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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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aber der Mund blieb spöttisch. »Wissen Sie – ich fliege auf alles Romantische. Erzählen Sie mal: Wird Ihnen um die Mitte rum so richtig heiß, wenn Sie bei ihm sind?« Anne fuhr einen Moment zurück, dann blinzelte sie und nickte. Mel stand auf. »Dachte ich mir. Ich kenne das nämlich aus meiner Jugend, Kindchen – fallen Sie bloß nicht darauf rein. Magengeschwür. Das einzige Mittel ist Natron. Wiedersehen, Miss S. ich werde mein Bestes tun. Diese Sachen hier werden wir erst mal für uns behalten – « sie wies auf die Zeichnungen – »und sehen, wie der Fall weitergeht. Aber Zeitung ist Zeitung, da gibt’s nix. Ich werde jetzt eine Art Vorspann schreiben und den Brennpunkt etwas ändern – sozusagen die Akzente verlagern. Bye-bye.«
     
    Aus THE DAILY NEGATIVE vom 21. März
    Idyllisches englisches Landleben
    von Amelita Forby
    I. Schirme
     
    Das Wort kann die verschiedenartigsten Ideenassoziationen hervorrufen: Kämpfende Truppen verlassen sich auf den Schirm der Luftabwehr; der Kosmopolit denkt unwillkürlich an buntes Strandleben; der den Kontinent bereisende Tourist sieht fransengeschmückte Schattenspender über den zahlreichen Straßencafes; doch die meisten Menschen denken unwillkürlich an schwarze Pilzdächer unter prasselnden Regengüssen.
    Hier im Dörfchen Plummergen, mitten im idyllischen Kent, hat das Wort noch eine andere Bedeutung, denn hier ist der berühmteste aller Schirme zu Hause: das Regendach der streitbaren Schirmlady.
    Mancher Zeitungsleser gewann vielleicht im letzten Jahr den Eindruck, der Schirm sei ein stumm-gehorsames Instrument der
    Das Trio im Bungalow fand allgemeine Zustimmung. Der junge Mann sah nett aus; man sah ihn allerdings nur selten, aber das war nur natürlich, er ging ja zur Arbeit. Welche Art Arbeit, das stand noch nicht fest; innerhalb von zwei Tagen ließ sich selbst in Plummergen keine lückenlose Personalakte herstellen. Den kleinen Jungen mochte jeder; er hatte ein! sonniges Lächeln und nette Manieren. Traurig, daß er taubstumm war. Die Mutter – oder vielleicht auch die ältere Schwester – war wirklich nett, und das Netteste an ihr war der Zettel, den sie in der Poststelle angeheftet hatte. »Hausarbeit gesucht.« Als Referenz genügte den Hausfrauen das offene Gesicht und das freundliche Wesen, sie bewarben sich scharenweise um ihre Dienste. Die junge Frau bemühte sich, allen gerecht zu werden, und löste das Problem, indem sie sich morgens und nachmittags für je zwei Stunden verdingte und auf diese Weise wöchentlich acht Haushalte versorgte. Alle hofften, die kleine Familie werde sich entschließen, über die geplanten drei Monate hinaus zu bleiben oder sich sogar für immer im Dorf niederzulassen.
    Das junge Paar in Mr. Dunnihoes kleinem Häuschen war nicht so beliebt. Beide waren sehr jung, wirkten irgendwie ablehnend und lebten auch ganz zurückgezogen; drei ungewöhnliche Eigenschaften, von denen die letzte am schwersten wog: Wenn Leute für sich sein wollten, hatten sie bestimmt etwas zu verbergen. Sie waren höchstens siebzehn oder achtzehn, also außerordentlich jung, und daß sie sich als verheiratet ausgaben, machte sie schon verdächtig. Es konnte natürlich stimmen, niemand bestritt die Möglichkeit, aber in diesem Alter war das doch zumindest unwahrscheinlich, nicht wahr?< Der Junge wurde abwechselnd als mürrisch, unsympathisch, Taugenichts oder Flegel bezeichnet; von dem Mädchen hieß es, sie sei dumm, verängstigt, halbtot vor Angst und >na klar, er verhaut sie<. In den acht Tagen seit ihrer Ankunft hatten sie jede nähere Bekanntschaft vermieden und auf alle überaus freundlichen und unpersönlichen Fragen wie: »Wann haben Sie denn geheiratet?«, »Wie alt sind Sie?«, »Woher kommen Sie?«, »Warum sind Sie gerade hierhergekommen?«, »Was sind Sie von Beruf?« nicht reagiert. Damit war das Urteil über sie gefällt. Die Schwester des Pfarrers hatte sie pflichtgemäß besucht und berichtet, sie fände sie sauber, ordentlich und sehr zurückhaltend. Natürlich war sie von ihrer Freundin, Miss Seeton, beeinflußt, die die beiden jungen Leute so >schüchtern< gefunden hatte, was natürlich lächerlich war. Überhaupt: Ihre Verbindung zu Miss Seeton sprach eher gegen die beiden. Nach der gräßlichen Affäre mit Effie Goffer hatte man beobachtet, wie Miss Seeton sich mit ihnen unterhielt, außerdem hatte sie auch noch einmal mit der jungen Frau auf der Straße gesprochen.
    Die Dame, die im George and Dragon abgestiegen war,

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