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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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dich, worüber wir uns gerade unterhalten haben, ja?«
    Tom nickte langsam, aber entschieden. »Ja, Captain, Sie können auf mich zählen.«
    »Danke«, erwiderte Holland und drückte ihm die Hand. »Mach jetzt weiter mit deiner Arbeit, und pass auf Fred Buckland auf.«
    »Ja, Sir, und Sie passen auf sich auf. Und ich hoffe, wir sehen Sie bald wieder, so wie üblich.« Tom schüttelte den Kopf, während Holland und Déprez davoneilten. »Diese Jungspunde, immer in Eile. Kein Wunder, dass es da ständig Unfälle gibt.«

18
    Ungefähr eine Meile vor White Ladies führte der schmale, kurvenreiche Weg auf die Landstraße nach Woolthorpe Manor. Sobald die Kutsche abbog, lehnte Mary sich erleichtert zurück, denn nun kam sie endlich schneller voran als zu Fuß, egal welche Gefahren dies in diesem Gefährt auch mit sich bringen mochte. Im Geiste ging sie noch einmal durch, was sie Mr. Somerville sagen wollte, aber schon wenig später beugte sie sich wieder vor. Warum fuhren sie immer langsamer? Als auch noch die Kutsche heftig hin und her schaukelte und quietschte, als wolle auch sie sich beschweren, öffnete Mary das Fenster und stellte überrascht fest, dass sich ihnen aus der Gegenrichtung offenbar Mr. Somervilles Kutsche näherte.
    Sie winkte eifrig und wies Cuff auf dem Kutschbock an, zu halten. Als der andere Wagen auf ihrer Höhe angekommen war, identifizierte Mary ihn zweifelsfrei als den von Mr. Somerville, der aber nicht in der Kutsche saß. Stattdessen begrüßte Mary Mr. Hicks, der ebenso überrascht schien wie sie selbst. Als er bemerkte, dass Mary nicht in Begleitung von Mrs.Tipton unterwegs war, fragte er sie, wohin sie denn wolle.
    »Nach Woolthorpe Manor! Es gibt … Eigentlich will ich mit Mr. Somerville sprechen, aber möglicherweise wäre es besser, Ihnen alles zu erzählen.«
    »Nun«, sagte er, um sich nicht festzulegen, »ich bin etwas in Eile.«
    Mary lehnte sich aus dem Fenster und versuchte so zu flüstern, dass er alles verstand: »Ja, aber es ist sehr wichtig. Es gibt bei der Entschlüsselung nämlich einen Fehler.«
    Hicks fingerte an seiner Uhr herum und ließ sie dabei fast fallen. » Was haben Sie da gerade gesagt?« Doch noch bevor sie antworten konnte, war er schon ausgestiegen und hatte ihre Kutschentür aufgerissen. »Warten Sie. Warten Sie«, murmelte er und reichte ihr die Hand. »Bitte.« Dergestalt verfrachtete er sie in seine Kutsche und fuhr dann ziemlich atemlos fort: »So ist es wesentlich sicherer … unter vier Augen. Nun … was ist denn passiert?«
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, stieß sie hervor, »nicht, was den Text anbelangt, sondern die Quelle.« In knappen Worten gab sie nun wieder, wie sie auf die Unstimmigkeiten zwischen der ersten und der vierten Auflage der Kommentare gestoßen war. »Verstehen Sie? Das lässt alles in einem ganz anderen Licht erscheinen. Meinen Onkel und … einfach alles.«
    Hicks saß nachdenklich da, die Arme verschränkt und das Kinn auf die zur Faust geballte Hand gestützt. Doch dann sagte er abrupt und mit bebender Stimme: »Zufälligerweise bin ich gerade auf dem Weg nach London und darf keine Zeit vergeuden. Aber was Sie da sagen... Würden Sie mich begleiten … bis nach Woodbridge, meine ich? Dann können Sie mir alles genauer erklären.«
    »Ja, natürlich«, stimmte Mary ihm zu. Seine Reaktion beruhigte sie ungemein. Bei ihrem Aufbruch nach White Ladies hatte sie Zweifel gehabt, ob Mr. Somerville wohl verstünde, worum es ihr ging, und die Sache ernst nähme. Hicks gegenüber fühlte sie sich dagegen sicherer. Sie verstanden sich, und jetzt, wo Mary ihn eingeweiht hatte, spürte sie, wie eine schwere Last von ihr abfiel. Erleichtert lächelte sie ihn an.
    »Gut gemacht.« Hicks tätschelte ihre Hand und sprang aus der Kutsche. Kurz darauf kehrte er zurück, und die Kutschen fuhren weiter: die eine ins südlich gelegene Woodbridge, die andere nach Norden, um zu wenden und dann über die Küstenstraße nach Lindham zurückzukehren.
    »Nun noch zur Verschlüsselung«, sagte Hicks über das Rattern der Kutsche hinweg. »Sie meinen, Ihre Endeckung rückt alles in ein anderes Licht, aber ich bin mir nicht sicher, ob dem wirklich so ist. Ihr Onkel besaß die vierte Auflage der Kommentare . Das heißt aber doch nicht, dass er nicht auch die erste hatte. Vielleicht haben Sie die nur nicht gefunden.«
    Mary gestand ein, dass sich noch ein weiteres Exemplar auf White Ladies befinden könnte und ihr Onkel Dokumente weitergereicht haben

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