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Miss Monster

Miss Monster

Titel: Miss Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen anderen Namen ausgesucht.
    Miss Monster! Ja, so und nicht anders. Einen passenderen Namen konnte es gar nicht geben.
    Miss Monster!
    Wie sich das anhörte. Der Name verbreitete Angst und Schrecken, und sie würde dafür sorgen, daß er sich durchsetzte. Sie alle in der Schule sollten bald Bescheid wissen.
    Miss Monster…
    Immer wieder sprach sie ihn aus, um ihn sich nur tief und fest einzuprägen.
    Ja, die Welt würde noch von ihr hören, nicht von Wiebke Crotano, sondern von Miss Monster.
    Und keiner würde sie stoppen können. Sie würde eiskalt sein, sie würde alle Hindernisse aus dem Weg räumen, sie würde…
    Ihrer Gedanken stockten, ein Geräusch störte sie. Vor ihr knackte und schabte es.
    Sie schaute hoch und sah, wie der Bug des Kahns in den Schilfgürtel hineinschnitt.
    Sie hatte es geschafft.
    Den Totenschädel hob sie vorsichtig an. Sie wußte nicht, wo sie ihn hinstecken sollte, weil sie beim Aussteigen beide Hände brauchte. Sie wühlte in ihren Taschen nach, und es war wirklich ein Zufall, daß sie das dünne Netz fand mit den beiden verstärkten Ringen. Ein idealer Platz für den Totenkopf.
    Wiebke ließ sich Zeit. Sie überstürzte nichts, sie war die Ruhe selbst. Bevor sie den alten Kahn verließ und ihn wieder in Deckung zerrte, befestigte sie das Netz an ihrem Gürtel. Sie brauchte das schmale Band nur durch die Griffe zu ziehen.
    Alles war okay.
    Wieder versank sie bis zu den Knöcheln im Dreck, als sie durch den nahen Uferschlick ging. Die starren Rohre störten sie nicht mehr. Es war ihr auch egal, ob die schmutzigen Schuhe jemandem auffielen, aber jetzt stellte sie ihre Bedingungen. Nun würden andere nach ihrer Pfeife tanzen müssen.
    Die Umgebung des nächtlichen Moores hatte für das Mädchen längst seinen schaurigen Touch verloren. Der Besitz des Totenschädels hatte ihr eine nie zuvor gekannte Sicherheit gegeben. Ob Nacht oder Tag, das war nicht mehr wichtig.
    Sie ging weiter und sah bereits den Zaun. Als im Mondlicht glänzendes Muster hob er sich vom Boden ab. Die Leiterin der Schule hatten ihn bauen lassen. Er sollte die Schüler abschrecken, doch Wiebke ließ sich von nichts in der Welt mehr abschrecken.
    Auch nicht von einem Mister Redstone.
    Der stand auf der anderen Seite des Zauns und wartete auf sie!
    ***
    Wiebke blieb stehen!
    Noch einmal klopfte ihr Herz schneller. Sie konnte die Erinnerung an ihr
    ›erstes‹ Leben einfach nicht so schnell unterdrücken, aber das Gefühl der Angst kam erst gar nicht richtig auf. Sie war nicht mehr die Schülerin, die man prügeln und bestrafen konnte, sie war jetzt Miss Monster, und das sollte Redstone merken.
    Er hatte sich dicht vor das Gitter gestellt.
    Wie immer trug er seine Reithosen, die dicht über den schwarzen Stiefeln endeten. Über den Oberkörper hatte er eine enge Jacke gestreift, die über die Taille hinwegreichte und in deren Höhe von einem schwarzen Gürtel gehalten wurde.
    Schwarz war auch Redstones Haar. Er trug es stets korrekt geschnitten, sehr glatt gescheitelt, und seinen Nacken ließ er regelmäßig ausrasieren. Sein Gesicht sah kantig aus, die Nase war klein, schmal und leicht gekrümmt. Darunter zeigte der Mund einen scharfen Zug. Aus ihm sprach der reine Zynismus.
    Wie immer hielt er seine Reitgerte in der Hand. Jeder Schüler im Internat kannte das klackende Geräusch, wenn er mit der Gerte gegen seinen Stiefel schlug.
    Das tat er auch jetzt, während er Miss Monster aus kalten Augen anschaute.
    Ihr entging nicht das Glitzern in seinen Pupillen. Dieses Zeichen war ihr ebenfalls bekannt.
    Es trat immer dann auf, wenn er sich auf etwas freute, wenn er andere bestrafen konnte.
    So wie jetzt…
    »Ich wußte, daß du weggelaufen bist, Wiebke, ich wußte es genau. Ich habe dich verfolgt, ich ahnte nur nicht, daß du schon so früh verschwunden bist. Aber das ist jetzt vorbei. Es war das letzte Mal, daß ich es zugelassen habe. Ab heute wirst du nicht mehr heimlich weggehen, das schwöre ich.«
    »Und wenn ich es doch tue?«
    Redstone lachte, und Wiebke wunderte sich, daß es jemand schaffte, so hämisch und trotzdem lautlos zu lachen. Er legte dabei den Kopf zurück, dann beugte er ihn wieder vor und wäre mit dem Gesicht beinahe gegen das Gitter geprallt.
    »Du wirst es nicht tun!«
    »Abwarten, Mister Redstone!«
    Unwirsch schüttelte er den Kopf. Der Mann haßte es, wenn ihm widersprochen wurde. »Hoch mit dir. Du wirst denselben Weg nehmen, den du heute schon einmal gegangen bist. Klettere am Zaun hoch,

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