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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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sie, welche Sachen besonders wertvoll seien, damit sie auch vorsichtig damit umging. Tatsächlich? Und nicht manchmal etwas neugierig? Entrüstet lehnte Miss Nuttel diese Andeutung ab.
    »Gar keine Rede. So ein nettes Ding. Und enorm fleißig.«
    »Sie ist beinah zu gut, um wahr zu sein«, stimmte Mrs. Blaine ein. »Kümmert sich auch ganz rührend um den kranken Bruder.«
    Da könnte doch aber die Fürsorge…? Nein, davon wollte Doris nichts wissen. Staatliche Hilfe lehnte sie ab. Viel lieber unabhängig bleiben und selber fertig werden. Ja, und ihr Mann…? Zu traurig. Der hatte eine Art Zusammenbruch gehabt und brauchte völlige Ruhe, hatte der Arzt gesagt.
    Fauler Hund, dachte Sir George. Und der kleine Bruder gehörte in eine Schule. Man wußte überhaupt nichts von den Leuten. Die Frau ging in sechs oder acht Häusern dauernd aus und ein. Na ja, ihn ging’s nichts an. Zu gut, um wahr zu sein… Ha. Wahrscheinlich die einzig vernünftige Bemerkung, die die Blaine jemals gemacht hatte.
    »Stimmt es«, fragte jemand, »daß da irgendwas los war mit Miss Seeton und dem kleinen Taubstummen?«
    Rund um den Tisch raschelte es erwartungsvoll. Alle lehnten sich vor, um ja nichts zu versäumen. Die Kämpen prüften ihre Waffen und machten sich bereit, hinter den Anführern Stellung zu beziehen. Jetzt kam es zum Hauptthema des Abends: Miss Seeton und der Überfall auf die Poststelle.
    »Ja, das stimmt.« Mrs. Blaine ging in Führung, ein gehässiger Blick streifte Lady Colveden und Miss Treeves. »Ich weiß, es gibt Leute, die behaupten, das sei alles purer Zufall gewesen. Immerhin, die Tatsache bleibt, daß sie unser Straßenfenster kaputtgeschossen hat – hätte mich glatt umbringen können, wo ich gerade den Tisch deckte.«
    »Göttliche Vorsehung«, murmelte Sir George.
    »Und dann stand sie da auf der Straße«, fuhr Mrs. Blaine fort, »und drosch mit ihrem Schirm auf den armen Jungen ein.«
    Das war Lady Colveden nun doch zuviel. »Die Pistole gehörte einem der Räuber und ging versehentlich los, als er hinfiel; die Kugel traf Ihre Fensterscheibe – Miss Seeton hatte nicht das geringste damit zu tun. Meinen Sie nicht, daß alles andere, was Sie gesehen zu haben glauben, genauso albern ist wie dieses eben?«
    Das war das Signal für alle, jetzt Stellung zu beziehen. Auf die schrille Behauptung: »Jedesmal, wenn hier was passiert, steckt sie dahinter!« folgte: »Blödsinn. Wenn sie nicht gewesen wäre…«
    »Ich sage Ihnen doch, es war Geld drin. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen, ich war ja schließlich dabei!«
    »Keine Spur, war alles Käse.«
    »Es war überhaupt kein Geld in dem Karton, als sie ihn zurückbrachte – wo soll es also geblieben sein?«
    »Es war ja nie drin gewesen!«
    »Einer muß es doch haben.«
    »Lesen Sie denn keine Zeitung?«
    »… über das ganze Dorf lustig gemacht.«
    »Na, daran hat sie doch keine Schuld.«
    »Natürlich hat sie Schuld! Wenn sie nicht wäre…«
    »… verhaftet, als sie mit der Pistole in den Laden ging.«
    »Sie hat allen das Leben gerettet.«
    »Ganz allein hat sie es mit den Tätern aufgenommen.«
    »Ha – bei der Flucht hat sie ihnen geholfen!«
    »Ja – wenn sie nicht überhaupt einer der Täter war.«
    »Ich wußte…«
    »… können Sie ja gar nicht…«
    »Sie hat doch…«
    »Wir haben immer geglaubt…«
    »Das wollten Sieja nie wahrhaben…«
    »Sie können nicht leugnen«, schrillte Mrs. Farmint über den Lärm hinweg, »daß hier immer nur was passiert, wenn sie da ist. Das beweist doch wohl, daß sie dahintersteckt.«
    »Albernheit«, sagte Sir George. »Irgendwas passiert immer. Dafür sorgen Sie schon.« Worauf sich Mrs. Farmint in Tränen zurückzog.
    Verstört lauschte Pfarrer Treeves, der Vorsitzende, auf den Lärm des Gefechts. Es schien so, als ob die Neuankömmlinge in Mr. Dunnihoes Häuschen unbeliebt waren; den Grund hatte er nicht mitbekommen. Kannte er sie eigentlich? Er wußte es nicht mehr. Aber Molly vielleicht…. er mußte sie fragen. Wie schön, daß jeder die neuen Leute im Saturday Stop so gern mochte und so gute Gründe dafür hatte. Vielleicht entschlossen sie sich, ganz im Dorf zu bleiben. Sie schienen sich gut einzufügen. Arthur Treeves war ein weltfremder Mann; oder vielmehr lebte er in einer eigenen Welt; sie war bevölkert von freundlichen Menschen, die, da sie nichts Böses taten, auch nicht versucht waren, Böses zu hören, zu sehen oder zu verbreiten. Was ihm – als Gottesmann – an doktrinärer Überzeugung

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