Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
Umgangsregeln für ihr Frühchen gewissenhaft auseinandergesetzt.
»Fragen Sie das Intensivpersonal noch mal«, rate ich. »Aber ich glaube, Anton wird es behalten dürfen.«
»Ich habe ein schönes Plakat gesehen«, erzählt sie, während sie durch die Glasscheibe unruhig die Wachablösung der Schwestern beobachtet. »Das kaufe ich ihm, wenn ich sein Zimmer eingerichtet habe.«
Ich erfahre nicht mehr, was das Plakat zeigt, denn in diesem Moment kommt die Schwester an die Stationstür, Frau Frisch eilt zu Anton und ich bin vergessen.
Einen Augenblick bleibe ich noch stehen und sehe zu, wie sie mit der Abendschwester an den Inkubator tritt. Sie zeigt das Plastikschäfchen, die Schwester nickt.
Über einem der Brutkästen im vorderen Teil des Raumes hängt ein Mobile, kleine Bärchen tanzen über dem Kopf des Kindes. Und plötzlich habe ich eine Idee für mein Geschenk an Anton.
Auf dem Heimweg steige ich am Alexanderplatz aus und kaufe einen Bastelladen leer.
Die Farben schwarz, weiß, rot und orangfarbene sind besonders angenehm für so kleine Säuglinge. Ich entscheide mich für orange.
»Was ist das denn?«, fragt Jenny, als sie das Mobile begutachtet, das ich am Abend in unserer Küche bastle. Sie dreht eine der orangefarbenen Scheiben herum, auf der Suche nach dem Clou. Doch die Anhänger sind und bleiben orangefarbene Scheiben, auf beiden Seiten gleich.
»Sonnen«, antworte ich, »einfach Sonnen.«
In Wirklichkeit sind es Medaillen mit nur einer Seite.
A lex ist ein Glücksgriff. Er ruft an, als ich das Mobile fertig habe und eben mit meinen Freundinnen überlege, ob aus dem angebrochenen Abend noch etwas werden könnte.
Heute Abend gibt sein Lieblingsclub eine kleine Party, nur für Freunde und auf Einladung; wenn wir Lust haben, holt er uns in einer Viertelstunde ab. Und ob wir haben!
10 Minuten später steht Alex vor der Tür, lacht, wedelt mit den Einladungskarten und besänftigt Isa und mich, weil wir uns um unsere morgige Arbeitsfitness sorgen.
»Wir müssen ja nicht wieder so früh abhauen wie neulich«, grinst er mir zu. Meine Freundinnen sind irritiert. Sie haben den »Früh«-Witz nicht verstanden und zerbrechen sich jetzt wohl den Kopf über die Zeitlücke zwischen unserem »frühen« Aufbruch und meiner Heimkehr um zehn Uhr morgens.
Mir wird klar, dass auch Felix zu den Volltreffern zählt. Er gibt offen zu, dass er ebenfalls scharf auf die Einladungen war, aber keine gekriegt hat, und freut sich, dass Alex uns mitnimmt. Offenbar hat er kein Konkurrenzproblem, er betrachtet Alex schon als Kumpel. Die Wettbewerbsphase haben sie weggelassen – sehr angenehm für uns, keinem Hahnenkampf ausgesetzt zu sein.
Wir rutschen zu fünft in Alex’ altes Auto, wobei die anderen mir wie selbstverständlich den Beifahrersitz überlassen. Den Freundinnen-Platz.
»Musik!«, ruft Jenny. Alex wedelt in Richtung Handschuhfach und ich krame nach den uralten Kassetten.
Zuerst finde ich das James-Täylor -Tape – doch ich stecke es wieder zurück. Irgendwie möchte ich diesen besonderen Moment nicht mit den anderen teilen. Alex hat es bemerkt und lächelt vor sich hin, aber ich habe das Gefühl, er findet es auch okay, dass das UNSER Freunde-Lied ist. Stattdessen schiebe ich eine alte Queen -Kassette in das Deck und Flash inspiriert Jenny und Felix zu einer begeisterten Gesangs- und Sitztanzeinlage. Jenny ist in Hochform. Ihr ekstatisches Flash, I love you. But we only have 14 hours to save the earth ist unübertrefflich.
Als Alex ihren Einsatz lobt, beugt sie sich zwischen den Sitzen nach vorn und fragt, ob sie zur Belohnung jetzt vielleicht mal fahren darf. Alex wechselt einen Seitenblick mit mir, dann sagt er: »Tut mir leid, Jenny, das einzige Auto, das dir in diesem Leben von mir zustand, hast du schon gehabt.«
Ach, nee. »Hat sie von dir auch einen Wagen verloren?«, fragt Isa frech. Alex, der die Geschichte von dem Cabrio nicht kannte – das Jenny von einer Zufallsbekanntschaft auslieh und mit offenem Verdeck am See stehen ließ, woraufhin sie weder das Auto noch den Verborger je wiedersah –, amüsiert sich köstlich. »Da hab ich ja noch Glück gehabt«, lacht er. »Ich konnte mich von meinem Auto wenigstens verabschieden.«
Jenny betont vehement, dass sie keinen Unfall gebaut hat. »Dein Schlitten war einfach alt«, pustet sie verächtlich in ihre Locken.
»Ja«, seufzt Alex, »21 Jahre. Aber den Herbst eines behaglichen Oldtimerlebens hat er nicht mehr erlebt.«
Wir erfahren,
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