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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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Sie sich den Gentlemen anschließen wollen“, bot der Butler an.
    „Nein!“ Sie war auf eine Begegnung mit Jack nicht vorbereitet! Sie musste ihm aus dem Weg gehen. Vor allem aber musste sie sich einigermaßen normal benehmen. Also zwang sie sich zur Ruhe. „Ich werde die Gentlemen später begrüßen. Jetzt möchte ich mich erst einmal frisch ma…“
    Zu spät! Die Tür der Bibliothek wurde von innen geöffnet, und Jack trat in den Flur. „Fisher?“, rief er, ehe er Lily entdeckte. „Mein Bruder ist über seinem Brandy eingenickt. Vermutlich sind die Freuden der Vaterschaft …“ Er unterbrach sich und sagte dann steif: „Guten Tag, Miss Beecham.“
    „Guten Tag, Mr. Alden.“
    Sein Blick war mit solcher Eindringlichkeit auf sie gerichtet, dass ihr heiß wurde. Auch schien sie plötzlich leichte Atembeschwerden zu haben. Am liebsten wäre sie die Treppe hinauf geflohen.
    Fisher schien die plötzliche Spannung zu spüren. „Ich werde eine Decke für Seine Lordschaft holen“, erklärte er und verschwand.
    Lily setzte den Fuß auf die nächste Stufe.
    „Wie geht es Ihnen?“, fragte Jack, nachdem er sich geräuspert hatte.
    „Danke. Und Ihnen?“ Wie lange hatte sie sich trotz des Kummers, den er ihr bereitet hatte, nach einem Wiedersehen mit ihm gesehnt! Und wie gern wollte sie sich mit ihm unterhalten! Aber sie musste vernünftig sein. Er würde ihr nur aufs Neue wehtun.
    Statt ihre Frage zu beantworten, betrachtete er Lily schweigend.
    Ob er ein ähnliches Durcheinander der Gefühle erlebte wie sie? Dann ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Fast beneidete Lily ihn um seine Selbstbeherrschung.
    „Als ich hörte, dass Charles heute in Dayle House erwartet wurde, dachte ich, ich könne ihn bitten, mich …“, er machte eine kurze Pause und runzelte die Stirn, „… mich bei der Erledigung eines Auftrags zu unterstützen.“
    „Es tut mir leid, dass er zu erschöpft ist, um Ihnen behilflich zu sein.“ Sie kam sich unbeholfen vor. Himmel, würde sie jemals lernen, Konversation zu machen? Oh, wie sie es hasste, sich so ungeschickt zu fühlen! Und außerdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie Jack nichts von Matthews Brief erzählt hatte. Es war wirklich absurd! Am besten würde es sein, sich möglichst rasch zu verabschieden. Sonst – und das war das Schlimmste – würde sie sich ihm womöglich gleich an den Hals werfen und ihn bitten, sie noch einmal zu küssen.
    In diesem Moment veränderten seine Gesichtszüge sich. „Charles hat mir von dem Feuer erzählt und davon, was Sie und meine Mutter alles unternommen haben, um den Waisen zu helfen.“
    „Ja, wir haben unser Möglichstes getan, um das Los der Kinder zu erleichtern. Trotzdem haben wir uns oft gewünscht, es gäbe mehr helfende Hände. Hin und wieder haben wir uns gefragt, wo Sie wohl stecken.“
    Das schien ihm nicht zu behagen. „Ich habe mich einem wichtigen Projekt gewidmet. Doch nun bedaure ich aufrichtig, dass ich nicht da war, um Sie zu unterstützen. Charles erwähnte übrigens, dass seine Gattin eine ganze Kutsche voller Hilfsgüter nach London geschickt hat.“
    „Oh, das wusste ich nicht. Wie lieb von ihr!“ Lily unternahm einen neuen Anlauf, die Treppe hinaufzusteigen. Sie fand es unerträglich, Jack so nahe zu sein und ihn gleichzeitig als unerreichbar zu erleben. Warum, um alles in der Welt, gab er sich so verschlossen und abweisend?
    „Charles erzählte auch, dass es besondere Pläne für Miss Dawsons Verlobungsball gibt. Irgendwer soll etwas aufführen?“
    „Die Kinder möchten sich bei allen bedanken, die ihnen geholfen haben. Jemand hatte die Idee, den Kleinen ein paar Lieder beizubringen. Die werden sie auf dem Ball singen.“
    „Was eine Menge Vorteile mit sich bringt, nicht wahr? Der Auftritt der Waisen wird die Herzen derjenigen erweichen, die bisher nichts gespendet haben“, meinte Jack sarkastisch.
    Obwohl Lily den Vorwurf ungerecht fand, wollte sie kein Streitgespräch beginnen. Also sagte sie nur: „Minerva will die Gelegenheit nutzen, ihre Gäste auf das Schicksal der Kinder aufmerksam zu machen – das ist richtig. Wir sind froh über jede Unterstützung, gleichgültig ob es sich um Geld, Sachspenden oder tatkräftige Hilfe handelt. Die Idee zu einem Wohltätigkeitsball ist übrigens nicht neu. Ich habe gehört, dass Lady Ashford und ihre Tochter vor einiger Zeit etwas Ähnliches veranstaltet haben.“
    „Haben Sie mit Charles darüber gesprochen? Hat er Ihnen nicht davon abgeraten, die

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