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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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wurde die Tür zur Küche geöffnet, und eine rundliche Frau trat heraus. „Guten Abend, Sir“, grüßte sie. Dann erkannte sie ihn und rief: „Mr. Alden, wie schön, Sie zu sehen! Es muss eine halbe Ewigkeit her sein, dass Sie zuletzt bei uns gewohnt haben!“
    „Guten Abend, Mrs. Babbit.“ Er lächelte. „Ich war tatsächlich lange nicht mehr hier. Doch nun bin ich zurück und hoffe inständig, dass Sie mir helfen können.“
    „Das kann ich bestimmt!“ Sie lachte, weil sie annahm, er wolle nur wissen, ob sie ein freies Zimmer für ihn habe. „Sie sind wohl wieder zum Arbeiten hier? Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen das Cottage überlassen. Es ist eine Weile nicht genutzt worden, aber es wird nicht lange dauern, alles in Ordnung zu bringen. Es muss gelüftet werden und …“
    „Danke“, unterbrach er sie, „das wird nicht nötig sein. Denn tatsächlich bin ich nicht in Winchester, um wissenschaftliche Nachforschungen anzustellen. Ich suche ein paar Freunde, die möglicherweise bei Ihnen abgestiegen sind.“
    „Ja?“
    „Es handelt sich um ein älteres Ehepaar namens Bartleigh und um deren junge Begleiterin, Miss Beecham.“
    Mrs. Babbits Lächeln erlosch. Die Wirtin sah plötzlich recht bedrückt drein. „Die drei sind hier, Mr. Alden.“
    Vor Aufregung ballte er die Hände zu Fäusten und presste die Lippen aufeinander, um seine Erleichterung nicht laut herauszuschreien.
    „Allerdings“, fuhr Mrs. Babbit fort, und ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Kehle, „geht es der alten Dame gar nicht gut. Wahrscheinlich sind Sie gerade noch rechtzeitig gekommen, um von ihr Abschied zu nehmen.“
    Er starrte sie an. Dass Mrs. Bartleigh krank war, hatte er ja gewusst. Aber wollte die Wirtin ihm zu verstehen geben, dass die alte Dame im Sterben lag? „Abschied nehmen?“, vergewisserte er sich.
    „Ja. Wir möchten natürlich nicht, dass darüber geredet wird.“ Sie warf einen Blick auf die geschlossene Tür zur Gaststube. „Es ist nicht gut fürs Geschäft, wenn sich herumspricht, dass es im Haus einen Todesfall gegeben hat.“
    „So schlecht steht es um sie?“ Jack runzelte die Stirn. „Wo kann ich die drei finden?“
    „Die Treppe hinauf und dann rechts. Im Gartenflügel, wie wir sagen. Möchten Sie, dass ich Ihnen dort ebenfalls ein Zimmer richte? Wollen Sie wirklich nicht im Cottage wohnen?“ Erst jetzt bemerkte sie, dass er kein Gepäck hatte. „Soll ich den Burschen hinausschicken, damit er sich um Ihr Pferd kümmert?“
    „Ich habe es im Ort in einem Mietstall untergestellt. Mein Gepäck befindet sich auch noch dort. Wäre es möglich, dass der Bursche es abholt? Ich selbst würde gern so bald wie möglich die Bartleighs treffen.“ Er warf einen Blick zur Treppe.
    „Natürlich, Mr. Alden. Ich kümmere mich um alles. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie irgendetwas brauchen.“
    „Ja“, antwortete Jack, der schon halb die Treppe hinauf war.
    „Die letzte Tür rechts!“, rief Mrs. Babbit ihm nach.
    Jack wäre am liebsten ins Zimmer gestürzt und hätte Lily fest an sich gezogen. Aber ein solches Verhalten war natürlich ganz undenkbar. Vermutlich würde er nicht einmal in Ruhe mit ihr reden können, solange sie in solcher Sorge um ihre alte Freundin war. Wie also sollte er herausfinden, was genau sie von ihrem Cousin gehört hatte? Einen Moment lang regte sich Zorn auf die Bartleighs und die ganze Welt in ihm. Dann empfand er nur noch tiefe Scham über sein selbstsüchtiges Verhalten.
    Eine einzelne Laterne beleuchtete den Flur. Kein Lüftchen regte sich, der Wind selbst schien im Angesicht des nahen Todes den Atem anzuhalten. Unwillkürlich fühlte Jack sich an den Todestag seines Vaters erinnert. Doch nein, damals war die Atmosphäre viel angespannter gewesen. Hausmädchen waren auf Zehenspitzen hin und her geeilt, um irgendwelche Aufgaben zu erledigen. Manchmal war ein leises Schluchzen zu hören gewesen. Dann wieder waren hinter verschlossenen Türen bittere Worte gewechselt worden.
    Es war eine beinahe unerträgliche Situation gewesen. Er hatte gelitten, so sehr er sich damals auch um Abstand bemüht hatte. Auch jetzt fühlte er sich nicht wohl. Doch um wie viel schlimmer musste es für Lily sein? Mitleid mit ihr überkam ihn.
    Dann machte er sich klar, dass die beiden Sterbeszenen nicht unterschiedlicher hätten sein können. Mrs. Bartleigh war eine gütige alte Dame, die den Tod nicht fürchtete. Und sie wurde von den beiden Menschen gepflegt, die ihr vermutlich die liebsten

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