Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
Vom Netzwerk:
sich auf den Weg zu seiner Schlafkammer. Nachdem sie gehört hatte, wie ihr Cousin drinnen mit Tibbs sprach, dem Diener, den man anstelle des Kanoniers Drake gebeten hatte, Dienst zu tun, öffnete sie die Tür und trat ohne jegliche Scheu ins Zimmer. Tibbs wandte missbilligend den Blick ab, während Holland, der gerade bei der Rasur war, sie in seinem Spiegel sah und begrüßte.
    »Morgen, Lottie. Gerade habe ich Tibbs gefragt, wie das Wetter heute wohl ist, aber das kannst du mir ja sicher auch sagen.«
    »Guten Morgen, Bobs. Heute ist ein ganz herrlicher Tag, um auszureiten , falls du das nicht schon vergessen hast. Guten Morgen, Tibbs.«
    »Guten Morgen, Miss.«
    »Nein, das habe ich nicht«, entgegnete Holland, der sich offensichtlich auf sein mit Schaum bedecktes Kinn konzentrieren musste, »ich habe die Pferde auf Punkt halb bestellt. Du kannst mich also nicht damit aufziehen, ich sei zu spät dran. Außerdem solltest du hier nicht einfach so hereinschneien«, fügte er noch hinzu und säuberte seine Klinge in der Wasserschüssel.
    »Warum denn nicht?«
    »Na, ich hätte mich verletzen können. Am Hals. Eine ziemliche Schweinerei gäbe das, und du müsstest alles wieder sauber machen. Ich bezweifle, dass Tibbs dir dabei behilflich wäre, was Tibbs?«
    »Wie belieben, Sir?«
    »Nun, wenn du aber auch so lange brauchst.« Charlotte ließ sich auf die Truhe am Fußende des Betts plumpsen und blickte sich prüfend in der Kammer um. Sie war kleiner als ihre eigene, und die Wandbekleidung sah schmuddelig und ausgeblichen aus. Dem Teppich machte es sicher nichts aus, wenn noch Blutflecken hinzukämen, das war jedoch kein wirklicher Vorteil. »Das ist aber kein schönes Zimmer«, verkündete sie.
    »Nein?«
    »Nein, es ist schauderhaft. Ich verstehe nicht, warum Maman es voriges Jahr nicht hat herrichten lassen wie die Zimmer von mir und Susannah. Ich wollte marineblaue Wandbehänge, aber Maman hat es nicht erlaubt.«
    »Nun«, sagte Holland, »vielleicht dachte sie, ich bin sowieso nicht häufig genug hier, um die Veränderung zu bemerken. Männer interessieren sich nicht so sehr für diese Dinge, weißt du.« Wieder säuberte er seine Klinge. »Aber ich habe durchaus bemerkt, dass du sehr hübsch aussiehst.«
    Charlotte trug eine dunkelgrüne Reitgarnitur mit aufgestülpter Hutkrempe aus schwarzem Biberfell. »Ja, die sieht wirklich gut aus«, stimmte sie ihm lachend zu. Sie setzte sich aufrecht hin und breitete ihre Arme aus, damit er sie besser betrachten konnte. »Ich trage sie zum ersten Mal, abgesehen von der Anprobe. Die Jacke ist eine Kopie der Gardegrenadieruniform. Du kennst sie doch. Sieht sie wirklich genauso aus?«
    »Hm-m. Abgesehen von der Farbe.«
    »Ja, aber ich konnte ja schlecht einen roten Uniformrock nehmen. Das wäre … outré . Das ist Französisch und heißt, etwas ist extravagant. Nichts Angenehmes. Aber du glaubst gar nicht, wie schwierig es war, meine Haare unter diesem Hut richtig unterzubringen. Sieht es einigermaßen aus?«
    »Perfekt. Dieses Reitkostüm … war doch sicherlich ein Geburtstagsgeschenk, oder?«
    »Ja, obgleich Maman Susannah auch eines gekauft hat, was meiner Ansicht nach nicht fair war, weil es doch mein Geburtstag war, und Susannah doch nur selten reitet.« Sie bemerkte, dass ihr Cousin die Stirn runzelte, während er sein Gesicht mit einem Handtuch abtrocknete, und fügte sie hinzu: »Ich hoffe, du hältst mich jetzt nicht für ein Biest, das keinem anderen was gönnt, aber sie sieht wirklich sehr schön darin aus.«
    Er gestand ein, dass Gerechtigkeit sein musste, auch am eigenen Geburtstag. Sofort nutzte sie diese Gelegenheit zu erwähnen, sie trage auch sein Geschenk, eine kleine Silberbrosche, und vertrieb ihn vom Spiegel, um sich darin zu betrachten.
    »Hm-m«, sagte Holland und band sich sein Halstuch. »Ja, Tibbs, ich weiß, ich hinterlasse ein schreckliches Durcheinander. Aber belassen Sie einfach alles, wie es ist. Sie ist doch nicht zu klein, die Anstecknadel, oder?« Er hatte sie zwar als armselig empfunden, als er sie im Laden erblickt hatte, aber etwas Größeres konnte er sich nicht leisten. Der Juwelier versicherte ihm, sie sei im griechischen Stil gehalten, und bei einem Schmuckstück in griechischem Stil sei die Größe unwesentlich. Aber Holland hatte da seine Zweifel.
    »Sie ist wunderschön«, versicherte ihm Charlotte, »und von all meinen Geschenken mag ich sie am liebsten. Nun aber zu Clemmie. Bist du endlich fertig? Ältere Leute brauchen für

Weitere Kostenlose Bücher