernden Geräusch.
»Ich muss nach Hause«, ist alles, was ich herausbringe.
Ruben stellt eine Tasse Kaffee auf den Tresen. »Immer noch schwarz?«, fragt er. Tobias nickt.
Und dann wendet sich Ruben zu mir und meint sanft: »Gute Nacht, Lena!«
Ich laufe fast eine Stunde ziellos durch die Stadt. Der Abend riecht nach Frühling.
Als ich endlich nach Hause komme, treffe ich vor der Tür auf Felix. »Hallo«, sagt er nur knapp; er wirkt, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er unsere Wohnung betreten soll.
»Na los«, beschließe ich. »Du kommst gerade richtig.«
Es ist ein Abend für Rückkehrer.
Oben öffne ich die Tür zu Jennys Zimmer. Sie liegt im Bett und schaut einen Film, beachtet mich nicht. Auch nicht den Mann neben mir.
»Besuch …«, sage ich leise. Keine Reaktion.
Felix tritt ins Zimmer, doch sie sieht auch ihn nicht an. Mann, Jenny, sag doch was! Jenny schaut stumm auf den Fernseher. Es läuft Notting Hill. Die Szene, in der Julia Roberts Hugh Grant ihre Liebe erklärt. Ich glaube, Jenny sieht gar nicht zu.
Felix geht zu ihr, langsam. Ich sollte verschwinden, aber ich bleibe noch einen Moment, in dem unsinnigen Gefühl, ich könnte ihnen beistehen.
Er nimmt die Fernbedienung vom Bett.
»Die Szene magst du doch gar nicht«, sagt er, als sei er nur deswegen hergekommen.
Er drückt einen Knopf und der Film springt. Im nächsten Moment höre ich, wie Hugh Grant behauptet, er sei ein Journalist. Von Horse and Hound. Jennys Lieblingsszene.
Leise schließe ich die Tür. Das Letzte, was ich sehe, ist wie Jenny den Kopf hebt und Felix anschaut, als habe sie ihn noch nie gesehen. Und als sei sie unsagbar froh, dass er endlich da ist.
Am Freitag ist es so weit. Der Tag ist gekommen, an dem Anton gehen darf. Ich erfahre es im Arztraum von Dr. Mewes, er hat eben Antons Abschlussuntersuchung durchgeführt. Dr. Seidler hört uns mit einem Ohr zu, während sie Stichpunkte für einen Bericht diktiert. Ihr Blick zu mir ist offen und herzlich.
»Gehen Sie ruhig!«
Ich komme auf der Säuglingsstation an, als Anton gerade warm eingepackt wird, bis zur Nasenspitze wickelt Frau Frisch ihn ein. Die Frau neben ihr ist offenbar ihre Freundin, eine Schwester hilft ihr eben dabei, Antons Sachen und den Monitor zu verpacken, den Frau Frisch zu Antons Überwachung mit nach Hause nehmen soll.
Frau Frisch strahlt mich an. »Ich hatte schon Angst, dass ich Sie nicht mehr sehe! Wir können ja nicht einfach raufkommen und Sie mitten in einer Entbindung stören!« Ich muss grinsen. Als sie mich ihrer Freundin aber als »Pünktchens Lieblingsärztin« vorstellt, bin ich doch so korrekt, zu sagen, dass ich noch PJlerin bin. Noch.
Die Freundin begrüßt mich herzlich, als
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