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Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman

Titel: Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tausch
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Schmerzen auf alle Viere begab und versuchte, im Schneckentempo ins Haus zu robben.
    Natürlich ist es völlig aussichtslos, in diesem Zustand zu entkommen. Heute weiß ich: Man versucht es trotzdem.
    Kurz vor der Schwelle schickte mich ein neuerlicher Tritt wieder flach auf die Erde. Zusammenrollen. Hände vors Gesicht. Den nächsten Ansturm erwarten.
    Doch der kam nicht.
    Stattdessen hörte ich das Geräusch von Kampf, von Tritten und Schlägen. Ich versuchte, meine Augen zu öffnen. Das linke war schon vollkommen zugeschwollen, doch mit dem rechten erkannte ich die Umrisse einer neuen Gestalt, welche die Bühne betreten hatte: Misteeeeeeeer Minnnnnnnh!

    Delirierte ich bereits? Minh war doch ein dünnes Hemd mit eingefallenem Gesicht und traurigem Blick. Ein feinfühliger Typ, der beim Karaoke nur Schmuseschnulzen trällerte, seiner unerfüllten Liebe in unzähligen Zeichnungen ein Denkmal setzte und seinem Leben mit zwei Packungen Hero -Zigaretten am Tag vorzeitig den Garaus machen wollte. War es wirklich dieselbe Person, die hier mit drei Schlägern gleichzeitig in den Clinch ging?
    Mühsam brachte ich meinen Kopf in die Vertikale und rieb mein funktionierendes Auge. Kein Zweifel. Er war es tatsächlich, wobei nur das gelb-schwarze Outfit fehlte, und man hätte ihn für Bruce Lee halten können. Minh war überall. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, der das Auge kaum folgen konnte, und einer Präzision, die einem Akrobaten zur Ehre gereicht hätte. Gießkanne, Schlüsselbund, Blumentopf. Was immer Minh in die Hände bekam, funktionierte er zur Waffe um, mit der er seine Gegner traktierte. Der Papagei wollte ihn von hinten greifen. Zack!, hatte er einen Ellbogen an der Kinnlade. Rassel wurde von Minh mehrfach auf den harten Boden geschickt. Der rechte Ärmel seines Jacketts war zerfetzt, die obligatorische Sonnenbrille lag zersplittert in einer Ecke des Hofs. Offenbar entsprach dieses Szenario nicht seiner Vorstellung eines gelungenen Feierabends. Mit wutverzerrtem Gesicht und gezücktem Messer stürzte sich Ebis Bodyguard auf meinen Retter. Und was tat Minh? Griff sich das Vorhängeschloss der Tür und pfefferte es dem heranstürzenden Angreifer zwischen die Augen. Rassel wankte noch zwei, drei Schritte auf Minh zu, der unter dem Messer wegtauchte, auf dem Boden eine Pirouette drehte und dabei mit einem ausgestreckten Bein Rassel die Füße unter seinem Körper wegzog. Kurz darauf machte die Schläfe des dritte-Angreifers
Bekanntschaft mit dem Schraubenschlüssel, der wenige Sekunden zuvor noch neben der aufgebockten Vespa lag.
    Als alle drei Schurken wimmernd auf dem Boden lagen, prasselte eine Schimpfkanonade auf sie nieder, von der ich kein einziges Wort verstand. Bei den Männern kam die Botschaft jedoch an. Die suchten das Weite, wobei sich jeder unter Schmerzen einen anderen Körperteil hielt und leise vor sich hin stöhnte. Eine Szene wie aus einem Slapstickfilm. Wenn mein Gesicht nicht bei jeder Bewegung geschmerzt hätte, wäre ich in lautes Lachen ausgebrochen.
    Noch immer dröhnte die nervige Synchronstimme des Films durch das Zimmer, als Minh mich auf dem Sofa ablegte. Dann verschwand er zur nächsten Apotheke. Langsam streckte ich ein Bein aus und drückte mühselig mit dem großen Zeh auf der Fernbedienung herum, die auf dem Couchtisch lag. Endlich wurde der Bildschirm schwarz, nur das leise Rauschen der Klimaanlage war nun noch zu hören.
    Kurzer Körpertest. Linkes Bein? O.K. Rechtes Bein? Heftige Schmerzen am Knöchel. Geschwollen, aber anscheinend nicht gebrochen. Arme? Auf beiden Seiten verdreckte Schürfwunden. Am rechten Daumen war ein Großteil des Fingernagels abgebrochen. Oberkörper? Ebenfalls Schürfwunden und blaue Flecken. Außerdem bemerkte ich Spuren von Erbrochenem auf dem Fetzen Stoff, der einmal mein Hemd gewesen war. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich mich übergeben hatte. Linkes Auge? Zugeschwollen. Nase? Autsch! Bei der leichtesten Berührung durchfuhr mich ein Schmerz wie ein Blitz. Die könnte gebrochen sein.
    Wie weit wären die wohl gegangen? In welchem Zustand würde ich mich jetzt befinden, wenn Minh nicht gekommen
wäre? Und werden sie es noch einmal versuchen? Ich kaute eine Weile auf diesen unappetitlichen Gedanken herum, bis endlich die Tür aufsprang und der Grund allen Übels hereingerannt kam - Lien. Minh dicht hinterher. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu, dass er nicht nur Desinfektionsmittel mitgebracht hatte, sondern auch die Medizin, die mir

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