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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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gehörte einer anderen Kategorie an. Sie sprach mit jedem, stellte Fragen und hörte zu, was der Befragte antwortete. Ungewöhnlich und daher verdächtig. Sie redete wie die Filmleute; die unpassende Aufmachung und das Make-up ließen eine Schauspielerin vermuten. Irgend jemand hatte die Eintragung im Gasthaus gelesen und den Namen Amelita Forby erkannt als den der Modeberichterstatterin des Daily Negative; sie war also vermutlich ein Mannequin, und das war dasselbe wie Schauspielerin, bloß noch schlimmer. Sie war am gleichen Abend angekommen, an dem Miss Seeton aus London zurückkehrte, was wiederum den Schluß nahelegte: sie war Polizeibeamtin in Zivil; oder – wenn die Mannequinsache stimmte – sie war von der Polizei angeheuert, um Miss Seeton zu überwachen; nein, sie war eine Verbündete; keine Spur, eine Rivalin; eine Reporterin – wie sie behauptete – konnte sie schon gar nicht sein, denn zu berichten gab’s hier nichts. Der Blödsinn, der da in The Negative gestanden hatte – na, darüber verlor man besser keine Worte.
    Gerade genug, was man letztes Jahr mit dem Regenschirm alles erlebt hatte. Aber daß diese Miss Forby (wenn sie wirklich so hieß) was mit Miss Seeton zu tun hatte, war sonnenklar. Sie war gleich bei der ersten Gelegenheit zu Miss Seeton gegangen und fast eine Stunde im Haus geblieben, als Anne Knight gerade dagewesen war, die sich aber standhaft weigerte, einen Ton über diesen merkwürdig langen Besuch verlauten zu lassen, und das warf ja wirklich ein finsteres Licht auf die ganze Sache.
    Finster. Bob Ranger stieß einen kleinen Überraschungsschrei aus und legte die Zeichnung auf seinen Schreibtisch.
    Delphick kam gerade herein, ging durchs Zimmer und wandte sich um. »Wenn Sie ‘n Schluckaufhaben, trinken Sie ‘n Schluck Wasser und halten Sie sich die Ohren dabei zu.« Er warf die Zeitung auf den Tisch, setzte sich, warf einen Blick auf den Eingangskorb und nahm seine Post auf. »Was hat eine Modejournalistin in Plummergen zu suchen? Und wie hat The Negative das überhaupt spitzgekriegt?« fragte er. Bob starrte ihn an. »Lesen Sie The Negative nicht?«
    »Nein, Sir.«
    Delphick warf ihm die Zeitung hinüber. »Da – Seite zwei.«
    Mit wachsender Ratlosigkeit setzte sich Bob im Stuhl zurück und las Schirme. Der Tag konnte gut werden. Komisch – die bloße Erwähnung von Miss Seetons Namen schien die Dinge auf den Kopf zu stellen. Das Orakel machte Witze und redete vom Trinken mit geschlossenen Ohren; die Zeitung grub die Geschichte von der streitbaren Schirmlady wieder aus, und dann noch – dies hier. Er schob die Zeitung beiseite und besah noch einmal die Zeichnung. Er war erstaunt gewesen, als er Annes Schrift sah. Sie hatte ihm noch nie hierher nach Scotland Yard geschrieben. Es war auch eigentlich nur ein Notizzettel: Liebling, mir gefällt dieses Bild von Miss S. nicht – kein Wunder! – ich fand, du müßtest es sehen und vielleicht dem Orakel zeigen, wenn du meinst. -Was meinst? – Sie wollte hier im Dorf ein Kind zeichnen, und jedesmal ging es schief – weiß Gott, schief war es – dreimal hat sie es versucht. Dreimal…? Er blickte hinüber auf die andere Zimmerseite. Über Delphicks Schreibtisch hing eine kleine Wolke. Lieber noch einen Augenblick warten.
    Delphick nahm den Hörer auf. Seine Stimme klang leicht gereizt. »Rechnungsabteilung, bitte.« Während er wartete, glättete er einen zerrissenen Umschlag und las den Inhalt noch einmal durch. »Rechnungsabteilung? Hier Superintendent Delphick. Guten Morgen…. ja, können Sie. Ich habe hier einen Scheck, ausgestellt auf Mrs. Delphick und ebenso adressiert.« Bob hörte begeistert zu. »Die Nummer? Null neun vier sechs zwei sieben eins eins.« Er lächelte dünn, als er Bobs gespanntes Gesicht sah. »Sie wollen im Ordner nachsehen. Soll nicht lange dauern.« Dann sprach er wieder ins Telefon: »Schön. Und was steht in der Akte? Aha. Soso. Wenn es also stimmt, kann ich dann mal mit demjenigen sprechen, der die Akte unter sich hat?… Das geht nicht? Ah so.« Er blickte zu Bob hinüber und sagte: »Computer können nicht reden.« Wieder ins Telefon: »Vielleicht sind Sie so freundlich, mal eben selber herzukommen anstelle des Computers. Die Sache muß in Ordnung gebracht werden – und wenn Sie es mir erklären und ich es Ihnen erkläre und Sie es dem Computer erklären, dann kommen wir der Sache vielleicht schon näher… Danke schön, ja.« Er legte den Hörer auf. »Bob, wir sind in Gefahr. Unser Leben,

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