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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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ehrlich.«
    »Was?«, fragte Michael entgeistert. Er grinste. »Gute Frau, Sie gefallen mir.«
    Er setzte sich neben Miss Pettigrew auf das Chesterfield-sofa. Miss Pettigrew schlug das Herz bis zum Hals.
    »Würde es ihr Schaden sein, wenn sie mich heiratet?«, fragte Michael.
    »Es wäre ganz entschieden das Beste für sie«, sagte Miss Pettigrew bestimmt.
    Michaels Stimmung hob sich.
    »Weibliche Scharfsicht«, frohlockte er. »Wir zwei sind Freunde. Habe ich nicht gesagt, dass Sie ein vernünftiger Mensch sind?«
    »Sie erwähnten so etwas«, sagte Miss Pettigrew.
    »Haben Sie irgendwelchen Einfluss auf dieses lächerliche Versehen der Natur, das die junge Dame als ihren Verstand bezeichnet?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Miss Pettigrew betrübt.
    »Das dachte ich mir. Er reicht bei ihr nicht einmal so weit, um sie erkennen zu lassen, was ein guter Einfluss ist und was nicht.«
    »Ach, aber sie ist so reizend«, wandte Miss Pettigrew ein.
    »Sie ist ein elendes kleines Flittchen.«
    »Aber sehr hübsch«, hielt Miss Pettigrew entgegen.
    »Ja, zum Kuckuck, aber sie hat ein Hirn wie ein Spatz.«
    »Braucht sie es denn?«, fragte Miss Pettigrew ernst.
    »Ein bisschen graue Masse könnte ihr nicht schaden.«
    »Ich dachte immer, Männer mögen keine klugen Frauen.«
    »Ich schon. Darin unterscheide ich mich von den anderen – weiß der Himmel, warum ich ausgerechnet auf sie verfallen bin.«

    »Sie hat aber doch Verstand«, sagte Miss Pettigrew feurig.
    »Warum gebraucht sie ihn dann nicht?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte Miss Pettigrew.
    »Weil sie eben keinen hat.«
    »Ich bin übrigens noch da«, sagte Miss LaFosse mit ihrem entzückenden Glucksen.
    »Sei still«, sagte Michael. »Hier geht es um ernste Dinge. Auf sinnlose Zwischenrufe können wir verzichten.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Miss LaFosse kleinlaut.
    »Wird erteilt.«
    Michael wandte sich wieder Miss Pettigrew zu.
    »Sie und ich, wir kennen uns aus.«
    »Ich hoffe es«, sagte Miss Pettigrew matt.
    »Ich habe schon viele Frauen gehabt.«
    »Oh!«, japste Miss Pettigrew.
    »Und sie alle sehr genossen.«
    »Oh!« Ihr ging die Luft aus.
    »Umgekehrt gilt das Gleiche.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, brachte Miss Pettigrew kaum noch vernehmlich hervor.
    »Aber ich wollte nie eine von ihnen heiraten.«
    »Nein.«
    »Außer Delysia. Sie ist anders.«
    »Allerdings.«
    »Heiraten ist eine ernsthafte Angelegenheit.«
    »Ganz zweifellos.«
    »Also, Delysia ist ein kleiner Satansbraten, und hin und wieder bin ich geneigt, ihr bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen. Sie braucht jemanden, der ihr ein bisschen das Fell gerbt, und dieser Jemand bin ich. Aber bei Delysia habe ich das Gefühl, wenn sie wirklich und wahrhaftig Ja
sagt und einen Mann heiratet, dann wäre es ihr ernst damit. Das Gefühl hatte ich bei den anderen nie.«
    »Das liegt an meiner bürgerlichen Erziehung«, warf Miss LaFosse erneut ein, die sehr erpicht darauf schien, an der interessanten Unterhaltung über ihre Person teilzuhaben. »Kein Mädel kommt von seinen frühesten Prägungen los, wenn es ums Heiraten geht.«
    »Du hast hier nichts zu sagen«, schmetterte Michael sie ab.
    »Oh!«, sagte Miss LaFosse, wieder lammfromm. »Es tut mir leid.«
    »Dann benimm dich auch so.«
    Er wandte sich erneut Miss Pettigrew zu, die vor Verwirrung nicht mehr ein noch aus wusste.
    »Sie sind eine enge Freundin von Delysia?«
    »Ja«, log Miss Pettigrew schamlos.
    »Gut, dann sagen Sie ihr, sie soll sich nicht so schafsdämlich aufführen und endlich einsehen, dass ich der Richtige für sie bin und nicht dieser schwarzhaarige, ölige, Messer werfende Spaghettifresser. Denk ja nicht, ich wäre blind.«
    »Er ist kein Spaghettifresser«, sagte Miss LaFosse hitzig.
    »Wenn der Schuh nicht passt«, sagte Michael ungerührt, »woher weißt du dann, von wem ich rede?«
    »Du … du …«, zeterte Miss LaFosse mit mehr Wut als Wortgewalt.
    »Sein Ururgroßvater war Italiener, und das Blut schlägt durch. Du führst mich nicht hinters Licht.«
    Michael sprang auf und warf wütende Blicke in den Saal.
    »War dieser vermaledeite Caldarelli heute etwa hier? Ich rieche ihn eine Meile gegen den Wind.«
    »Nur als ich schon da war«, sagte Miss Pettigrew hastig, die Caldarelli und Nick sogleich in Verbindung brachte.
    »Ha! Dann haben Sie ihn also gesehen?«

    »Ja.«
    »Ein Halunke.«
    »Allerdings.«
    »Nicht Gottes Geschenk an die Frauen.«
    »Gewiss nicht«, stimmte Miss Pettigrew nicht ganz

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