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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sich die Harpunenspitze tief in den Leib getrieben.
    Ohne mich zu besinnen, sprang
ich auf, hörte das Bellen der Schüsse aus Hals Waffe. Die Kugeln schlugen
gefährlich nahe der Stelle auf das Deck, wo ich eben noch gekniet hatte, und
sausten dann mit bedrohlichem Zwitschern über das Meer hinaus. Auf eine
Entfernung von nur fünf Metern würde er mich schließlich doch treffen. Ich ließ
mir keine Zeit zu überlegen, sondern stürzte mich in einem verzweifelten Sprung
über die Reling in den Atlantik.
     
     
     

10
     
    Hart schlug ich auf das Wasser,
ging unter und blieb einige Sekunden untergetaucht. Dann durchbrach ich die
Oberfläche und schnappte keuchend nach Luft. Hals Waffe knallte wieder, und das
Geschoß schlug einen Meter von meinem Gesicht entfernt ins Wasser. Ich tauchte
wieder unter und schwamm einige Meter unter Wasser, bis meine Lungen wieder
nach Luft verlangten.
    Als ich das nächste Mal an die
Oberfläche kam, war das Boot viel weiter entfernt und schien schnell von mir
fortzutreiben. Hal schien sich mit seinem Partner zu beschäftigen, der seine
Verletzung wahrscheinlich nicht überleben würde, und das Boot trieb mit
abgestellten Motoren auf den Wellen. Er konnte aber jederzeit die Motoren
wieder anwerfen, das Steuer übernehmen und nach mir suchen. Das würde ihm keine
großen Schwierigkeiten machen. Das beste schien, so schnell wie möglich aus
seiner Nähe zu kommen.
    Dem Anschein nach war die Küste
nicht sehr weit entfernt, ein großer tröstlicher Lichtschein war unmittelbar
vor mir. Darum schwamm ich darauf zu. Es war höchstens eine halbe Meile,
schätzte ich. Lange Zeit später hörte ich auf zu schwimmen und ließ mich auf
dem Wasser treiben, um frische Kräfte zu sammeln. Ich riskierte einen neuen
Blick zur Küste. Sie schien nicht sehr weit entfernt, höchstens eine halbe
Meile. In diesem Augenblick verließ mich der Mut, und ich begann an Winde zu
denken, die aufs Meer hinauswehten, und an Strömungen, und ob ich nicht die
ganze Zeit in der falschen Richtung geschwommen wäre.
    Danach war es nur noch
eintönig, bis ich den Punkt erreichte, an dem mir Arme und Beine bleischwer
erschienen, und ich jedesmal, wenn ich den Mund öffnete, um Luft zu schöpfen,
hauptsächlich Wasser hineinbekam. Zum Teufel, dachte ich, man kann nur soviel
tun, wie man fertig bringt, und einmal kommt immer der Zeitpunkt, an dem es
sich nicht mehr lohnt, es weiter zu versuchen.
    Dann stieß mein Kopf
schmerzvoll gegen ein festes Hindernis im Wasser, und eine zornige Stimme
schnauzte: »Verdammt, können Sie denn nicht aufpassen?«
    Eine Fata Morgana, dachte ich,
aber trifft man die auf offenem Meer? Ich öffnete meine Augen weiter und wurde
noch verwirrter. Unmittelbar vor mir stand eine wütend aussehende Figur im
Wasser. Ich nahm an, es wäre die Folge des vielen Salzwassers, das ich
geschluckt hatte.
    »Sie sind nur ein Produkt
meiner Einbildung«, raunzte ich heiser die Erscheinung vor mir an. »Aber ich
lasse es mir von keinem meiner Phantasiegebilde gefallen, daß es im Wasser
steht, während ich die ganze Zeit schwimmen muß. Machen Sie mir also Platz. Dicker,
ich stelle mich neben Sie.«
    Ich ließ meine Beine im Wasser
nach unten sinken und nahm dabei von mir selber Abschied, und unerwartet stand
ich in nur drei Fuß tiefem Wasser.
    »Sie haben einen Knall«, sagte
der Bursche, der nun doch nicht eines meiner Phantasiegebilde war, gereizt.
»Ich hätte nicht übel Lust, Ihnen eins auf die Nase zu geben.«
    »Wenn Sie nicht übel Lust
haben, sparen Sie die für was Besseres«, antwortete ich mit einer von
Salzwasser aufgeschwemmten, sonst aber glücklichen Stimme.
    Unmittelbar vor mir lag Miami
Beach hell erleuchtet, als ob es zwölf Uhr mittags wäre. Der Strand wimmelte
von Menschen. Ich machte ein paar freudige Schritte auf den Strand zu und blieb
dann plötzlich stehen, als ich an einer Stelle einen kalten Luftzug spürte, wo
das eigentlich nicht der Fall sein sollte. Schnell setzte ich mich ins Wasser,
weil mir einfiel, daß ich, von einem Meermaid-Badeanzug abgesehen, völlig nackt
war. Und den trug ich noch lose um den Hals geschlungen. Meine Hände zerrten an
dem Badeanzug, und dann löste ich mit ungeschickten Fingern drei oder vier
Knoten. Vorsichtig erhob ich mich in eine gebückte Stellung, und nachdem ich
einige Male das Gleichgewicht verloren hatte, gelang es mir, den Badeanzug bis
zu meinen Knien hinaufzuziehen. Da begannen die Schwierigkeiten aber erst
wirklich. Der Badeanzug war

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