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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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wünschen«, kam die etwas gedämpfte Antwort.
    Im Büro desVorarbeiters thronte ein mächtiger Eichensekretär - ein hilfreicher Schutzwall im Falle einer Explosion in nächster Nähe. Sonst gab es ein paar mehr oder weniger bequeme Stühle und einen Wandschrank mit Glastüren. Letzterer enthielt Geschäftsbücher mit unterschiedlichsten Dokumentationen über die normale Produktion der Pulvermühle sowie einige über Experimente, die in Waltham seit dem Kauf der Mühle durch die Regierung im Jahr 1787 durchgeführt worden waren.
    »Ich würde auf die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Büro nicht viel geben«, bemerkte Déprez und machte sich an der Schranktür zu schaffen, die so aussah, als würde sie bei kräftigerem Rütteln nachgeben.
    »Nein, aber ohne mich wären Sie hier gar nicht erst reingekommen.«
    »Wohl wahr, und Sie sind ja ganz klar über jeden Verdacht erhaben.« Déprez schloss die Zimmertür. »F und S. Fehler beseitigen - Sehler beseitigen. Ein Versehen, das Miss Finch leicht unterlaufen konnte, aber Gott sei Dank haben Sie das ja bemerkt. Kennen Sie ihn?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin ihm schon einmal begegnet - er ist Marshalls rechte Hand. Er dokumentiert die Ergebnisse der Testschüsse, und vermutlich geht ziemlich viel über seinen Schreibtisch.Wenn die Franzosen wissen wollen, was hier vorgeht, dann ist Sehler sicher in der Lage, ihnen Auskunft zu geben. Mal sehen, was Marshall dazu zu sagen hat.«
    Sie setzten sich und warteten, aber laute Stimmen auf dem Korridor ließen sie bald wieder aufstehen. Holland öffnete die Bürotür, als Turner gerade den jungen Wilson fragte, ob er die Nachricht übermittelt habe.
    »Ich hab mich nicht getraut, Sir.«
    »Was ist hier eigentlich los?«, wollte Holland wissen. Turner war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben, ohne vorher zu niesen, deshalb wandte Holland sich ungeduldig an den Jungen. »Erzähl mir, was genau passiert ist«, befahl er. »Ist in der Stampfmühle etwas schiefgelaufen?«
    Wilson schüttelte den Kopf; sein Gesicht war unter dem Schmutz ganz bleich. »In der Hauptmühle, Sir. Fred Buckland ist mit seiner Hand in eine der Rollwalzen geraten. Sie ist grausam gequetscht, und Mr. Marshall möchte ihn nicht bewegen.«
    »Ist ein Arzt da?«, fragte Déprez.
    »O ja, Sir«, erwiderte Wilson. »Man hat nach ihm geschickt. Dort drinnen ist alles voller Blut«, fügte er mit plötzlicher Mitteilungsfreude hinzu, »und Fred Buckland schreit und fleht alle an, seinen Arm nicht anzufassen. Er hat Angst, dass sie ihn abschneiden wollen.«
    »Also gut«, sagte Holland stirnrunzelnd. »Lauf los und warte beim Tor auf den Arzt. Und erlaube ihm nicht, Instrumente aus Eisen mit reinzunehmen.«
    Der Junge rannte zum Eingangstor. Holland indes machte sich auf in Richtung der Hauptmühlen.
    »Oh, Captain Holland, wohin gehen Sie?«, rief Turner, der im Türrahmen stand. »Seien Sie bloß vorsichtig!«, fügte er hinzu, da seine erste Frage dem Captain außer einer abschätzigen Handbewegung keine Reaktion entlocken konnte.
    Déprez schob sich an ihm vorbei und eilte Holland hinterher. Er hatte ihn gerade eingeholt, als eine weitere Stimme zu vernehmen war: »Captain, Sir! Captain Holland!«
    Holland sagte nichts, blieb aber stehen, als er die Gestalt wiedererkannte, die ihm entgegengehumpelt kam. »Tom!«, rief er dann, »was weißt du Neues über Fred Buckland?«
    »Captain, Sir! Sind Sie das wirklich?«
    »Wer denn wohl sonst. Immer mit der Ruhe, der Arzt ist schon auf dem Weg. Geht es ihm sehr schlecht?«
    Diese Fragen richteten sich an einen ältlichen grauhaarigen Mann, der mit dem Oberkörper zu einer Seite geneigt ging. Er war weit über das Alter eines arbeitsfähigen Mannes hinaus, hatte aber immer noch ein besonders gutes Händchen mit den Arbeitsgäulen. Er begleitete sie in der Regel zu ihrem Einsatz in den Hauptmühlen und wieder zurück. Seinem besorgten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er dabei gewesen, als sich der Unfall ereignete. Nun schüttelte er Holland die Hand und blickte ihn freundlich an. »Ja, Sir, um den armen Fred steht es schlimm.«
    »Wird er seinen Arm verlieren?«
    »Ich denke schon.«
    »Armer Kerl«, murmelte Holland. »Wie ist das passiert?«
    Tom zuckte die Achseln. »Schätze mal, er war unvorsichtig oder in Eile. Und Fred hat immer gern bei der Arbeit geschwatzt. Schwatzen ist des Teufels, wenn man einer ernsthaften Arbeit nachgehen muss. Und Ihnen, Sir, geht es Ihnen gut?«
    »Aber ja. Ich bin in Walton’s

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