Miss Lily verliert ihr Herz
begann, sich an dem wilden Spiel zu beteiligen, verlor Jack alle Hemmungen. Er zog Lily so fest an sich, dass er ihre weichen Brüste mit den harten Knospen durch den Stoff ihres Ballkleides hindurch deutlich spüren konnte. Er vergaß, dass nur wenige Meter entfernt Menschen tanzten, sich unterhielten, womöglich auf einen Skandal warteten. Er war mit Lily allein und hielt sie in den Armen.
Sie schmiegte sich an ihn, gestattete ihm, ihren Körper mit den Händen zu erforschen, wehrte sich nicht einmal, als er ihr Kleid öffnete und die Finger unter den Stoff schob. „Wie schön Sie sind“, murmelte er und begann, ihre Brust zu liebkosen.
Lily stieß einen tiefen Seufzer aus. Und wieder bewegte sie sich ein wenig, was Jack beinahe einen lustvollen Schrei entlockt hätte. Er drückte das Gesicht an ihren weichen Hals, atmete ihren süßen weiblichen Duft ein, wünschte, die Zeit würde stehen bleiben.
„Lily?“ Die Stimme klang ungeduldig. Jemand war an der Tür der Bibliothek!
Sehnsucht, Lust und Leidenschaft fanden ein abruptes Ende. Lily sprang auf, ihr Gesicht war blass vor Schreck. Schon stand Jack neben ihr, mit bebenden Fingern zog er ihr Kleid zurecht und schloss die winzigen Knöpfe.
„Lily, sind Sie hier?“
„Es ist Minerva“, flüsterte sie erleichtert. Dann lauter: „Minerva? Ja, hier bin ich.“ Rasch trat sie ein paar Schritte von Jack fort.
Er konnte keinen Blick von ihr wenden. Sie sah ein wenig verwirrt aus, auf ihrem Gesicht lag noch ein Abglanz des Verlangens, das er in ihr geweckt hatte. Ein paar rot-goldene Haarsträhnen hatten sich gelöst und hingen ihr in die Stirn. Sie war hinreißend!
„Haben Sie vergessen, dass die Gesangsvorführung gleich beginnen soll?“ Minerva trat ein, erkannte sofort, was geschehen war, und zog die Tür hinter sich ins Schloss. „Kommen Sie ruhig aus Ihrer dunklen Ecke, Mr. Alden, ich habe Sie gesehen.“
„Minerva …“, begann Lily.
„Schon gut, Liebes.“ Miss Dawsons Blick war fest auf Jack gerichtet. „Sie sollten wissen, dass dies der denkbar schlechteste Ort und Zeitpunkt für … dafür ist. Es ist schwierig genug, die Harmonie zu wahren zwischen so unterschiedlichen Menschen, wie sie heute hier versammelt sind. Jeder noch so kleine Fehler kann zu einer Katastrophe führen. Haben Sie das denn gar nicht bedacht, Mr. Alden? Ich war der Meinung, Ihre Stärke sei die Vernunft.“
„Im Allgemeinen schon.“ Er hatte sich jetzt einigermaßen gefasst. Aber noch immer wünschte er sich nichts mehr, als Lily für sich allein zu haben und sie ganz und gar zu der Seinen zu machen. Deshalb kostete es ihn große Überwindung, nicht zu ihr zu stürzen und sie an sich zu ziehen.
„Denken Sie doch einmal darüber nach, wie sehr Sie Lilys Situation erschweren!“, schimpfte Minerva, die sichtlich erzürnt war. Dann wandte sie sich ihrer Freundin zu. „Gehen wir! Die Aufführung kann nicht ohne uns stattfinden.“
10. KAPITEL
Lily betrachtete schweigend ihr Spiegelbild, während Minervas Nichte sich um ihre Frisur bemühte. Es war erstaunlich, wie wenig das Vorgefallene sie verändert hatte. Zumindest äußerlich … Innerlich jedoch war sie innerhalb weniger Minuten ein anderer Mensch geworden.
Wie von weit her hörte sie das aufgeregte Plappern der Waisenkindern, die auf ihren Auftritt warteten. Um ihretwillen muss ich mich zusammenreißen, dachte sie, niemand kann mir ansehen, was ich getan habe, auch wenn es eine Sünde war. Allerdings war es ihr überhaupt nicht wie etwas Sündhaftes vorgekommen. Sie verspürte kein schlechtes Gewissen. Alles hatte sich so richtig angefühlt.
Sie runzelte die Stirn. Ein wenig verliebt war sie natürlich schon vorher in Jack Alden gewesen. Jetzt jedoch hatten ihre Gefühle sich gewandelt. Liebte sie ihn? Nein! Sie wies den Gedanken weit von sich. Aber warum war es dann so wundervoll gewesen, in seinen Armen zu liegen? Warum hatte es sie dann zutiefst berührt, dass er sich ihr geöffnet hatte? Er hatte etwas, das ihn bedrückte, mit ihr geteilt. Würde er begreifen, dass er ohne seine schützenden Mauern stärker war? Oder würde er in Panik geraten und sich wieder vor ihr verschließen?
Lily unterdrückte ein Seufzen und zwang sich, nicht länger an ihre eigenen Sorgen und Ängste zu denken. Die Waisen brauchten sie jetzt. Also ging sie zu ihnen, sprach mit ihnen, beruhigte sie, lobte sie für alles, was sie in den letzten Tagen gelernt hatten.
Dann war es so weit: Minerva führte die Mädchen hinunter
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