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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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zu kompliziert, schloss sie. Zu leicht konnte sich so ein Fehler einschleichen. Ihrer Überzeugung nach war die Verschlüsselung sicher, weil sie sich auf ein bestimmtes Buch bezog, das sich nur sehr schwierig erraten ließ. Auf alle Fälle war sie hierzu nicht in der Lage! Sobald man wusste, um welches Buch es sich handelte, musste die Entschlüsselung ganz einfach sein.
    Die Verschlüsselung mochte einfach sein , überlegte sie, aber wenn diese Sätze aus den Kommentaren den Schlüssel zu den drei Dokumenten enthielten, wie entschlüsselte man sie? Die Codierung erfolgt mithilfe von Buchstaben, aber nicht in der richtigen Reihenfolge. Deshalb muss jeder verschlüsselte Satz diese Reihenfolge aufweisen. Damit dies möglich ist, muss der Satz alle Buchstaben des Alphabets enthalten - oder zumindest alle in der jeweiligen verschlüsselten Botschaft enthaltenen, auf die er sich bezieht. Sie schüttelte den Kopf. Nein, doch alle Buchstaben, sonst müsste man den Inhalt der Botschaft kennen, bevor man den Schlüssel anwenden konnte, um sie zu übersetzen.
    Demnach gäbe es zwei Alphabete - das »richtige« und eines, das bei der Verschlüsselung benutzt wurde. Nochmals sah sie sich den kürzesten der Sätze von Blackstone an. Konnte dieser ein verschlüsseltes Alphabet enthalten? Sie schrieb den Satz heraus und strich alle doppelten Buchstaben durch, sodass aus

EINE QUEEN DOWAGER IST DIE WITWE … BESASS
    Folgendes wurde:
    EINQUDOWAGRSTKLCHFMPVJB
    Damit kam sie auf drei Buchstaben weniger.Wie konnte sie die Buchstaben in diesem Satz gegen das richtige Alphabet auftragen, wenn er nur dreiundzwanzig enthielt? Welche Buchstaben sollte sie da unberücksichtigt lassen? Die letzten drei? X und Y wurden nicht häufig benutzt, aber Z? Das schien ihr nicht sehr wahrscheinlich zu sein. Vielleicht X und Y, die Buchstaben, die tatsächlich im Satz über die Königinwitwe nicht enthalten waren. Hierbei handelte es sich um sehr selten benutzte Buchstaben, wenn man nicht über die alten Griechen schrieb, und wahrscheinlich schrieben Schmuggler nicht über antike Figuren wieYpsilanti oder Xenophon! Es war jedenfalls einen Versuch wert. Folglich stellte sie das Königinwitwen-Alphabet dem richtigen Alphabet gegenüber und schaute wieder in das dazugehörige verschlüsselte Dokument.

    Sie brauchte nicht lange, um festzustellen, dass es so nicht funktionieren würde. Die verschlüsselte Passage begann mit den Buchstaben DNWHEMIUTLHUDDUTSENWUT, woraus auf der Grundlage des Alphabets aus dem Königinwitwen-Satz ein ebenso unzusammenhängendes FCHQASBE-MOQEFFEMLIPQAC entstand.
    Offenbar hatte sie einen Fehler gemacht, aber sie war sich auch sicher, dass sie fast richtig lag. Der Königinwitwen-Satz enthielt dreiundzwanzig verschiedene Buchstaben. Hatte das irgendeine Bedeutung? Sie schaute sich noch einmal die anderen beiden Sätze an. Nachdem sie hier ebenso verfahren war und alle sich wiederholenden Buchstaben durchgestrichen hatte, kam sie auf die gleiche Anzahl, obgleich die ausgelassenen Buchstaben nicht die gleichen waren. Bedeutete dies vielleicht, dass ihre erste Idee doch die richtige gewesen war? Dass die ausgesparten Buchstaben in den Sätzen von Blackstone einfach in der verschlüsselten Passage, auf die sie sich bezogen, fehlten? Nein, wohl eher nicht, denn einer der ausgesparten Buchstaben war das Z, welches viel zu häufig vorkam. Vielleicht war sie doch nicht so nahe an der Lösung wie gedacht.
    Sie holte tief Luft und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Das angestrengte Starren auf die Buchstaben hatte ihren Kopf schwer und träge gemacht. Beim Blick auf die Uhr ihres Onkels nahm sie die fortgeschrittene Stunde wahr. Kein Wunder also, dass sie sich müde fühlte und fröstelte. Die Glut im Kamin war fast erloschen, und an die Stelle der Wärme, die sie ausgestrahlt hatte, war längst eine kühle Nachtluft getreten.
    Nach ihrer Rückkehr von Woolthorpe Manor war sie so erpicht darauf gewesen, sich an die Entschlüsselung zu machen, dass sie noch nicht einmal ihren Mantel aufgehängt oder ihr neues Kleid ausgezogen hatte. Als sie sich nun erhob, um ihre verkrampften Glieder zu strecken, fühlte sie sich nicht nur schläfrig, sondern auch erschöpft und unwohl. Daher beschloss sie, zu Bett zu gehen. Vielleicht käme ihr ja beim Entkleiden noch eine Idee.
    In Lindham Hall war es Usus, den Kamin nur in Ausnahmefällen nach zehn Uhr abends noch mit neuem Brennstoff zu versehen. Um diese Zeit sollte man bereits in den Federn

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