Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
dass Jenny Alex das Auto abgebettelt hat, um spontan nach Italien zu fahren. »Und dann stand ich in Bologna mit einem Wrack!«, empört sie sich. »Noch 400 km bis Rom und kein Auto mehr!« Alex’ Verlust scheint ihr nicht so wesentlich.
»Eine Ölanzeige hatte es«, widerspricht er. »Wenn die leuchtet, darf man nicht noch bis Bologna durchheizen.«
Jenny entgegnet unbekümmert, sie habe es eben eilig gehabt. Felix fühlt mit Alex – und sich irgendwie dafür verantwortlich, den Fehler seiner Freundin auszubügeln. Er bietet sofort seineHilfe bei der Reparatur an, doch Alex erzählt wehmütig, dass er den geliebten Wagen verkaufen musste, weil die Ersatzteile einfach zu schwer zu kriegen waren. Und unbezahlbar. Jenny fühlt sich von Felix’ Entschädigungsversuchen bevormundet.
»Schatz, ich hatte ein Leben vor dir«, sagt sie einen Hauch zu bissig. »Und dafür trage ich ganz allein die Verantwortung.« Kurz herrscht ein etwas unwohles Schweigen im Auto. Aber Felix bleibt cool.
»Na, sehr schwer trägst du jedenfalls nicht daran«, entgegnet er lächelnd und fängt die Stimmung damit wieder auf.
Vor dem Club gibt es keine Parkplätze, die Jungs setzen uns ab und begeben sich auf die Jagd nach einem halbwegs legalen Abstellplatz für den Wagen. Wir begutachten unterdessen die Party; der Club ist voll, alle kennen sich, wir kennen niemanden, aber wir haben ja einander. Auf der Suche nach einem gemütlichen Plätzchen zum Schwatzen entdeckt Jenny ein Separee. Als sie es entern will, tritt ihr jedoch ein Sicherheitsmann in den Weg. Er entschuldigt sich höflich, verwehrt uns aber den Zutritt. Jenny zieht einen Schmollmund, doch sie blitzt ab. »Nur VIPs.«
Isa und mir ist Jennys Überredungsversuch ein wenig peinlich. Wir wollen sie weiterziehen, irgendwo wird es schon noch einen anderen hübschen Platz für uns geben. In diesem Moment ruft aus der kleinen Lounge eine Männerstimme: »Hey, das ist doch Alex’ Freundin!« Ich stelle gar keinen Zusammenhang her und fühle mich nicht gemeint. Jenny aber sieht mich an, als sei ich gerade im Ballkleid vom Himmel gefallen.
»Paulette!«, dröhnt es aus dem Separee. »Paulette ist doch eine Ausnahme!«
Jetzt erkenne ich die drei Jungs. The Mighty M sind heute bekleidet und ohne Instrumente, aber in ähnlich ausgelassener Stimmung wie neulich. Fröhlich winken sie mich heran, der Sicherheitsmann entschuldigt sich – bei MIR! – und wir dürfen passieren.
»Du schuldest mir eine Geschichte, Paulette!«, grinst Jenny. Aber sie ist die Erste, die in das Separee spaziert.
Ich kann es kurz nicht fassen. (Wer bitte ist das, Lena? Diese angesagte, lässige Frau, die von den VIPs unter den geladenen Gästen begrüßt wird wie ein Jahre verschollener Sandkastenfreund?! Gut, dass ich den Decknamen Paulette vorschützen kann. Für Lena Weissenbach wär das irgendwie zu viel!)
Die Bandjungs stellen sich artig meinen Freundinnen vor, Ferdinand, Dennis, den Namen des anderen verstehe ich nicht, kann aber nicht mehr nachfragen, Paulette ist immerhin eine Uralt-Freundin der Band.
The Mighty M wird heute noch aufspielen. Dass sie selbst vor einem Auftritt nichts trinken, hindert sie nicht daran, großzügig clubgesponserte Drinks für UNS zu ordern. Isa macht der Trubel um uns ein bisschen verlegen; Jenny aber greift mit einer Selbstverständlichkeit nach solchen Gelegenheiten, die mir immer wieder imponiert. In der nächsten Minute sitzt sie zwischen Ferdinand und Dennis, teilt eine Tüte Joghurtgums mit ihnen, plaudert und lacht. Doch wenn ich mich jetzt nicht vollkommen überschätze, liegt in den vergnügten Blicken, die sie mir zwischendurch zuwirft, etwas, das Paulette als Bewunderung deuten würde.
Die Jungs kommen kurze Zeit später, werden anstandslos zu uns durchgelassen und Alex strahlt mich an. »Na? Überraschung gelungen?« Er benimmt sich, als würden The Mighty M allein meinetwegen spielen. Es ist toll.
Wir verlassen das Separee erst, als die Band auf die Bühne muss und als Krönung legt Ferdinand den Arm um mich und fragt, ob ich ihn heute wieder beim Gitarrenspiel unterstützen werde.
»Was hast du mir alles NICHT erzählt, Schätzchen?!«, fragt Jenny mit blitzenden Augen, als sie mich beiseitenimmt. Doch meine nachgeholte Kurzzusammenfassung unseres Konzertabends ist nicht das Einzige, das sie interessiert. »Alex’ Freundin‹, ja?«, fragt sie anzüglich. »Was wissen die, was ich nicht weiß?!« Ich muss grinsen über ihre unerbittliche
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