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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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Mutter gefällt es bestimmt nicht, dass Sie sich mit solchen Dingen beschäftigen.“
    „Hat nicht selbst Shakespeare gesagt: ‚Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde‘ …“ Sie zuckte die Schultern. „Außerdem gefällt meiner Mutter so vieles an mir nicht.“
    Er betrachtete sie nachdenklich und noch immer ein wenig ungläubig. „Zwei Krähen also …“, sagte er schließlich.
    „Jetzt darf ich Sie etwas fragen“, erklärte Lily.
    „Hm …“
    „Erzählen Sie mir von Ihrer Kindheit!“
    „Das ist keine Frage.“
    „Eigentlich schon. Sie sind so ganz anders als Ihre Mutter. Und ich wüsste gern, wieso.“
    Jack fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich. „Wo soll ich beginnen? Ich wurde als Sohn eines Viscounts geboren und dementsprechend erzogen. Ich litt nie Hunger, lebte in einem großen Haus und hatte sogar ein eigenes Pony. Dass ich so viele Charakterfehler habe, muss wohl angeboren sein.“
    „Charakterfehler? Was genau meinen Sie damit?“
    „Nun ja …“ Am liebsten wäre er aus dem Raum gestürzt. Aber er hatte eine Abmachung mit Lily getroffen, die er wohl einhalten musste. „Sie selbst haben mir vorgeworfen, dass ich zu viel Abstand zu meinen Mitmenschen halte, dass ich mich abkapsele. Und Sie haben recht: Ich mag es nicht, wenn man mir zu nahe kommt.“
    „Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht erzürnen.“
    „Ich bin nicht zornig, nur ehrlich. Schon als Kind war ich gern allein. Meine zwei Brüder waren beide viel älter als ich. Sie haben sich nicht sehr oft mit mir beschäftigt.“
    „Trotzdem haben die beiden Sie bestimmt geliebt.“
    „Weise Worte aus dem Mund eines Einzelkindes …“
    Lily wurde blass.
    Und sogleich schämte Jack sich. Nimm dich zusammen, schalt er sich. Und laut sagte er: „Sie haben mich geliebt, aber natürlich standen sie sich näher, als ich ihnen je stand. Heute bin ich erleichtert darüber.“
    „Ich verstehe nicht …“
    „Ihre Nähe zueinander hat ihnen eine Menge Leid eingebracht. Charles war sehr unglücklich, als Vater verlangte, dass Phillip nicht mehr mit ihm spielen, sondern sich seinen Pflichten als zukünftiges Familienoberhaupt widmen sollte.“
    Fasziniert von dem, was Jack berichtete, rutschte Lily ein wenig näher an ihn heran.
    „Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Liebe nichts mit Glück zu tun hat. Unser Vater liebte Phillip und hat ihn mit seiner Liebe fast erstickt. Charles hat er nicht geliebt, was für diesen wiederum sehr schmerzhaft war. Und unsere Mutter …“ Abrupt brach Jack ab. So viel hatte er gar nicht verraten wollen. Nun, wenigstens hatte er nicht erwähnt, wie froh er darüber war, sich selbst vor Kummer und Leid schützen zu können, indem er sich auf wissenschaftliche Untersuchungen statt auf Gefühle konzentrierte.
    Lily nickte. Als sie ihm die Hand hinstreckte, ergriff er sie. Deutlich spürte er ihren Pulsschlag. Ihm wurde bewusst, dass auch sein Herz raste. O Gott, wie konnte er nur in dieser Situation so erregt sein? Dem Himmel sei Dank für die Zeitschrift, die den Beweis für seine Erregung vor Lilys Blicken verbarg.
    Er schaute in ihr Gesicht, in diese riesigen Augen, die ihn voller Verständnis betrachteten. Ihre Lippen zitterten ein wenig. Bei Jupiter, dieser Mund … Plötzlich konnte Jack nicht mehr klar denken. Eine fremde Macht schien ihn zu beherrschen. Sanft zog er Lily näher – und dann saß sie auf seinem Schoß.
    Jetzt störte die Zeitschrift. Ungeduldig warf er sie zu Boden. Lily bewegte sich ein wenig, um eine bequemere Position zu finden. Jack stöhnte auf. Mit den Fingerspitzen folgte er der sanft geschwungenen Linie ihrer Lippen. „Ich begrei fe nicht“, flüsterte er, „warum die Mauern, die ich errichtet habe, mich vor allem schützen konnten außer vor Ihnen, Lily.“ Dann beugte er sich vor, um sie zu küssen.
    Er kostete vorsichtig ihren Mund, drückte einen kleinen Kuss auf ihre Nasenspitze, dann mehrere auf ihre Stirn und schließlich noch ein paar auf ihr hübsches eigenwilliges Kinn.
    „Warum ich?“, murmelte sie.
    „Vielleicht, weil Sie ein so warmherziger offener Mensch sind? Und weil sie mich trotzdem immer wieder fast zum Wahnsinn treiben mit Ihrer Dickköpfigkeit. Diese Kombination ist unwiderstehlich. Oder …“, er knabberte an ihrer Unterlippe, „… weil ich einfach ein Dummkopf bin.“
    Sie öffnete den Mund ein bisschen, und Jack nutzte die Gelegenheit zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Hell flammte das Verlangen in ihm auf. Als ihre Zunge

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