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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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versöhnlichere Strategie und machte ihm Komplimente über die Einrichtung, das interessante Wirtshausschild und über das bemerkenswerte Denkmal, weniger als einen Steinwurf vom Four Swans entfernt. »Das ist doch zweifelsohne ein großartiges historisches Relikt, nicht wahr?«
    Das sei es wirklich, versicherte ihm der Wirt, ziemlich alt; es sei vor Urzeiten von König Edward errichtet worden, zu Ehren seiner Frau. An allerlei Orten habe man solche Denkmale errichtet - wie Kreuze, wenn man so wollte -, aber dieses hier sei das schönste. Viele Gentlemen hatten das schon gesagt. »Sie sagen, Sie besuchen die Pulvermühle, Captain?«, fragte er nachdenklich. »Da können Sie, glaube ich, Jess nehmen, und dann haben wir Folly für Ihren Freund. Den beiden macht das laute Knallen nix aus.«
    »Hm, Folly«, bemerkte Déprez mit trockenem Lächeln, als sie nebeneinander Richtung Stallungen gingen. »Sagen Sie, Captain Holland, kommt es in der Fabrik in Waltham Abbey häufig zu lautem Knallen?«
    »Normalerweise nicht, aber Sie können immer noch draußen warten, wenn Sie das nervös macht.«
    »Nein, ich werde überall mit hingehen, wo ich darf.«
    Holland warf einen prüfenden Blick auf Déprez’ Kleidung und wies darauf hin, es werde erforderlich sein, sich beim Betreten der Fabrik umzuziehen. Alles aus Metall, selbst ein Knopf oder Nagel, konnte einen Funken erzeugen und stellte daher eine Gefahr dar.Vermutlich würden sie die Produktionsgebäude nicht betreten, aber …
    »Aber es schadet nichts, vorsichtig zu sein?«, ergänzte Déprez.
    »Stimmt.«
    Jess und Folly waren ruhige, zuverlässige Pferde, und sie bewältigten die Strecke in angemessener Zeit. Holland kannte den diensthabenden Wachmann am Tor zwar nicht, aber sein Name war natürlich bekannt, deshalb erhielt er problemlos Zutritt, sowohl für sich selbst als auch für Déprez.
    Ihre Pferde ließen sie in den Ställen bei den Arbeitsgäulen, die sich zwischen ihren Runden an den riesigen Mahlsteinen ausruhten.
    Nachdem Holland und Déprez ihre Mäntel ausgezogen und die Stiefel gegen funkensichere Magazinschuhe ausgetauscht hatten, betraten sie den Hauptteil der Pulvermühle, zu dem die Kokerei und die Werkstätten der Zimmerer gehörten. Als der Wind sich drehte, trieb ihnen der stechende Geruch von Salpeter in die Nase, welcher sich intensivierte, je näher sie der Schmelzerei kamen. Holland erkannte einen der Arbeiter und winkte ihm, bevor er sich dem Hauptgebäude mit der Verwaltung zuwandte. Dort müssten sie eigentlich Mr. John Marshall, den Vorarbeiter und Leiter der Waltham-Abbey-Pulvermühle, antreffen.
    Einer der niederen Angestellten, ein blasser junger Mann, der sich anhörte, als habe er sich erkältet, erwartete sie direkt am Eingang. »Oh, Captain Holland, Sir«, stammelte er, »wir haben nicht gewusst … Ich meine, Sie kommen doch für gewöhnlich nicht um diese Zeit, nicht wahr?«
    »Nein. Sie sind... Turner, nicht wahr? Ich will zu Mr. Marshall.« Hollands Stimme hatte einen kalten, kompromisslosen Ton angenommen, wie üblich, wenn es um berufliche Dinge oder lästige Zivilisten ging.
    »Tut mir leid, Sir, aber er ist nicht da.«
    »Und Mr. Sehler?« Holland schob sich an Turner vorbei und öffnete die Bürotür mit dem Namensschild »Jos. Sehler«. Drinnen befand sich ein kleiner Schreibtisch mit Geschäftsbüchern, Papier und Stiften, alles in perfekter Ordnung, und dahinter ein leerer Stuhl.
    »Mr. Sehler ist auch nicht da«, erklärte Turner.
    »Das sehe ich. Wo ist er?«
    »Weiß ich nicht, Sir. Er ist heute nicht hergekommen.«
    »Und Marshall?«
    Turner schnäuzte sich und erklärte nervös, Mr. Marshall sei im Augenblick nicht auf dem Gelände, da seine Anwesenheit in der Stampfmühle benötigt werde. »Er is schon seit’ner ganzen Weile weg, Sir. Soll ich ihn holen?«
    Noch bevor Holland antworten konnte, öffnete Turner ein Fenster und rief: »Wilson!« Daraufhin erschien ein kleiner Junge, dessen schmutziges Gesicht und Magazinschuhe nahelegten, dass er in den verschiedenen Gebäuden auf demWerksgelände ständig ein und aus ging. »Lauf mal rüber und sag Mr. Marshall, Captain Holland is hier und will ihn sprechen. Ich glaube, er ist in der Stampfmühle. Aber beeil dich.«
    Holland blickte sich im Zimmer um. Sitzgelegenheiten gab es nicht, es sei denn, sie setzten sich auf die Schemel neben Turner, der nun heftig in sein Schnupftuch schnäuzte. »Wir warten in Marshalls Büro.«
    »Selbstverständlich, Sir, wie Sie

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