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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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weich angefühlt … Mit einem Seufzer erklärte er Charlotte den Unterschied zwischen dem Transport von Artillerie im Allgemeinen, der Standortwahl für die schweren Waffen zu Beginn eines Gefechts und der Neupositionierung neuer, leichterer Waffen, welche im Laufe eines Gefechts mehrmals erfolgen konnte. Letzteres leuchtete Charlotte sofort ein. Was ein Gefecht alles nach sich zog, davon hatte sie nur eine vage Vorstellung, aber ihrer Ansicht nach musste es höchst wünschenswert sein, schnell vorzurücken und dabei zu feuern.
    »Du hast solch ein Glück, dass du so aufregende Dinge tun kannst. Ich meine, du könntest sie tun, wenn sie nicht so unfair zu dir wären und dich endlich versetzen würden.« Dann seufzte sie und spielte mit den Zügeln. »Hier kann es sehr eintönig sein, weißt du.« Wieder ein Seufzen und ein Blick in seine Richtung. »Deshalb bin ich so darauf erpicht, das mit dem Springen auszuprobieren.«
    »Springen?«, fragte Holland geistesabwesend, als habe er noch nie zuvor davon gehört.
    Sie nickte ganz aufgeregt. »Ja, Bobs, bringst du mir das bei? Ich bin mir sicher, Clemmie würde das ganz wunderbar machen.«
    »Bist du dir sicher, ja? Und dein Vater? Du hast doch gehört, was er gestern Abend sagte. Er ist ganz und gar dagegen.«
    »Ja, aber ich meinte doch nur Sprünge , kein Hindernisreiten«, erklärte Charlotte ihm, »und nur ganz kleine. Es ist bestimmt sicherer, wenn man beim Reiten auch kleine Sprünge machen kann.« Als er genauer nachfragte, gab sie zu, dass wohl auch Lady Armitage dem nicht zustimmen würde: weder den Sprüngen noch dem Hindernisreiten, aber Charlotte tat das alles als nebensächlich ab. Daraus, wie schnell sie sich rechtfertigte, konnte man schließen, dass sie sich alles schon im Vorhinein zurechtgelegt hatte. »Ich habe sie nicht um Erlaubnis gebeten, deshalb hat sie es mir auch nie ausdrücklich verboten. Und wenn wir es jetzt machen, während sie weg ist, kann uns niemand einen Vorwurf machen, dass wir nicht vorher um Erlaubnis gefragt haben. Und abgesehen davon«, fuhr Charlotte fort, obwohl sie am Gesichtsausdruck ihres Cousins ablesen konnte, dass sie ihn nicht wirklich hatte überzeugen können, »versteht Maman gar nichts von Pferden. Susannah und sie verstehen nicht einen Funken von Pferden. Maman würde nur Nein sagen, weil sie das immer macht, wenn es um etwas Spannendes geht, und nicht, weil sie weiß, dass es nicht gut für mich ist.«
    »Irgendwie finde ich nicht …«
    »Und wenn ich erst einmal springen kann, dann kann sie es ja nicht mehr ungeschehen machen, oder?«
    Holland lachte kurz auf. »Du vergisst, wen man einen Kopf kürzer macht, wenn dabei etwas schiefgeht.«
    »Aber was könnte denn schiefgehen? Und es wäre so ein großer Spaß«, drängte ihn Charlotte.
    »Das Springen - oder ungeschoren davonzukommen?«
    »Nun«, sagte Charlotte bedächtig, aber dann lächelte sie. Holland erwiderte ihr Lächeln. Eigentlich konnte doch nichts dabei sein, wenn Clemmie bewies, was in ihm steckte, solange sie vorsichtig waren.
    »Ach, Bobs, du bist wirklich ein Schatz.«
    »Das ist doch einerlei. Vergiss nur nicht zu machen, was ich dir sage, falls jemand davon erfahren sollte.«
    »Ehrenwort«, versprach Charlotte. Sie bot ihm ihre Hand, und sie vollzogen den Handschlag, den die Armitage-Schwestern sich ausgedacht hatten, um Wichtiges zu besiegeln. An diesen geheimen Ritualen ließen die Schwestern ihren Cousin schon seit Langem teilhaben.
    Als sie zum Haus zurückkehrten, vertraute ihm Charlotte an, sie sei recht betrübt gewesen, als Susannah und Lady Armitage abfuhren. Es war sterbenslangweilig ohne sie. Aber nun war es ihr eigentlich einerlei, wann sie zurückkehrten. Und könnten sie mit der Unterweisung zum Springen nicht gleich am Nachmittag beginnen?
    Holland nickte. »Machen sie denn bei den Moltons häufiger ihre Aufwartung?«
    »Aber ja. Seitdem Mr. Grantley Molton, der Neffe von Mr. Molton, in Fordham lebt. Sein Vater war ein türkischer Kaufmann und ungeheuer reich. Aber jetzt ist er tot, und sein Bruder - unser Mr. Molton - hat Mr. Grantley Molton zu seinem Erben gemacht. War das nicht nett von ihm?«
    »Furchtbar nett.Wie ist denn Mr. Grantley Molton so, außer ungeheuer reich und der Erbe von Fordham?«
    Charlotte dachte einen Moment nach. »Er ist sehr sportlich und war auf der Universität, und Maman sagt, er hat seinem Onkel Manieren beigebracht. Du erinnerst dich doch noch, wie ruppig und unfreundlich Mr. Molton immer war und

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