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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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werden in Woolwich aufbewahrt im … Warren. Haben Sie denn viel mit Artillerie zu tun? Ich dachte, mehr mit Schiffen .«
    »Ja, damit auch«, bestätigte Holland, »aber es ist Arbeit für Spezialisten. Kanonenpulver auf See ist schwieriger zu handhaben: wegen der Gewichtsverteilung und der Feuchtigkeit und weil die verdamm … die Matrosen nicht kapieren, wie sie die Geschütze ordentlich abfeuern.«
    Da sich das Kräuseln ihrer Stirn immer noch nicht legte, bekam sie doch noch eine Antwort. »Ich bin Kanonier, müssen Sie wissen, Miss Finch, ein Artillerist.«
    Mary errötete, aber sie war so guter Dinge, dass sie über sich selbst lachte. Wie dumm von ihr zu denken, er müsse ein Matrose sein, nur weil seine Uniform Marineblau war!
    Holland empfand die Art, wie sie dies zugab, sehr anziehend und versicherte ihr, ihre Vermutung sei keinesfalls abwegig gewesen. Die meisten Soldaten waren in der Tat Rot und nicht Blau gekleidet. Es gab Ausnahmen, wie die Light Dragoons und die Yorkshire Blues oder die Artillerie, und die Highlander trugen natürlich ihre Kilts.
    »Leider weiß ich rein gar nichts über Dragoner«, vertraute Mary ihm an. »Sind das Männer oder Waffen? Das hört sich eher nach einer Art mystischer Kreatur an, wie eine Drachenart.«
    Da lachte er. »Nun, manchmal sind sie tatsächlich wie Drachen, wenn sie über den verdammten Hügel stürmen und erst nach dem Gefecht wiederkommen. Sie gehören zur Kavallerie, deshalb machen sie, was sie wollen, und verschwenden nicht viele Gedanken an den Rest von uns.«
    »Aha. Und die Marine?«
    »In der Marine sind alle blau gekleidet außer die Marineoffiziere, aber das sind eigentlich auch Soldaten, und die Matrosen … Auf den Schiffen, auf denen ich gewesen bin, trug so gut wie niemand eine Uniform. Da geht es ganz anders zu als in der Armee oder bei der Artillerie: eher wie auf dem Jahrmarkt.«
    »Das hört sich sehr kompliziert an«, sagte Mary mit ernster Miene, »für eine Außenstehende wie mich. Mein Großvater war Schiffskapitän, aber Kaufmann. Allerdings nicht bei der Marine. Das ist sicherlich wieder etwas ganz anderes, nicht wahr?«
    Holland nickte. »Der eine trägt das ganze Risiko, und der andere bekommt das ganze Geld. So sehen es jedenfalls die Marineoffiziere.«
    »Nun, die Marine verhält sich jedenfalls heroisch«, bekräftigte Mary, »und mein Großvater kam zu großem Reichtum. Dann muss da wohl was Wahres dran sein. Deshalb habe ich auch gesagt, mein Onkel hätte nie seine Uhr verkauft, er war nämlich der erstgeborene Sohn und wurde daher nach dem Tod meines Großvaters sehr reich.«
    »Oh.«
    Diese einzelne Silbe ließ Mary innehalten. Auf einmal kam es ihr schrecklich ungezogen vor, so begeistert und wissend über Geld zu reden, denn Holland sah wieder angespannt aus. »Aber wenn ich ein Mann wäre und es auf der Welt zu etwas bringen müsste, zöge ich die Marine vor«, fuhr sie fort, als ob sie das Oh nicht gehört hätte. »Oder ich ginge zur Artillerie. Die ist bestimmt auch sehr heroisch.«
    Jetzt lächelte er wieder. »Vielleicht, aber ich weiß nicht, ob Sie sich so sehr auf Heldentaten verlassen sollten. Geld dagegen ist eine sicherere Sache. Aber erzählen Sie mir doch bitte, was aus diesem anderen Tracey wurde - dem aus der Historie. Danach, meine ich.«
    Mary dachte einen Augenblick nach. »Ich habe nicht gehört, dass irgendetwas mit ihm passiert ist«, musste sie zugeben. »Wahrscheinlich hat man ihn überhaupt nicht zur Rechenschaft gezogen.«
    »Na dann gibt es ja doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt.«
    »Gerechtigkeit? Aber er beging einen heimtückischen Mord!«
    »Er hat dem Befehl des Königs Folge geleistet. Wenn Soldaten Befehle hinterfragen dürften, wäre das Land in einem miserablen Zustand.«
    »Das stimmt, aber … der König gab nicht wirklich einen Befehl - nicht wie auf dem Schlachtfeld. Er saß wohl beim Abendmahl und war verärgert über den Erzbischof. Da sagte er: ›Wer schafft mir den aufrührerischen Priester vom Hals?‹ Woraufhin William Tracey und die anderen geradewegs nach Canterbury ritten und ihn umbrachten.«
    »Das war ein Befehl«, sagte Holland und nickte dabei, »nur kein ausdrücklicher. Heikle Befehle werden immer so gegeben. Das war Pech für Tracey und diejenigen, denen das zu Ohren kam.«
    »Sie hätten sich weigern können, dem Befehl Folge zu leisten.«
    »Aber nein, das war ganz ausgeschlossen. Und soviel wir wissen, war der Erzbischof aufrührerisch, hat seine Nase in Dinge

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