Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
war alles aus blondem Holz oder in
Pastellfarben gehalten. Ringsum an den Wänden hingen fotografische
Meisterwerke, alle mit dem Namenszug Duval. Es befanden sich zwei Ablageschränke
in dem Raum, und wir nahmen uns jeder einen vor. Fünfzehn Minuten später hatte
ich das letzte Bild in der untersten Schublade angesehen und richtete mich auf.
Dominic war mit seinem Schrank bereits fertig.
    »Nichts gefunden?« Meine Frage
war naheliegend.
    »Nichts gefunden«, bestätigte
er. »Was nun?«
    »Es muß ein versteckter
Panzerschrank da sein«, sagte ich und blickte mich wieder um.
»Höchstwahrscheinlich hinter einem dieser Meisterwerke in der Wand verborgen.«
    Dominic fand ihn schließlich
hinter dem Akt eines nackten Mädchens, das in ein Fischnetz gehüllt war. Duval
hatte der Aufnahme den originellen Titel »Akt im Netz« gegeben, und bestimmt
hatte ihm ein Mannequin Modell gestanden. Allerdings war das lange Haar der
einzige Hinweis auf ihr Geschlecht, und heutzutage ist selbst das noch keine
Garantie.
    Ich nahm das Foto von der Wand,
und Dominic untersuchte das Kombinationsschloß des
Safes mit einem Gesichtsausdruck, von dem ich erhoffte, daß es Sachkenntnis
sei. Dann öffnete er seine Aktentasche und nahm einen dünnen Bohrer heraus.
    »Hoffentlich wissen Sie, was
Sie tun«, sagte ich.
    »Verlassen Sie sich auf mich,
Jungchen«, antwortete er selbstbewußt. »Ein paar Löcher, die mit dem richtigen
Stoff gefüllt, und wir haben ihn offen. Es ist ganz einfach.«
    Ich rauchte meine Zigarette zu
Ende, während er sorgfältig Löcher bohrte, sah dann zu, wie er aus der
Aktentasche eine Tube mit einer geleeartigen Substanz herausnahm, die er mit
der zärtlichen Fürsorge einer liebenden Mutter handhabte.
    »Was ist das für ein Zeug?« fragte
ich.
    »Nitroglyzerin«, erklärte er
gelassen. »Es ist etwas unberechenbar, läßt sich aber leicht handhaben, wenn
man damit umzugehen versteht.«
    Noch ehe er zu Ende gesprochen
hatte, befand ich mich in der entferntesten Ecke des Büros und duckte mich hinter
die Aktenschränke. Vorsichtig hob ich den Kopf und sah zu, wie er beide Löcher
füllte und sich dann mit zwei Stücken Draht zu schaffen machte. Er wich langsam
durch den Raum zurück, rollte dabei die Drähte aus, bis er die Aktenschränke
erreichte.
    »Wird das einen Höllenkrach
machen?« fragte ich mit einer Stimme, die plötzlich zwei Oktaven höher lag als
sonst.
    »Krach?« Er sah mich gekränkt
an. »Höchstens ein leichtes Geräusch, wie wenn jemand sich räuspert. Mehr
nicht.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Das fragen Sie mich schon die
ganze Zeit, Danny.« Mit finsterem Stirnrunzeln blickte er mich an. »Haben Sie
denn gar kein Vertrauen zu mir?«
    »Nein«, knurrte ich. »Und im
Augenblick fehlt mir auch die Zeit, zu warten, ob es sich vielleicht noch
einstellt.«
    Er schaltete eine der Lampen
aus, schraubte die Schalterplatte von der Wand, legte die Pole frei, schloß
dann den einen Draht an. Als er den zweiten Draht anschloß, überlegte ich, ob
er es als Beleidigung auffassen könnte, wenn ich unten im ersten Stock wartete,
bis alles vorbei war. Aber ich bekam gar keine Gelegenheit, ihn zu fragen.
    »Jetzt knallt’s«, verkündete
Dominic fröhlich und griff nach dem Schalter. Ich duckte mich hinter die
Aktenschränke und preßte meine Hände gegen die Ohren.
    Ich hörte ein Geräusch, das wie
leises Husten klang, und wartete auf die Explosion. Aber nichts geschah.
Schließlich reckte ich den Kopf über die Aktenschränke und sah Dominic völlig
gelangweilt auf der anderen Seite an den Aktenschränken lehnen.
    »Ich nehme alles zurück, was
ich gesagt habe, Jungchen«, erklärte ich aufrichtig. »Sie sagten, wie wenn
jemand sich räuspert, und mehr war es auch nicht.« Ich blickte zu dem Wandsafe
hinüber, bemerkte, daß die Tür unangetastet war, und meine Begeisterung verflog
ebenso plötzlich, wie sie aufgekommen war.
    »Pfuscher«, knurrte ich ihn an.
»Das war eine Fehlzündung oder so etwas. Nicht mal die Farbe hat einen Kratzer
abbekommen.«
    Er antwortete nicht, darum
beugte ich mich über den etwa brusthohen Aktenschrank und schüttelte ihn heftig
an der Schulter. »Dominic, zum...«
    Seine Schulter entglitt meinem
Griff, als er vornüber zu Boden sank. Im Fallen drehte er sich und blieb auf
dem Rücken liegen. Mit einem Ausdruck milder Überraschung sah er zu mir auf.
Zwischen seinen Augenbrauen gähnte ein sauberes rundes Loch, und seine
gigantische Nase war mit hellroten Bluttröpfchen

Weitere Kostenlose Bücher