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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zweifellos für ein schickes kleines Mägdelein
gedacht, das um die fünfundneunzig Pfund wog und gerade ein Meter fünfzig groß
war. Ich habe so um hundertachtzig Pfund und bin etwas über ein Meter achtzig.
Der Badeanzug war aus Satin-Lastex gemacht, das die Widerstandskraft von
getempertem Stahl hat. Weitere fünf Minuten lang kämpfte ich mit mörderischer
Verbissenheit und zerrte ihn bis zur Taille über meine Hüften, aber weiter ging
es beim besten Willen nicht mehr. Von hinten sah ich vielleicht leidlich
salonfähig aus, jedenfalls stand er mir jetzt doch etwas besser als vorhin, als
ich ihn um den Hals getragen hatte.
    Erschöpft watete ich aus dem
Wasser auf den Strand hinauf, und ich schien dabei niemandem aufzufallen.
Vielleicht deshalb, weil alle anderen selbst in Shorts und Badeanzügen waren,
und sie nicht zu genau hinsahen. Das Lastex umschloß meine unteren Partien wie
eine eiserne Jungfrau, und es kostete mich die größte Anstrengung, mich beim
Gehen nicht in den Hüften wiegen zu wollen.
    Aufsehen erregte ich gleich,
nachdem ich den Strand hinter mir gelassen hatte. Die Collins Avenue war ein
wahrer Neon-Dschungel und schien bei Nacht noch heller zu sein als am Tag.
Dagegen konnte ich nichts tun. Mein Hotel lag drei Blödes entfernt, und ich
mußte zu Fuß gehen. Ich hatte vielleicht zehn Meter zurückgelegt, als zwei
junge Burschen stehenblieben und mich mit offenem Mund anstarrten.
    »Mann«, sagte der Größere mit
den meisten Pickeln im Gesicht laut, »siehst du das da oder den da oder die
da?«
    »Hat jedenfalls Nerven«, sagte
sein schwachsinniger Begleiter bewundernd. »Aber hast du schon mal eine Puppe
mit Haaren auf der Brust gesehen?«
    »Nee, ich nich ’«,
erklärte der Pickelgesichtige mit Nachdruck.
    Ich wollte stehenbleiben und
ihnen ihr nicht vorhandenes Hirn aus dem Kopf schlagen, aber es begann sich
schon eine Menschenmenge anzusammeln, darum ging ich weiter. Einen halben Block
weiter riskierte ich einen schnellen Blick über meine Schulter und sah, daß mir
eine Gruppe schweigend folgte. Als ich die zweite Querstraße erreichte,
begannen sie unflätige Bemerkungen zu machen, doch erst als ich an der dritten
Kreuzung anlangte, kam es zu wirklich ernsten Verkehrsstauungen, weil die Leute
ihre Wagen anhielten, um mich genauer anschauen zu können.
    Erst als ich zwanzig Meter vom
Hoteleingang entfernt war, tauchte vor mir aus dem Nichts ein Polizist auf.
    »He, Sie da!« knurrte er mich
an. »Was soll denn das?«
    »Nur Reklame, Meister«, sagte
ich mit einer plötzlichen Inspiration, »für Meermaid-Badeanzüge. Sie haben doch
von dem Wettbewerb gehört?«
    »Ach so, das«, sagte er, noch
nicht ganz überzeugt. »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Das ist nur eine Masche, um
Aufsehen zu erregen«, erklärte ich ihm mit lahmer Stimme.
    »Aber Sie halten den Verkehr
auf, Mister.« Er betrachtete mich zweifelnd. »Mister ist doch richtig?«
    »Natürlich.« Ich knirschte mit
den Zähnen. »Ich gehe nur noch die paar Schritt weiter bis zum Styx.«
    »Also gut.« Er nickte
widerwillig. »Beeilen Sie sich aber, sonst gibt’s noch mehr Auflauf.«
    Ich holte tief Atem und rannte
wie ein böser Geist der Hölle. Und die Menge jubelte ausgelassen und rannte mir
nach. Die plötzliche strahlende Helle des menschengefüllten Hotelfoyers, die
glasigen Blicke der Angestellten am Empfang, das Entzücken der Boys, alles das
verwirrte mich, und ich blieb unvermittelt mitten im Foyer stehen. Zwei
Sekunden später strömte die Menge von der Straße durch die Türen herein, ergoß
sich ins Foyer und jubelte aus vollem Halse.
    »Madame«, stammelte eine der
Hysterie nahe Stimme hinter mir. »Es geht einfach nicht! Sie können nicht mit
nur einer Hälfte eines zweiteiligen Badeanzuges durch das Hotel gehen.«
    Ich drehte mich um und starrte
mordlustig in die vorquellenden Augen des zweiten Geschäftsführers.
»Verzeihung, Sir«, schluckte er, »was ist... was ist...«
    »Geht Sie einen Dreck an«,
knurrte ich und ging grimmig entschlossen auf die Fahrstühle zu. Einer kam
gleichzeitig mit mir an, und ich trat hinein, als die Türen aufglitten. Dann
drehte ich mich zu der Menge um, die zu johlen vergessen hatte und mich stumm
anstarrte.
    »Das ist das Großartige an
Meermaid-Badeanzügen, Leute«, schrie ich heiser ins Foyer. »Man kann immer
gewiß sein, damit in der Menge aufzufallen.«
    Ehe ich oben den Fahrstuhl
verließ, befahl ich dem Liftboy, sofort wieder ins Foyer hinunter zu fahren und
dem

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