Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman
ausgedehntes, körperloses Vorspiel in den Straßen Saigons zelebrierten.
Es wäre kein verlorener Tag gewesen, wenn Kate nach dem
Restaurant einfach ins Hotel zurückgefahren wäre. Aber das war nicht, wonach uns der Sinn stand. Uns beiden nicht. Also Dachterrasse, Gin Tonic und Kerzen. Wärme, Lichter und das entfernte Knattern von Motorrädern. Noch bevor ich zum entscheidenden Manöver ansetzen konnte, hatte Kate sich zu mir in den Liegestuhl gezwängt und drückte ihre Lippen auf meine. Ihr Busen drängte gegen meine Brust, meine Hand landete auf ihrem Hintern, und schon bald konnte man nicht mehr auseinanderhalten, welcher Körperteil zu wem gehörte. Ohne ein Tempolimit zu beachten, gingen wir in die Vollen.
So weit, so planmäßig.
»Je später der Abend, desto schöner die Gäste«, so heißt es. Der Spruch mag stimmen, sofern Gäste als Besucher definiert werden, die man auch eingeladen hat. Ansonsten muss ich sagen: Wer nachts um eins ungefragt an meiner Tür klingelt, während meine Lenden gerade auf Kollisionskurs mit einer australischen Meeresbiologie-Studentin liegen, ist mir nicht uneingeschränkt willkommen.
Ein schneller Blick aus dem Fenster meines Schlafzimmers verriet, dass Ignoranz leider keine Alternative darstellte: Vor dem Tor lungerten zwei Polizisten herum. Also klaubte ich meine verstreuten Kleidungsstücke ein und lief die Treppe hinunter.
»Wir würden gerne kurz zu Ihnen reinkommen.«
Richtig gesehen. Zwei Polizisten. Einer der beiden trug seine Dienstkleidung adrett, sah mir gerade in die Augen und richtete das Wort an mich. Der andere wirkte trotz Uniform nachlässig gekleidet und war anscheinend stumm.
»Worum geht es denn?«, versuchte ich eine dürftige Abwehr
durch den schmalen Spalt, den ich das Tor geöffnet hatte.
»Das würden wir gerne drinnen mit Ihnen besprechen.«
Kaum eingetreten, durchwanderte der Schweigsame den Raum, zog ein paar Bücher und CDs aus meinem Regal und beäugte Papierkram, der auf dem Schreibtisch lag. Währenddessen kam sein Partner zum Punkt:
»Sie haben Besuch in Ihrem Haus.«
Ich konnte darin keine Problematik entdecken, bejahte aber nur zögerlich.
»Wer ist das?«
»Eine Freundin.«
»Die Dame ist unter dieser Adresse nicht polizeilich gemeldet. Sie muss das Haus sofort verlassen.«
»Aber sie ist doch nur zu Besuch hier.«
»Niemand darf über Nacht hier sein, der polizeilich nicht gemeldet ist.«
Der Schweigsame war mittlerweile an meinem Kühlschrank angelangt, lugte hinein und zog sich eine Dose Bier heraus. Ohne zu mir herüberzublicken, öffnete er sie.
»Also«, fuhr der Polizist fort, »sagen Sie ihr bitte, sie möge sich fertig machen. Wir warten so lange.«
»Aber es ist mitten in der Nacht, und ihr Hotel ist am anderen Ende der Stadt. Können Sie nicht eine Ausnahme machen?«
»Nein, das geht nicht. Sie muss jetzt das Haus verlassen.«
»Bitte!«, flehte ich. »Gibt es nicht einen anderen Weg, wie wir das regeln können?«
Der Schweigsame ließ die Dose sinken und sah mich mit abschätzendem Blick erstmals direkt an - sagte aber immer noch nichts. Stattdessen sprach wieder sein Kollege:
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Ich erbat mir einen Moment, ging ins Nebenzimmer und stopfte 800.000 Dong, etwa 50 Dollar, in einen Umschlag. Derart ausgerüstet stellte ich mich wieder den beiden Polizisten.
»Vielleicht könnten Sie ein Auge zudrücken, wenn ich einen kleinen Beitrag in die Kaffeekasse Ihrer Station leiste.«
Mit diesen Worten reichte ich ihm den Umschlag, den er unbesehen an sich nahm und seinem Kollegen zusteckte.
»Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden. Es tut mir leid. Wir können keine Ausnahme machen. Ihre Freundin muss jetzt gehen.«
Ich blickte über seine Schulter und sah, wie der Stumme sich noch schnell eine Handvoll Zigaretten aus einer herumliegenden Packung von mir angelte, bevor er in den Umschlag linste. Dann kam er herüber und nickte seinem Kumpanen mit einer knappen Kopfbewegung zu, der wiederum das Wort führte:
»Gut. Wir werden dann jetzt gehen. Und denken Sie daran, dass auch in Zukunft jeder gemeldet werden muss, der über Nacht in Ihrem Haus bleibt.«
Und sehet - selbst der Stumme erhob seine Stimme: »Wir werden ab jetzt immer am Ersten zu Ihnen kommen. Dann können Sie die monatliche Besuchergebühr direkt bei uns bezahlen. Das ist sehr bequem für Sie.«
Auf dem Weg nach draußen nahm er einen letzten Schluck, rülpste, zerdrückte die Dose und pfefferte sie in
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