Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
hätte sie schon viel von mir gehört. Dann schnappt sie Antons Tasche und den Monitor und trägt alles zu ihrem Auto. Sie braucht nicht mal jemanden, der ihr die Tür aufhält. Ich denke bei mir, dass sie Frau Frisch sicher höchst patent zur Seite steht, und bin froh.
»Werden Sie zurechtkommen?«, frage ich Frau Frisch. Sie nickt. »Die Hebamme und der Krankendienst besuchen uns. Und Julia ist eine Wucht.« Julia ist offenbar ihre Freundin – und wie eine Wucht wirkte sie absolut.
»Aber eigentlich …«, setzt Frau Frisch nachdenklich und leise hinzu, »eigentlich habe ich gerade das Gefühl, wir brauchen niemanden.« Sie betrachtet ihren rundum verpackten kleinen Sohn und lächelt. »Wir haben ja uns.«
Ich glaube ihr vollkommen. So ist das, Lena, wenn man jemanden hat.
Julia, die Wucht, steht schon wieder in der Tür, sie hat bereits alles zum Auto gebracht und kommt jetzt wohl nachsehen, ob sievielleicht auch noch ihre Freundin samt Sohn nach unten tragen könnte. »Wollen wir?«, fragt sie Frau Frisch.
Die nickt. »Nur einen Moment noch.«
Sie sieht mich an, lächelt und legt mir das kleine Bündel in die Arme. Ich darf ihn halten, das hatten wir ausgemacht.
Anton fühlt sich immer noch zu leicht an – und trotz der vielen Kleidungsschichten ungemein zerbrechlich. Aber er staunt mich mit blauen Augen aufmerksam an und lächelt.
»Alles Gute, Anton!«, sage ich schnell gegen den Kloß im Hals. »Treib’s nicht zu bunt, du alter Mädchenschwarm! Und ein glückliches Leben!«
F ür das Wochenende hat Isa ein höchst seltsames Treffen verabredet. »Ich habe es ganz falsch angefangen mit der Fernbeziehung«, erklärt sie mir. »Es war idiotisch, Tom Dinge nicht zu erzählen, die mich beschäftigen. Aber es war auch blöd, ihm ALLES zu erzählen. Bert, Bert, Bert – kein Wunder, dass er sich Sorgen macht. Bert ist ja immer da und Tom meistens sechs Stunden weit weg …«
Ich verstehe die Konsequenz nicht ganz. Will Isa jetzt wieder mit den Heimlichkeiten anfangen? Doch sie lacht und schüttelt den Kopf.
»Man hat doch meistens Angst vor Dingen, die man nicht kennt«, erklärt sie, »die man nicht einschätzen kann!« Seit wann ist sie so überlegen?
Isas Verabredung ist ein Dreier-Date. Isa, Tom – und Dr. Bert Gode. Sie will die beiden Männer einander vorstellen. Wow, wer hätte das gedacht?! Eine Isa, die souverän und lässig ein Zwei-Männer-Eifersuchtsproblem im Keim erstickt. Als ich das sage, lacht sie.
»Nein, Lena, du musst früher anfangen: Hättest du gedacht, dass ich mal mit einem Vorgesetzten so befreundet bin, dass ich ihn meinem Verlobten vorstelle?!« Absolut nicht, liebe Isa. Denn dafür muss man ja in Gegenwart eines Vorgesetzten den Mund aufkriegen. Und daran war noch vor einem halben Jahr nicht zu denken.
Als die beiden zurückkommen, ist Tom vollkommenbegeistert von Dr. Gode. Er spricht von Bert, als seien sie alte Freunde. Als hätte er niemand Besseren aussuchen können, um in seiner Abwesenheit auf seine Zukünftige aufzupassen. Isa lächelt mir zufrieden zu.
»Berts übercharmante Komplimente stören ihn nicht?«, frage ich flüsternd.
»Er glaubt, es tut mir gut, so verhätschelt zu werden.«
»Ach, und Angst hat er keine mehr?«
Isa grinst. »Bert hat ihm dieselbe Art Komplimente gemacht.«
Na herrlich! »Jetzt muss ich nur nach der anderen Seite aufpassen«, lächelt Isa. Sie erzählt, dass das Gespräch schließlich auf Dina Schlosser kam, die – seit Isa unter den Kollegen hoch im Kurs steht – immer mehr an den Rand gedrängt wird. Und dabei habe Tom unnötig großes Mitleid entwickelt und versucht, Dr. Gode die nun etwas ausgeschlossene Dina ans Herz zu legen – vielleicht könnte er seinen tröstenden Charme auch bei ihr versprühen?
»So großherzig bin ich leider noch nicht«, gesteht Isa. »Dass Bert auch Dina verhätschelt, würde ich lieber verhindern.« Ich bin ganz sicher, dass sie auch das noch hinkriegt.
Felix hat unterdessen einen Plan gefasst. Abends klopft er demonstrativ gegen die Spülmaschine, die immer noch in unserer Küche steht und noch nie gelaufen ist. An der wir vorbeisehen wie an einer jahrelangen Straßensperrung – man hat sich daran gewöhnt, dass da etwas im Weg ist, mehr nicht.
Felix schlägt vor, die Spülmaschine zu verkaufen. Er hat einen zuckersüßen alten Citroen gesehen – eine Ente, die sich hervorragend als fahrbarer Untersatz für Jenny eignen würde. »Ihr werdet niemals mit dieser Monstermaschine
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