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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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ist Surayas Farbe schon von Quittengelb zu Blassgelb gewechselt und dem Bericht des Kinderarztes entnehme ich, dass es dem Baby ausgezeichnet geht. Jetzt schläft sie in dem kleinen Bettchen neben ihrer Mutter. Ich gönne mir einen Belohnungsmoment und sehe zu, wie sie schnauft und die winzige Faust ballt.
    Frau Perkins geht es gut, mit dem Stillen kommt sie zurecht, die Blutwerte sind in Ordnung und der tägliche Bericht über die Uterusrückbildung notiert keine Auffälligkeiten. Also wennich nicht Glück mit »meiner« ersten Schwangeren habe! Frau Perkins scheint sich sogar schon wieder ein wenig zu langweilen. Auf ihrer Decke liegt Stickzeug. In akkuraten Buchstaben stickt sie Surayas Namen in die Babywäsche. »Ich weiß«, lächelt sie mich an, »Suraya wird in wenigen Wochen schon rausgewachsen sein. Aber ich find’s einfach schön, schließlich wird das hier für immer ihr erster Strampler sein.«
    Na ich habe nichts dagegen, auch wenn mir der Name immer noch nicht hundertprozentig gefällt. Frau Perkins stickt eine kleine Krone an das letzte A und erzählt, dass »Suraya« »Prinzessin« bedeutet. »Eigentlich habe ich den Namen deswegen ausgesucht«, sagt sie und lächelt versunken. »Denn als wir wussten, dass es ein Mädchen wird, aber noch keine Namensidee hatten, haben wir sie immer unsere Prinzessin genannt.« Das ist es. Jetzt weiß ich, was bei Frau Frisch seltsam war.
    Ich verabschiede mich schnell und kehre zu Zimmer 20 zurück. Frau Frisch liegt im Bett und ihr schwarzes Schneewittchenhaar fließt über das Kissen.
    »Hallo«, sage ich und nehme das Ultraschallbild von ihrer Decke. »Wie läuft es mit dem Baby-Small-Talk?«
    »Ich mache nur gerade Pause.« Sie lächelt schwach. »Man kommt sich schon ein bisschen dumm vor …« Nein, liebe Frau Frisch, eine Mutter sollte sich auf keinen Fall blöd fühlen, wenn sie mit ihrem Kind spricht! Auch wenn es noch nicht auf derselben Welt ist! Total schlechte Voraussetzungen.
    »Ich übernehme mal fünf Minuten für Sie.« Ich setze mich mit dem Bild an ihr Bett. »Hallo, Baby«, beginne ich, genau wie sie. Und dann sehe ich sie an, als fiele es mir gerade erst ein, und frage: »Wie heißt er denn eigentlich?«
    Frau Frisch atmet tief durch und sieht weg. »Er hat noch keinen Namen.«
    »Das ist nicht gut«, sage ich leise. »Dann kann er sich doch nicht willkommen fühlen.« Es ist Blödsinn, ich höre mich an wie ein Guru. Aber Frau Frisch muss daran glauben, dass diesmal alles gut gehen wird.
    »Ich habe mir beide Male Namen überlegt«, antwortet sie, ohne mich anzusehen. »Beim ersten Mal sogar schon in der 10. Woche.« Ich verstehe. Sie vermeidet die Bindung zu ihrem Baby, falls es wieder schiefgeht.
    »Dieses Kind schafft es«, sage ich entschlossen, als könnte ich das wirklich beeinflussen. »Und es braucht einen Namen.«
    »Meinen Sie?« Ich nicke, so überzeugt es nur geht. Sie sieht mich besorgt an. »Ich weiß keinen …«, flüstert sie.
    Ich weiß auch gerade keinen. (Mir fallen spontan nur Unmöglichkeiten ein – Horst, Pawel, Waldemar. Die sage ich natürlich nicht, immerhin habe ich auch eine gewisse Verantwortung.) »Sie können doch erst mal einen Kosenamen nehmen«, schlage ich vor. »Krümel, Prinzchen, Fröschlein, ganz egal.« (Fröschlein!)
    Frau Frisch schüttelt den Kopf, sie will keinen meiner Vorschläge. Ich würde sie auch nicht übernehmen, nur ist meine Spontaneität gerade überfordert. Ich betrachte das Wesen auf dem Bild, zusammengerollt wie ein kleiner Igel. »Igeli« findet Frau Frisch aber auch nicht so berückend. Selbst hat sie jedoch keine Ideen. Sie beschäftigt etwas anderes.
    »Glauben Sie denn wirklich, dass ich es diesmal schaffe?«, fragt sie ganz leise. »Er ist so winzig. Er ist ja nur ein Pünktchen!«
    Ich gebe mich so siegessicher ich nur kann. Mir doch egal, wer mich hinterher verantwortlich macht, falls ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Es DARF einfach nicht schiefgehen!
    »Pünktchen«, wiederholt sie ein bisschen sicherer. »Was halten Sie davon? Übergangsweise …« Ich halte eine Menge davon, eine Riesenmenge, Staubzahl, Sternzahl. Und habe endlich ein gutes Gefühl, als ich Frau Frisch und ihr Pünktchen wieder allein lasse.
    Das Mittagessen kann ich heute vergessen, ich bin viel zu spät und kann ja schlecht den Beginn der Nachmittagsvisite in der Cafeteria verbummeln. Jenny kommt mit mieser Laune zurück; sie hat Isa getroffen, die schon wieder durchhängt. Denn heute hat

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