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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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sich vor, wie er sie in die Arme schließen und leidenschaftlich küssen würde.
    Wie sehr sehnte er sich nach ihr! Nie zuvor hatte er sich einem Menschen so eng verbunden gefühlt. Vermutlich war das auch der Grund dafür, dass ihr Verhalten ihn manchmal so erzürnte. Es war wirklich sehr verwirrend …
    Er trieb das Pferd zur Eile an, nahm sich aber, nachdem er einige Meilen zurückgelegt hatte, die Zeit, bei allen Poststationen und bei den besseren Gasthöfen am Weg anzuhalten, um sich nach den Bartleighs zu erkundigen. Offenbar hatte niemand sie gesehen. War es vorstellbar, dass er sie bereits überholt hatte? Nun, dann würde er sie am Ziel erwarten.
    Jack hatte bereits mehrmals das Reittier gewechselt und überlegte, ob er sich eine Unterkunft für die Nacht suchen sollte, als er endlich den ersten Hinweis auf Lily und ihre Begleiter erhielt. Er hatte beim Brown Bear in Basingstoke Halt gemacht. Und dort berichtete der Wirt ihm auf seine Fragen hin, dass drei Reisende, auf die die Beschreibung passte, zum Mittagessen bei ihm eingekehrt waren. „Nach dem Lunch sind sie noch eine Zeit lang geblieben, denn der alten Dame ging es nicht gut. Doch schließlich haben sie beschlossen, noch bis Winchester zu fahren.“
    Endlich konnte Jack aufatmen. Lily war nicht weit entfernt. Er würde sie einholen. Und mit ihr reden. Und sie fest an sich ziehen. Und … Er unterbrach seine Träumerei und wandte sich dem Wirt zu. „Geben Sie mir Ihr schnellstes Pferd“, sagte er und zückte seine Börse.
    „Jawohl, Sir.“
    Wenig später saß er auf einem temperamentvollen Braunen und verließ den Hof des Brown Bear.
    Jack hatte Winchester fast erreicht, als es dunkel wurde. Nebel stieg aus den Wiesen auf und zog in Schwaden über die Straße. Nervös begann der Hengst zu tänzeln. Jack beugte sich nach vorn und klopfte dem Tier beruhigend auf den Hals. Das Schlimmste war überstanden, bald würden sie ihr Ziel erreicht haben. Zum Glück kannte er Winchester gut, denn Alfred der Große hatte dort gelebt. Um Nachforschungen über den angelsächsischen König anzustellen, hatte er sich oft in der Stadt aufgehalten. Auch andere Historiker hatte er kennengelernt. Doch daran dachte er jetzt nicht. Ihm ging es nur darum, Lily zu finden. Sobald er einen Mietstall gefunden und den Hengst dort untergestellt hatte, machte er sich auf die Suche nach ihr.
    Als Erstes fragte er im Old Vine nach. Dort waren sie und die Bartleighs nicht abgestiegen. Auch in den beiden nächsten Gasthöfen hatten sie nicht nach Unterkunft gefragt. Jack schritt nachdenklich die Straße entlang und betrachtete dabei die Kathedrale, die wie ein dunkler Schatten vor ihm aufragte. Lily musste hier irgendwo sein! Aber wie sollte er sie finden?
    Er versuchte, sich Minervas Nachricht ins Gedächtnis zu rufen. Irgendetwas hatte sie über Mrs. Bartleighs Wunsch, nach Hause zurückzukehren, geschrieben. Nein, das stimmte nicht ganz. Der genaue Wortlaut war: Die alte Dame hatte den Wunsch geäußert, noch einmal die frische Luft von Dorset zu atmen.
    Nun, Dorset hatten sie noch nicht erreicht. Aber auch hier gab es frische Luft. Winchester war ein ländlich gelegener Ort, der sich gewaltig von London unterschied. Jacks Miene hellte sich auf.
    Kurz überlegte er, ob er sein Pferd holen sollte. Aber bis zum Stadtrand war es nicht weit. Und dort wusste er genau, wo er nachfragen musste. Es lohnte nicht, erst zum Mietstall zurückzukehren. Er würde zu Fuß gehen.
    Nach einer Weile ließ er die letzten Häuser des Ortes hinter sich. Vor ihm tauchte ein Wäldchen auf. An dessen Rand lag das Wood Grove Inn, ein Gasthaus, in dem er selbst gelegentlich abgestiegen war. Es handelte sich um ein mit Schindeln gedecktes altes Gebäude, das im Mondschein sehr romantisch wirkte. Nicht weit entfernt plätscherte ein kleines Flüsschen. Hinter einer niedrigen Mauer aus Natursteinen erstreckte sich ein wunderschöner Garten, in dessen hinterstem Winkel sich ein kleines Cottage befand. Dort war es so still und friedlich, dass Jack es gern gemietet hatte, um in Ruhe zu arbeiten.
    Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er die Tür zum Flur des Gasthauses öffnete. Hoffentlich hatte seine Ahnung ihn nicht im Stich gelassen! Hoffentlich hatten die Bartleighs und Lily sich tatsächlich entschlossen, die Nacht hier zu verbringen.
    Es war sehr still. Doch der Duft von gebratenem Fleisch und frisch gebrautem Ale stieg Jack in die Nase. Bedeutete das, dass Gäste im Haus waren?
    In diesem Moment

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