Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
abwaschen«, ist Felix überzeugt. »Und sie würde genau das Geld für die kleine Ente einbringen!«
Er hat recht. Man darf die Dinge nicht so überbewerten. Es ist nur eine Spülmaschine. Und es spielt keine Rolle, warum wir sie nicht benutzen, nur, dass sie ungebraucht in unserer Küche steht. Im Gegenwert eines fast fahrtüchtigen 2CV.
Isa und ich finden den Vorschlag prima. Wie die übrigen Verkehrsteilnehmer Berlins zurechtkommen werden, wenn Jenny demnächst jederzeit die Möglichkeit hat, auf ihren Straßen herumzutoben, sei dahingestellt. Aber für Jenny kann ich mir nichts Schöneres vorstellen.
Jenny ist Feuer und Flamme. Und als Felix verspricht, den alten Wagen für sie binnen einer Woche in Schuss zu bringen, fällt sie ihm um den Hals und verspricht ihrerseits, ihn dafür als Erstes bis nach Rom zu kutschieren. Diesmal wirklich. Spätestens im August.
Zwischen Felix und Jenny ist vielleicht noch nicht wieder alles in Ordnung. Aber es wird. Ich sehe, wie Tom und Isa einen zufriedenen Blick wechseln. Sie haben es auch gemerkt: Jenny spricht von einer Zukunft. Mit Felix.
Pärchenabend, Lena. Nun ist es wieder so weit. Du bist die Einzige, die niemanden hat.
»Sorry, Lena«, sagt Tom am Samstagnachmittag. »Wir schaffen das leider nicht zu zweit.«
Er meint nicht, dass ich mit anfassen soll. Meine OP-gestählten Hände werden beim Abtransport der Spülmaschine nicht benötigt. Es geht um eine andere Art von Stärke. Die beiden Jungs haben Alex gebeten, zu helfen.
Ich weiß nicht, wie ich mich benehmen soll. Erwartet Alex, dass wir uns die Freunde teilen? Wenigstens Jenny kennt er ja länger als ich und mit Felix und Tom ist er ein Herz und eine Seele. Muss ich sie ihm überlassen, weil ich unsere Beziehung beendet habe?
Als Alex ankommt, hat Feigheits-Lena gerade etwas ganz Wichtiges in ihrem Zimmer zu erledigen. Sie hört nur rein zufällig, wie Alex im Flur all ihre Freunde begrüßt.
»Hey«, sagt es kurz darauf an meiner Zimmertür. Alex. Er schaut zu mir herein, begrüßt mich. Nichts zu Nettes, zu Nahes, Wehmütiges, obwohl sein Blick ein bisschen traurig ist. Er kommt nicht Hallo sagen, weil er etwas damit bezweckt, nur weil ich eben hier bin. Er ist einfach nicht so feige.
Ich komme also doch endlich heraus und helfe meinen Freundinnen dabei, den Auszug der verhassten Maschine zu kommentieren. Tom, Felix und Alex tragen das funkelnde Monster nach unten und verladen es in einen Miettransporter.
Irgendwann bin ich plötzlich doch mit Alex allein. Die ganze Zeit hat er sich zusammengenommen, hat ganz normal mit den Jungs gesprochen, mit meinen Freundinnen. Ganz normal auch mit mir. Jetzt sieht er plötzlich entsetzlich müde aus. Erschöpft, als hätte ihn das Zusammensein mit uns unsagbare Kraft gekostet. Es fällt ihm schwer, mich anzusehen. Trotzdem geht er nicht weg. Trotzdem fragt er, wie es mir geht.
»Ich weiß es nicht«, sage ich ehrlich. »Wie geht es dir?«
Er winkt ab, so traurig, es bricht mir das Herz.
»Bist du glücklich?«, fragt er. Ich will es ihm nicht erzählen. Wie weh es mir tut, ihn zu sehen. Und dass ich trotzdem jeden Tag mit dem Gedanken spiele, Tobias anzurufen, endlich.
»Ich habe ihn noch nicht gesehen«, sage ich. »Ich weiß noch nicht, ob es das alte Gefühl ist. Oder nur die Idee von etwas, das es nie gab.«
»Du musst es rausfinden«, sagt er.
Ich will ihm auch nichts vormachen. Eine Zeitlang war er mein bester Freund. »Ja, das muss ich«, antworte ich.
Er sieht mich an, lächelt zaghaft.
»Es wird klappen, Lena«, sagt er. »Frag deine Orakel, wenn du mir nicht glaubst. Aber ich weiß es ganz genau.«
Er sieht weg. Und lacht, ganz kurz, wie verloren. »Ich glaube, du darfst das Orakel sogar frei wählen, Lena. Du kannst es so groß fassen, wie du es dich noch nie getraut hast. Wenn an dem Abend nur eine einzige Laterne brennt, klappt es.«
Dabei war ich mir doch noch gar nicht sicher, ob ich Tobias wirklich schon treffen will …
H eute wird Baby Victoria abgeholt. Eine Frau vom Jugendamt kommt, sie ist sehr geschäftig. Eine halbe Stunde unterschreibt sie mit Dr. Al-Sayed Papiere, dann marschiert sie hinter der Oberärztin in die Kinderstation.
Kurz darauf kommt Dr. Al-Sayed zurück, allein. »Wo ist sie jetzt?«, frage ich. Die Oberärztin lächelt. »Schon unterwegs in ihr neues Leben.«
Es trifft mich hart, dass ich keine Gelegenheit hatte, mich von Victoria zu verabschieden.
»Warum sollten Sie?!«, fragt Dr. Al-Sayed. »Ich halte
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