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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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Augen hatte. Diese konnten nicht so traurig dreinblicken wie braune. Sie nahm ihm gegenüber Platz und hoffte das Beste.
    Da sie eine Reihe unangenehmer Bemerkungen von ihm erwartet hatte, überraschten sie seine ersten Worte. Wie hatte Sie sich entschieden? Würde Sie in Ipswich bleiben oder sich beeilen, zu ihrem Onkel zu kommen?
    Sie sah ihn kurz ungläubig an. »Ja, ich … ich werde nach White Ladies fahren. Ich … Er hat mich nun einmal eingeladen, und deshalb werde ich zu ihm fahren. So habe ich mich entschieden. Hier meine Fahrt zu unterbrechen und ihm zu schreiben würde bedeuten, ich meine, es sähe so aus, als ob … Und ich bin doch schon so weit gekommen.«
    Ihr angehobenes Kinn und ihre Aufregung beim Sprechen veranlassten Holland insgeheim zu schmunzeln. Als er sich sicher war, dass sie zum Ende gekommen war, fügte er jedoch nur beiläufig hinzu: »In dem Fall könnte ich Sie begleiten, wenn Ihnen das recht ist.«
    Jetzt starrte Mary ihn an. Der unerwartete Edelmut seines Vorschlags, ohne dass er ein Wort über die Uhr oder mögliche rechtliche Komplikationen verlor, verblüffte sie ebenso, wie er sie überwältigte. Fast hätte Sie seine Hand ergriffen. »Sie wollen mitkommen - wirklich? Oh, vielen Dank, Captain. Das wäre … Aber sind Sie sich sicher? Bringt Sie das nicht in Schwierigkeiten?«
    Er schüttelte den Kopf und ließ nun endlich ein Lächeln zu. »Nach Woodbridge fährt heute Morgen eine Kutsche, und ich nehme mal an, für den Rest des Weges können wir ein Fuhrwerk mieten.«
    »Ja, sicher. Das ist bestimmt möglich.« Sie lächelte nun auch und dachte dabei, dass er doch eigentlich recht gut aussah. Seine Schönheit war von rauer Natur, warum bemerkte sie das bloß jetzt erst? Vielleicht mangelte es ihm doch nicht an Mitgefühl - in dem Punkt hatte sie sich wahrscheinlich geirrt. Dann kam ihr ein anderer, dunklerer Gedanke. »Sie glauben also, es könnte da doch ein Geheimnis oder Schwierigkeiten geben?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber … es kann keinesfalls schaden, vorsichtig zu sein.«
    Mary wollte auf der Stelle nach oben eilen und all ihr Habe zusammenpacken, aber Holland meinte, sie solle sich Zeit zum Frühstücken lassen.
    »Haben Sie das von Tracey gehört?«, fragte er mit gedämpfter Stimme. »Die Wirtin wird Ihnen bestimmt haarklein alles darüber erzählen. Darauf sollten Sie vorbereitet sein.«
    Als er jedoch Tracey erwähnte, schwand ihr Mut dahin, und ihre gute Laune schlug wieder in Schuldgefühle um.Wie hatte sie nur an sich selbst, an ihr eigenes Abenteuer, denken können, während der arme Mr. Tracey tot in der Kammer über ihr lag? Das hieß, wenn er wirklich der arme Mr. Tracey war und kein Krimineller. Nein, das war kleinlich von ihr. Schließlich wusste sie doch überhaupt nichts über ihn, und er war an einem fremden Ort mutterseelenallein gestorben. Alle diese Gedanken gingen ihr gleichzeitig durch den Kopf, und sie murmelte: »Ja, davon habe ich gehört. Hoffentlich hat er nicht gelitten.«
    »Fragen Sie bloß nicht danach«, riet Holland ihr dringend.
    Mary nickte und blickte in ihre Tasse. Gegen ihren Willen erschien Traceys bleiches Gesicht auf der Oberfläche des Tees. Entschlossen schwenkte sie schnell die Tasse. »Ich hatte mir nicht klargemacht, wie sehr sich die Leute für Wunden interessieren und … Verletzungen. Gestern Abend redeten sie kaum von etwas anderem. Aber was ich Sie noch fragen wollte: Glauben Sie, ich werde bei der Gerichtsverhandlung anwesend sein müssen?«
    »Bei der was? Ach. Ich … Nein, das glaube ich nicht.«
    In Wahrheit hatte Holland nicht die leiseste Ahnung von diesen Dingen und nickte nur, als Mary ihn darauf hinwies, dass schließlich jemand anderes die Leiche gefunden hatte und der Apotheker zudem sicher in der Lage sei, eine Erklärung zur Todesursache abzugeben. Wenn sie die Adresse ihres Onkels hinterlegte, könnte man ja Kontakt zu ihr aufnehmen, falls jemand etwas von ihr wollte. Das genügte doch sicher, oder?
    Er zuckte unverbindlich mit den Achseln. »Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen über... Verhandlungen machen, aber was ist mit der Uhr ?« Die letzten beiden Worte flüsterte er nur. » Darüber werden sie sich bestimmt wundern, wenn sie nur die Uhrkette finden. Es wird aussehen, als ob …«
    »Als ob man ihn bestohlen hätte? Ja, deshalb habe ich die Kette ja auch an mich genommen.«
    »Sie haben was ? Aber …«
    »Ohne die Kette gibt es keinen Beweis, dass er überhaupt eine Uhr

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