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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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die besten sind von seinen süßen Leckereien.«
    »Mrs. Tipton und ich haben Mr. Todd aufgesucht, müssen Sie wissen«, erklärte Mary und senkte erneut die Stimme, »wegen des Testaments meines Onkels.«
    Déprez nickte, und noch bevor er ihr versichern konnte, sie müsse ihm diesbezüglich keineswegs etwas anvertrauen, tat sie genau das. Sie teilte sich ihm gerne mit, und das Testament ihres Onkels bot besonders ergiebigen Gesprächsstoff. Déprez war sehr angetan von ihrer Mitteilungsfreude und hatte mitnichten Lust auf eine weitere Plauderrunde mit den … Zänkerinnen. Bald schon diskutierten sie über solch faszinierende Dinge wie die Zuständigkeit der Kirchengerichte hinsichtlich der Verfügung über Mr. Finchs Grundbesitz und die spannende Frage, warum Mr. Finch wohl nur ein Testament über seine bewegliche Habe, nicht aber über seinen Grundbesitz gemacht hatte. Déprez fand ein solches Vorgehen verwunderlich, doch Mary hatte diese Frage bereits Mr.Todd gestellt und war daher in der Lage, eine Erklärung zu liefern.
    »Wenn jemand wünscht, sein Grundbesitz solle auf seinen nächsten Erben übergehen, dann ist er anscheinend am besten beraten, dies in seinem Testament nicht ausdrücklich festzulegen, sondern den Grundbesitz durch die Erbfolge auf ihn übergehen zu lassen, denn Letzteres ist der stärkere Titel. Genauer gesagt: Wenn jemand Grundbesitz auf diese Weise hinterlässt, ist das Testament nutzlos und wird für ungültig erklärt. In diesem Fall tritt dann die Erbfolge aufgrund der Abstammung ein.«
    »Ach so.«
    »Tatsache ist auch, wenn ein Erblasser in seinem Testament verfügt: ›Ich vermache all meine persönliche und bewegliche Habe … Mr. Déprez‹, dann umfasst diese Verfügung alles, was er zum Zeitpunkt seines Todes besitzt. Wenn er dieselbe Verfügung jedoch in Bezug auf seinen Grundbesitz trifft, bezieht sie sich nur auf das, was er zu dem Zeitpunkt besaß, an dem er sein Testament verfasste. Also muss er, sobald er neuen Grundbesitz kauft, oder auch beim Aufnehmen von Hypotheken auf alten Grundbesitz, ein neues Testament machen.«
    Déprez lächelte sie bewundernd an. »Sie scheinen das Erbrecht eingehend studiert zu haben.«
    »Nun, es ist ja auch sehr interessant«, erklärte sie schüchtern, »und mir … macht es Spaß, Dinge herauszufinden.«
    »Natürlich. Das ist eine äußerst löbliche Einstellung. Sie würden sich nicht … wohlfühlen, wenn Sie nicht alles vollständig verstünden, nicht wahr? Und beabsichtigen Sie, Ihre Studien fortzusetzen?«
    »O nein«, erwiderte Mary, »ich lasse es mit der Juristerei damit erst einmal bewenden. Aber ich habe Mr.Todd versprochen, in anderer Weise behilflich zu sein. Seine Angestellten fahren morgen nach White Ladies, um eine Inventarliste des Hausrats zu erstellen, und ich werde sie begleiten.«
    Déprez versuchte nicht, seine Überraschung zu verbergen: »Auf mein Wort, Miss Finch, nach allem, was dort passiert ist? Ich bin … Selbstverständlich bewundere ich ihre Tapferkeit, aber … Oder vielleicht hat Sie ja das gestrige Abenteuer zu noch gewagteren Taten inspiriert?«
    »Nein, nicht im Geringsten«, protestierte sie, »und ich bin gar nicht so tapfer. Ich hätte das genauer erläutern müssen. Mr. Mycroft, der Verwalter meines Onkels, wird auch zugegen sein, zusammen mit einigen seiner Leute. Sie werden dafür sorgen, dass das Haus hinreichend gut gesichert wird.«
    »Ach ja, das ist natürlich sehr sinnvoll, aber was für eine betrübliche Aufgabe! Stühle zählen und eine Bestandsaufnahme des Bestecks machen …«
    »Es mag habgierig erscheinen«, gab Mary zu und errötete dabei leicht, »doch eigentlich betrachte ich White Ladies wirklich in keiner Weise als mein Eigentum - ich finde das alles nur so aufregend.«
    »Ja, selbstverständlich«, beeilte er sich, ihr zu versichern. »Ich wollte Sie keineswegs kritisieren.Warum sollten Sie nicht selbst mithelfen, wenn Sie das gern tun?« Er zögerte und kräuselte die Stirn. »Würden Sie mir … dennoch einen Vorschlag gestatten?«
    »Sicher.«
    »Ich habe einen Geschäftsfreund - er unterstützt mich bei der Verwaltung meiner Plantage auf St. Lucia, aber er musste die Insel aufgrund der dortigen Unruhen mit mir zusammen verlassen. Er ist ein sehr erfahrener Verwalter. Warum lassen Sie ihn nicht bei der Inventur mithelfen?«
    Mary fand, sie könne ein solch großzügiges Angebot keinesfalls annehmen, doch Déprez räumte ihre Zweifel aus. Seine Argumente waren die

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