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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Selbstverständlich ist es ein Meermaid.«
    »Vielleicht hat er ihn
mitgenommen, um damit die nächste Wettbewerbsteilnehmerin zu erwürgen«, meinte
ich.
    »Wollen Sie nicht lieber den
Mund halten?« fragte Charles leise.
    »Unterbrich ihn nicht«, sagte
Hal. »Das könnte ein guter Einfall sein.«
    »Von dem?« grunzte Charles
verächtlich.
    Hal betrachtete mich mit dem
prüfenden Blick eines Kannibalen, der festzustellen sucht, welches wohl das
saftigste Stück am Missionar ist.
    »Boyd«, sagte er liebenswürdig,
»ziehen Sie sich aus.«
    »Was?« Ich stierte ihn
fassungslos an.
    »Sie haben mich richtig
verstanden. Ziehen Sie sich ganz aus.«
    »Den Teufel werde...« Meine
übrigen Worte schnitt Charles’ Handkante ab, die gegen meinen Adamsapfel traf.
In Zukunft würde ich so heiser sein, daß jede Nachtklubsängerin auf mich
neidisch sein mußte.
    »Dem Nachtwächter hat er
gesagt, er hieße Jones«, meinte Charles nachdenklich. »Ob es genug Jones gibt,
daß dieser hier nicht vermißt wird?«
    »Ziehen Sie sich aus, sonst
hilft Ihnen Charles dabei«, befahl Hal scharf. »Mir soll es gleich sein.«
    Ihm mochte das gleich sein, mir
aber nicht. Ich zog mich also aus wie eine Stripteasetänzerin in einem
Nachtlokal. Hal warf den Badeanzug Charles zu.
    »Nimm du das«, sagte er. »Du
wirst ihn später brauchen. Wir wollen jetzt losfahren. Boyd kann hier unten
bleiben, bis wir soweit sind.«
    Sie verließen die Kabine und
verriegelten die Tür hinter sich. Wenige Sekunden später spürte ich ein
Vibrieren unter meinen Füßen, als die Motoren ansprangen. Dann erfolgte das
knirschende Rasseln des Drahtseils, das von der Boje gelöst und an Bord gezogen
wurde. Der Bug des Bootes bebte leicht, als er gegen die sanfte Dünung stieß,
dann glitt der Rumpf durch das Wasser, und das Boot wurde schneller. Ich saß im
Adamskostüm auf der Polsterbank und kam mir zum erstenmal im Leben wie ein
Modell für unzweideutige Fotos vor.
    Es schien sehr lange zu dauern,
bis die Motoren gedrosselt wurden. Das Schaukeln verstärkte sich, als das Boot
an Geschwindigkeit verlor, dann rollte es nur noch auf der leichten Dünung. Vom
Deck her drang ein Rumpeln herein, dem ein lautes Aufklatschen folgte. Es war
nicht schwer zu erraten, daß es nunmehr einen Wanderschauspieler weniger auf
der Welt gab. Der Riegel zur Kabinentür wurde zurückgezogen und sie ging auf.
    »Los, Boyd.« Charles Stimme
klang drohender als je zuvor. »Kommen Sie ’raus.«
    Er hielt seine Waffe in der
Hand und beobachtete mich aufmerksam, während ich neben ihm auf das Deck
hinaustrat. »Nach hinten zum Heck«, befahl er mit einem dreckigen Grinsen.
    Hal wartete schon. Er hatte
eine Zigarre zwischen den Zähnen und stand mit gespreizten Beinen da, um das
Rollen der Dünung abzufangen. Er sah aus wie ein Pirat aus dem zwanzigsten
Jahrhundert.
    »Vermutlich sind Sie kein
Romantiker, Boyd.« Er grinste mir gut gelaunt entgegen. »Vierzig Faden tief auf
dem Meeresgrund zu liegen, wird Ihnen kaum Spaß machen.«
    »Lassen Sie sich nur Ihren Spaß
nicht verderben, Hal«, antwortete ich. »Ich bin hier doch nur überflüssiger
Ballast.«
    »Ich dachte nur, Sie würden
vielleicht etwas anderes amüsanter finden«, antwortete er. »Es ist zwar eher
Ihr Einfall als meiner, aber wir wollen ja nicht, daß es bei dem
Meermaid-Wettbewerb auch nur einen langweiligen Augenblick gibt. Und Sie sind
jetzt derjenige, der neue Akzente setzt.«
    »Ich kann es kaum erwarten«,
sagte ich.
    Hal sah zu seinem Partner
hinüber. »Gib mir die Waffe, Charles.« Er fing sie geschickt auf, als der
Gorilla sie ihm zuwarf, und richtete ihren Lauf auf meine Brust. »Sie werden
als loyaler Mitarbeiter für Ihre Firma sterben, wie es einem zuverlässigen
Angestellten zukommt, Boyd.« Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter. »Mit
einem Meermaid-Badeanzug um den Hals.«
    »Das hatte ich mir schon
gedacht«, sagte ich. »Wenn ich doch nur meinen großen Mund gehalten hätte.«
    »Dazu werden Sie in Zukunft
viel mehr Gelegenheit haben«, antwortete er freundlich. »Ich hätte geglaubt,
der Einfall fände Ihre Zustimmung. Wenn man Sie aus dem Meer fischt, wird das
für die Zeitungen eine Sensation, Boyd. Sie werden endlich berühmt. Vielleicht
werden Sie das aufsehenerregendste ungeklärte Verbrechen der nächsten fünfzig
Jahre.«
    »Wissen Sie, an wen Sie mich
erinnern?« sagte ich. »Sie sehen genau wie so einer aus, der sich in den
dunkelsten Winkeln Manhattans herumtreibt. Zuerst kam ich

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