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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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Tablett in die Hand. „Bitte, seien Sie so gut und bringen Sie das nach oben. Der alten Dame geht es sehr schlecht. Aber ich habe so viel anderes zu tun. Ich kann wirklich nicht dauernd …“ Sie verstummte und schüttelte in stummer Verzweiflung den Kopf.
    Eine Unzahl widersprüchlicher Gefühle brach über Jack herein. Doch ihm blieb keine Zeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Lilys mütterliche Freundin lag im Sterben. Er musste helfen, so gut er das vermochte.
    Diesmal klopfte er, ehe er die Tür zum Krankenzimmer öffnete. Doch niemand hörte ihn. Kein Wunder, Lily weinte still vor sich hin. Und Mr. Bartleigh stand über seine Frau gebeugt und murmelte: „Adieu, Liebste.“
    Schweigend wartete Jack.
    Schließlich richtete Mr. Bartleigh sich auf. „Ich möchte sie nach Hause bringen. Von hier aus ist es nur noch eine Tagesreise. Wenn ich einen Wagen finde und einen Sargtischler …“ Er konnte nicht weitersprechen, weil ihn plötzlich heftige Schluchzer schüttelten.
    Entsetzt starrte Jack den Mann an. Noch nie hatte er einen Gentleman weinen sehen.
    „Wie soll ich ohne sie weiterleben?“, stieß Mr. Bartleigh hervor. „Sie war mein Ein und Alles.“
    Lily trat zu ihm, schloss ihn in die Arme und begann tröstende Worte zu murmeln.
    Jack hatte sich nur selten so unwohl gefühlt. Was sollte er tun? Er kam sich hilflos vor, unzulänglich, überflüssig. Zudem war die Szene ihm extrem peinlich. Am liebsten hätte er die Tür geschlossen und sich zurückgezogen. Aber durfte er Lily in diesem Moment allein lassen? Unter dem Druck, dem er sich ausgesetzt sah, begannen seine Hände zu zittern. Das Geschirr auf dem Tablett klirrte.
    Das unerwartete Geräusch erregte die Aufmerksamkeit Lilys, die sich umwandte, Jack bemerkte und ihm bedeutete, näher zu kommen.
    Doch er konnte sich nicht rühren. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er die junge Frau an, die noch immer weinte und ihn gleichzeitig irgendwie erleichtert anschaute. Seine Kehle schnürte sich vor Angst zusammen. Er vergaß seinen Vater, Batiste und alles andere, was ihn an diesem Vormittag beschäftigt hatte. Er war schockiert, entsetzt. Denn gerade war ihm klar geworden, dass etwas geschehen war, was nie hätte geschehen dürfen.
    Lily hatte sein Herz gestohlen. Er liebte sie.
    Und dadurch wurde er ebenso verletzbar wie dieser alte Mann, der so haltlos schluchzte, weil seine Frau gestorben war. O Gott, wie dieser Mann litt! Bisher hatte Jack nicht einmal geahnt, dass solches Leiden möglich war.
    Nie würde ich so etwas überleben, fuhr es ihm durch den Kopf, stets würde ich in Furcht davor leben, dass Lily etwas zustoßen könnte, dass sie sich von mir abwenden könnte, dass ich allein und zerbrochen zurückbleibe …
    Seine Angst würde jede Chance auf Glück zerstören – auch für Lily.
    Er setzte das Tablett auf dem Fußboden ab und floh.
    Einige Zeit verging, ehe Mr. Bartleigh sich so weit gefasst hatte, dass Lily es wagte, ihn allein zu lassen. Sie machte sich auf die Suche nach Jack. Doch er hielt sich weder im Gasthof noch im Garten auf. Obwohl es ihr unwahrscheinlich erschien, dass er sich ins Cottage zurückgezogen hatte, schaute sie auch dort nach. Vergeblich.
    Sie wollte schon aufgeben, als sie auf die Idee kam, in den Stall zu gehen. Und richtig, dort war er. Er war damit beschäftigt, sein Pferd zu satteln.
    „Jack, was hast du vor?“, fragte sie schärfer als beabsichtigt.
    Er schaute sie an, und tiefe Traurigkeit sprach aus seinem Blick. „Ich reise ab.“
    „Du reist ab?“ Ungläubig starrte sie ihn an. „Wohin willst du?“
    „Zurück nach London.“
    Der Schmerz überrollte sie mit solcher Wucht, dass ihr die Tränen in die Augen traten. Sie schwankte und musste die Hand ausstrecken, um sich an der Wand abzustützen. Sie holte Luft, um etwas zu sagen, doch ihre Stimme wollte ihr nicht gehorchen. Schließlich stammelte sie: „Es ist zu spät. Du kannst nicht so tun, als sei nichts geschehen. Du kannst mich nicht einfach aus deinem Leben ausschließen. Zumindest musst du mit mir reden.“
    „Es tut mir leid“, gab er bedrückt zurück. „Mir ist klar, dass du nach der letzten Nacht mehr von mir erwartet hast. Ich wollte ja mit dir reden. Aber …“
    „… aber ich war mit anderen Dingen beschäftigt“, stellte sie in bitterem Ton fest.
    Er wagte nicht, ihr in die Augen zu schauen. „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Unser Gespräch im Cottage war sehr … aufschlussreich. Du hast darüber gesprochen, was

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