Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
Vom Netzwerk:
Michael.
    »Halt«, sagte Miss LaFosse.
    »Soda?«
    »Nein, danke.«
    »Wacker!«
    Miss Pettigrew stand bolzengerade, gewappnet für neue Abenteuer.
    »Sagen Sie Halt«, sagte Michael.
    »Halt«, japste Miss Pettigrew.
    »Also bitte!«, protestierte Michael.
    »Dräng sie nicht«, sagte Miss LaFosse. »Guinevere ist kultiviert. Im Gegensatz zu dir. Sie lässt sich nicht volllaufen und vermöbelt Wachtmeister. Gieß einen Schluck Soda dazu.«
    »Ich wollte immer schon einmal Whiskey probieren«, sagte Miss Pettigrew selig. »Ich habe nie welchen bekommen, nicht einmal als Medizin, wenn ich eine Erkältung hatte.«
    »Wo sind Sie denn aufgewachsen?«, erkundigte Michael sich mitleidig.
    »Nehmen Sie kleine Schlucke«, bat Miss LaFosse inständig.
    »Auf ex«, sagte Michael.
    Miss Pettigrew nippte, verzog das Gesicht und stellte ihr Glas unauffällig ab.
    »Bah!«, dachte sie enttäuscht. »Und das wird nun so in den Himmel gelobt? Wieso werfen Männer dafür ihr Geld zum Fenster hinaus und betrinken sich damit, wo es doch billige, schmackhafte Getränke wie Zitronensirup mit Wasser gibt …!«
    »Jetzt geht’s mir schon besser«, sagte Michael.

    Er stellte sein leeres Glas auf den Tisch und sah taktvoll über Miss Pettigrews volles hinweg.
    »Nimm doch noch einen«, schlug Miss LaFosse vor. »Oder zwei. Oder drei.«
    Sein Blick gab ihr zu verstehen, dass er sie durchschaute.
    »Mich betrunken zu machen, meine Gute, ändert nichts an meinen Gefühlen dir gegenüber. Ich komme doch immer wieder zu mir.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, seufzte Miss LaFosse, »aber man kann es ja immerhin versuchen.«
    »Tja. Lass es lieber. Es führt zu nichts«, sagte Michael ungerührt. »Und jetzt, da ich wieder ganz Herr meiner selbst bin, zurück zum geschäftlichen Teil. Wie lautet die Antwort, Ja oder Nein?«
    Miss LaFosse wurde ein wenig blass um die Nase. Er hielt seelenruhig den Blick auf sie geheftet, sie schlug nervös die Augen nieder. Er grub in seiner Hosentasche, förderte ein Zigarettenetui zutage, zündete sich eine Zigarette an und blies abwartend lange Rauchkringel in die Luft.
    »Tränen in den Augen«, sagte er, »schmeichelhaft zerzauste Locken, ein um eine Spur zu gewagtes Dekolleté, mitleiderregendes Zucken um den Mund, kindlich bittende Miene, nichts von alledem wird mich rühren.«
    Miss Pettigrews Herz wurde steinschwer. Miss LaFosse suchte Halt an einer Stuhllehne.
    »Ich stelle die Frage«, sagte Michael sanft, »hier und jetzt zum letzten Mal.«
    Miss LaFosse warf Miss Pettigrew einen hoffnungslos flehentlichen Blick zu. Miss Pettigrew holte tief und zittrig Luft.
    »Meinen Sie nicht«, sagte sie – weder beschwichtigend, bittend noch überredend, vielmehr wohlbedacht in gleichgültigem Plauderton wie ein unbeteiligter Betrachter mit
lediglich abstraktem Interesse an dem Thema, »meinen Sie nicht, einer solch bedeutsamen Frage sollte man ein wenig Bedenkzeit zugestehen? Alle Ultimaten gewähren doch eine gewisse Frist. Anders als der männliche Verstand neigt der weibliche nicht zu raschen Entscheidungen. Eine rasche Entscheidung wird häufig wieder rückgängig gemacht. Frauen verfügen nicht über den männlichen Stolz, der sie an ihrem Wort festhalten lässt. Man muss ihnen Zeit lassen, um zu einem festen Entschluss zu kommen.«
    Michael sog eine Lunge voll Rauch ein und pustete ihn energisch wieder aus.
    »Ha! Da könnten Sie recht haben. Wie Sie sagen, einem Ultimatum sollte stets eine ernstzunehmende Warnung vorausgehen. Vielleicht habe ich sie zu der fälschlichen Annahme verleitet, ich würde bis in alle Ewigkeit nach ihrer Pfeife tanzen. Die Fairness gebietet es, eine veränderte Sachlage entsprechend anzukündigen. Eine Woche. Eine Woche lässt mir genügend Zeit, mich ins beste Licht zu setzen und die junge Dame vielleicht noch zum Umschwenken zu bewegen.«
    Miss Pettigrew atmete tief und tonlos aus. Miss LaFosse blickte sogleich heiterer drein, ihre Anspannung war verflogen.
    Michael wirbelte herum und nahm Miss Pettigrew ins Visier.
    »Sie scheinen mir eine vernünftige Frau zu sein. Sehen Sie mich an!«
    Die Befolgung dieser Anweisung bereitete Miss Pettigrew keine Schwierigkeiten.
    »Sehe ich solide aus?«, fragte Michael. »Sehe ich zuverlässig aus? Sehe ich ehrlich aus?«
    »Du liebe Zeit!«, sagte Miss Pettigrew nervös. »Muss ich darauf antworten?«

    »Ja, das müssen Sie.«
    »Oje … nun gut. Solide: nein«, sagte Miss Pettigrew ernst. »Zuverlässig: nein, aber … aber

Weitere Kostenlose Bücher