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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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es darauf ankommen lassen.« Hudson nickte in Richtung der Tür. »Gehen Sie nur, Miss Finch.«
    »Um Himmels will … Lassen Sie uns nicht ins Schmierentheater abgleiten.« Déprez gestikulierte gereizt. Dann war er kurz still, fuhr danach aber mit barscher Stimme fort: »Mich hinter Schloss und Riegel zu bringen, wird gar nichts bewirken. Dann gehen Sie doch zur Orchard Street, wenn Sie unbedingt möchten, aber Sie werden dort nichts entdecken und können großen Schaden anrichten.«
    »Warum denn das?«, wollte Hudson mit einem leichten Stirnrunzeln in Marys Richtung wissen und bedeutete ihr, stehen zu bleiben.
    Déprez zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich wieder. Auch Hudson nahm erneut Platz, er beugte sich jedoch gestützt auf seine Ellbogen vor und hatte eine Pistole neben sich liegen. »Weil«, fuhr Déprez fort, »Ihr Besuch sehr gefährlich für Captain Holland wäre.«
    »Aha, dann ist er also doch dort«, rief Mary aus.
    Déprez hielt abermals inne, bevor er antwortete. »Nehmen wir einfach einmal an, er wäre dort. In dem Fall wird es nicht einfach sein, ihn da herauszubekommen - lebend, meine ich. Sie kennen die Straße, aber nicht das Haus, wo man ihn versteckt.«
    »Im Gegensatz zu Ihnen, nehme ich an«, fauchte Hudson. »Verdammt noch mal, er war von Anfang an in der Orchard Street, oder? Das ganze Brimborium im Mace & Cells war nichts als eine Finte.«
    »Das war es sicher nicht. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass ich Captain Holland vor dem Mace & Cells festgenommen habe. Aber das ist jetzt irrelevant, denn er ist nicht mehr dort, wie Sie ja selbst feststellen konnten. Lassen Sie uns zu Ihrer Marylebone-Hypothese zurückkehren. Wenn er sich in der Orchard Street aufhält, wird er stark bewacht, und diese Wachposten werden schwer zu überraschen sein. Ich habe die Methoden Ihrer Männer in St. Catharine’s Alley beobachtet. Sie sind alles andere als vorsichtig, und so in Marylebone vorzugehen könnte in einer Katastrophe enden. Während Ihre Leute die Straße rauf- und runterrennen, an Türen hämmern und auf ihren infernalischen Pfeifen trillern, verbliebe jede Menge Zeit, Captain Holland an einen anderen Ort verschwinden zu lassen oder zu töten.«
    »Warum sollten sie ihn töten wollen?«, fragte Hudson.
    »Weil er für sie eine Last darstellen würde, wenn Sie da auftauchen. Ich bin mir sicher, Sie haben den Ausdruck ›es gibt keine Ehre unter Dieben‹ schon mal gehört; das gilt ganz sicher auch für Spione. Holland ist schließlich verletzt, und es wäre einfacher, ihn umzubringen, als ihn in Ihre Hände fallen zu lassen.« Déprez hielt inne, als er Mary erbleichen sah, und wappnete sich innerlich. Jetzt war keine Zeit für Mitgefühl. Und so vertrat er seinen Standpunkt noch vehementer. »Vergessen Sie nicht, dass Rede - der Mann, der Sehler umgebracht hat - wahrscheinlich dort ist. So jemand schreckt nicht vor einem Mord zurück, wenn seine eigene Sicherheit in Gefahr ist.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht.« Hudson sprach langsam, aber er war fast zufrieden mit dieser Wendung der Ereignisse. All diese Verschlüsselungen und seltsamen Anspielungen hatten ihn verwirrt; er hatte einfach nicht gewusst, wie er damit umgehen sollte. Die Lage war immer noch sehr brenzlig, aber es hatte sich doch alles so weit geklärt, dass er es jetzt zu begreifen glaubte. »Nun gut«, nickte er kurz, »wie kriegen wir Holland da raus?«
    » Sie können ihn nicht da rausholen. Aber ich . Ich kann mich bestimmter Taktiken bedienen, die bei den Männern, die ihn festhalten, verfangen werden.«
    »Bestimmte Taktiken« , spottete Hudson. »Sie wollen damit sagen, dass die ihre Befehle von Ihnen erhalten.«
    »Wie üblich, Sir, übertreiben Sie ein wenig«, antwortete Déprez.
    Mary verlor mit allen beiden die Geduld. Welchen Sinn hatte es, so um die Frage herumzutänzeln? »Aber wenn Sie ihn aus der Orchard Street wegbringen können , werden Sie es auch tun?«, fragte sie.
    »Das werde ich«, antwortete Déprez, »wenn Mr. Hudson im Gegenzug sämtliche … Anschuldigungen gegen mich fallen lässt. So lautet mein Angebot: meine Freiheit für die von Captain Holland.«
    »So wie ich das sehe, ist das ein verdammt schlechter Tausch«, grollte Hudson.
    »Im Gegenteil, er ist hervorragend.«
    »Sie haben so gut wie zugegeben...«
    »Zugegeben habe ich gar nichts. Es ist doch noch kein Verbrechen zu bestätigen, dass ein Mann sich in Marylebone aufhält. Alles andere sind … schlaue Vermutungen. Ohne
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