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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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was es bedeutet, zwei Babys zu verlieren, kann ich mir nicht im Mindesten vorstellen. Mein Medizinvokabular schützt mich, »Abgang« klingt traurig, aber rational. Nur, was sage ich Frau Frisch?
    Die meisten Frauen bekommen nach der ersten Fehlgeburt ein gesundes Kind, auch zwei Fehlgeburten bedeuten nicht, dass Frau Frisch ihr drittes Kind ebenfalls verlieren muss. Doch nun kam es wiederum zu vorzeitiger Wehentätigkeit. Welche Angst die Patientin haben muss, will ich mir gar nicht ausmalen … Mach dich nicht verrückt, Lena! Wenn du nicht daran glaubst, dass diesmal alles gut gehen MUSS, wie willst du ihr dann helfen?!
    Frau Frisch ist 28 und hat Schneewittchenhaare. Und so weiß wie Ebenholz ist ihr Gesicht auch; sie wirkt trotz des dicken Bauchs irgendwie zu klein für das Krankenhausbett.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragt sie mich ängstlich.
    Ich unterdrücke den Impuls, sie dasselbe zu fragen. Professionalität, Lena, tu, als ob du es wüsstest! Die Wehen haben in der vergangenen Nacht eingesetzt, der Gynäkologe hat festgestellt, dass der Muttermund sich bereits zu öffnen beginnt. Frau Frisch ist in der 32. Woche; wenigstens zwei Wochen sollten wir noch herumbringen, bevor ihr Baby auf die Welt kommt. »Wirbleiben ganz ruhig«, sage ich. »Sie bekommen Magnesium und wehenhemmende Medikamente. Wir müssen Zeit gewinnen.« Frau Frisch nickt. Ich erkläre ihr, dass wir ihr Baby überwachen werden, um eingreifen zu können, wenn es unbedingt herauswill. Aber das Kleine sollte noch möglichst lange im Bauch bleiben. »Das Wichtigste ist, dass Sie strenge Bettruhe einhalten«, sage ich. »Und Sie müssen versuchen, sich zu entspannen.«
    Das ist leicht gesagt, Frau Frischs Finger knautschen die Bettdecke. »Ich hab noch nicht mal ein Kinderzimmer eingerichtet«, sagt sie leise. »Ich dachte, es bringt wieder Unglück.«
    Ich verstehe das. Aber sie sollte sich nicht mehr mit den Dingen beschäftigen, die zu Hause unerledigt sind.
    »Jetzt konzentrieren Sie sich nur auf sich und Ihr Kind«, schärfe ich ihr ein. »Alles, was nach der Geburt kommt, bedenken wir später.« Sie nickt wieder, aber ich sehe, dass ihr Kopf keineswegs loslässt, nur weil eine Fastärztin das gerade empfiehlt. Kann ich sie nicht ein wenig von der Angst ablenken, indem ich ihr eine andere Aufgabe gebe?
    »Sie sollten mit Ihrem Kind sprechen«, schlage ich vor. »Sagen Sie ihm ganz ruhig, dass es noch ein bisschen warten muss.«
    Frau Frisch sieht mich unsicher an. »Das soll helfen?«
    Ich hoffe, dass sie dadurch erstens ihren Kopf beschäftigt und sich zweitens durch das ruhige Atmen und Sprechen selbst etwas beruhigt. »Das ist ganz wichtig«, antworte ich deshalb. »Stellen Sie eine Bindung her. Sie beide müssen doch jetzt zusammenarbeiten.«
    Wenn die Wehen zu früh einsetzen, ist das ein biologischer Prozess, der mit bloßem Willen nicht aufzuhalten ist. Aber vielleicht ist mein Gedanke trotzdem nicht ganz falsch. Ich fühle mich zumindest immer besser, wenn ich das Gefühl habe, selbst etwas tun zu können.
    In der Akte liegt ein Ultraschallbild. Ein winziger Junge in einer grauen Wolke. Ich nehme das Bild heraus und lege es auf die Decke. »Reden Sie mit ihm!« Frau Frisch nimmt das Bild, ihre Finger zittern leicht.
    »Heute Nachmittag werden Sie beide noch einmal untersucht«, erkläre ich. »Das ist das, was WIR tun können. Und Sie tun jetzt, was in IHRER Macht steht, und reden mit Ihrem Kind.«
    Sie nickt und ich hoffe, dass sie damit die nächsten Stunden herumbringt, ohne sich verrückt zu machen. Ich klappe die Akte zu. »Wir schaffen das schon.«
    An der Tür drehe ich mich noch einmal um. Frau Frisch zerknickt eine Ecke des Ultraschallbildes, gesagt hat sie aber noch nichts zu dem grau-weißen Bild. »Fangen Sie an!«, sage ich. Vielleicht hat sie Scheu, in meiner Gegenwart zu einem Bild zu sprechen, aber ich kann nicht sicher sein, dass sie es tun wird, wenn ich gegangen bin. Sie sieht das Foto gar nicht richtig an. Ich kehre noch einmal um, Frau Rühlemann muss noch kurz warten. Behutsam nehme ich Frau Frisch das Bild aus der Hand.
    »Hallo, kleiner Mann!« Ja, es ist ein bisschen komisch. Aber ich weiß, was ich damit erreichen will. »Du hast dich geirrt«, fahre ich mit Märchentantenstimme fort. »Es ist noch gar nicht Zeit für dich. Du musst dich noch ein bisschen gedulden. Vielleicht bist du neugierig auf deine Mama oder auf die Welt hier draußen. Aber glaub mir, du siehst sie noch früh genug. Es ist

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