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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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rasch den Teller voll.
    Als sie wieder ungestört waren, fügte er mit leiser Stimme hinzu: »Miss Finch, ich muss Ihnen sagen, dass ich … sehr interessiert bin an diesen Dokumenten, mehr als Sie sich das vielleicht vorstellen können. Und Sie glauben, Sie sind in der Lage, sie zu entschlüsseln?«
    Etwas an seinem Gesichtsausdruck, der gleichermaßen auf Dringlichkeit und Ungewissheit hindeutete, veranlasste sie, ihm voller Selbstvertrauen zu antworten. »Ja - sobald ich in den Kommentaren nachschauen kann.«
    Er zögerte. »Wenn ich die Dokumente nur einmal sehen könnte...«
    »Aber das geht nicht vor morgen. Wenn ich allerdings ein Exemplar der Kommentare hätte - nur den ersten Band -, könnte ich mich noch heute Nacht an die Entschlüsselung machen.«
    »Ja, vielleicht.«
    Mary wollte die Sache aber nicht auf sich beruhen lassen, denn auf Woolthorpe Manor gab es mit ziemlicher Sicherheit ein Exemplar - Mr. Somerville hatte schließlich zugegeben, dass er dieses Werk für sehr wichtig hielt... Wenn sie es doch nur in die Finger bekämen. Dann könnte sie sich gleich an die Arbeit machen. Aber die hiesige Bibliothek kannte sie nicht, zudem konnte sie den Raum nicht unbeobachtet verlassen. Déprez hingegen schon. Ihm war es ohne Weiteres möglich, den Band für sie … auszuleihen.
    Déprez biss in ein Stück Mandelkuchen und kaute nachdenklich. »Wissen Sie, selbst wenn Sie recht haben und die Zahlen sich auf Seiten aus diesem Buch beziehen, kann es doch gut sein, dass die Entschlüsselung der Dokumente auch dann noch nicht so leicht möglich ist.«
    »Stimmt, aber ich würde es gern versuchen.«
    »Gut.«
    Sie einigten sich auf einen Plan. Déprez wollte sich in Bälde entschuldigen und nach dem ersten Band der Kommentare suchen. Bei Erfolg würde er den Band in Mrs. Tiptons Kutsche entgegen der Fahrtrichtung unter dem Sitz verstecken. Für den Rest musste Mary selbst Sorge tragen.
    »Und ich sehe Sie dann morgen?«, fragte sie, wobei ihr die Aufregung an den Augen abzulesen war. »Um Ihnen von meinen Fortschritten zu berichten?«
    »Ja, auf jeden Fall«, entgegnete er lächelnd.
    Ein paar Minuten später konnte Déprez den Salon unter dem Vorwand, er wolle sich auf die Suche nach Miss Hunnables Schal begeben, verlassen. Auf dem Korridor begegnete ihm eine grimmig dreinblickende Gestalt in schlichtem Kleid. Zusammen gingen sie nicht in den protzigen Salon, wo Miss Hunnables Schal hinter einem Stuhl lag, sondern zur Bibliothek.
    »Du bist also immer noch fest entschlossen, weiterzumachen?«, fragte Hicks.
    »Ja, das bin ich.Wir müssen Captain Holland unbedingt ermutigen, zu uns zurückzukehren.«
    »Wir hätten niemals zulassen sollen, dass er überhaupt geht.«
    »Und wie genau hätten wir das bitte anstellen sollen?«
    Hicks runzelte die Stirn und entschuldigte sich mit einem Achselzucken für seinen Wutanfall. »Aber dieses … Brimborium, ihn zur Rückkehr zu bewegen - glaubst du, das ist klug?«
    Déprez hob fragend die Hände, aber seine Worte hörten sich dringlich an. »Nein, vielleicht ist es das nicht, ich bin aber überzeugt, dass wir damit Erfolg haben werden. Und darauf kommt es ja an. Ich sage dir mal was, Hicks: Sie ist einmalig mit ihrer äußerst schnellen Auffassungsgabe.«
    »Sie hat die Dokumente also gefunden?«
    »Natürlich, aber ich bin wegen ihres Verhaltens heute Abend so guter Dinge. Der alte Somerville ließ nur ganz beiläufig fallen, dass Tracey ein paar herausgerissene Seiten aus den Kommentaren in der Manteltasche bei sich trug, aber sie hat im Nu erfasst, was das bedeutet. Und sie ist leidenschaftlich bei der Sache. Sie wird uns nicht enttäuschen, dessen bin ich mir nun gewiss.«
    »Da wirst du wohl recht haben«, erwiderte Hicks betrübt. »Es ist nur so … hinterhältig. Wenn wir sie doch nur nicht da mit hineinzuziehen bräuchten.«
    »Dachte ich mir doch, dass sie dein altes Herz rührt, trotz all deiner Bockigkeit mir gegenüber! Natürlich wünsche ich ihr nichts Schlechtes - ganz im Gegenteil -, aber unter den gegenwärtigen Umständen brauchen wir Verbündete wie sie. Holland ist kein Dummkopf, musst du wissen, und es ist schon genug passiert, was dazu angetan war, ihn Verdacht schöpfen zu lassen.Wir müssen ihn anlocken, aber ohne sein Misstrauen zu erwecken.«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber mir gefällt das alles nicht.«
    »Mir ist es auch zuwider«, stimmte Déprez ihm zu, »aber unser Ziel ist wichtig genug, um ein wenig Verdauungsstörungen zu riskieren.«
     
    Auf

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