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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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sensationellen Entwicklungen jagten einander, als heute der Mittagsfrieden jäh von zwei bewaffneten Räubern gestört wurde, die einen Überfall auf die Poststelle in Plummergen unternahmen. Pistolenkugeln und Aschenbecherflogen durch die Luft. Frauen fielen in Ohnmacht…
    Der grauhaarige Poststellenhalter Stillman (55) jedoch erwiderte Gewalt mit List. Er wollte gerade ein halbes Pfund geriebenen Käse einpacken…
    … den Inhalt des Safes auf den Fußboden und übergab ihnen den mit Käse und einer Postanweisung gefüllten Karton. Nicht einmal diese klägliche Beute konnten die Räuber retten – denn vor der Tür hatte die streitbare Schirmlady Aufstellung genommen. Ohne einen Gedanken an ihre persönliche Sicherheit ging sie sofort zum Angriff über. Ein linker Haken, ein kurzer Schwinger, und Beute sowie Pistole lagen am Boden, und die Halunken ergriffen die Flucht.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Polizei zur Stelle war, doch bisher fehlt von den Tätern jede Spur.
    Nachdem die Pistole sichergestellt und der Käse dem Eigentümer zurückgegeben worden war, blieben auf der Strecke nur ein Aschenbecher, eine Dose Tomaten und ein Damenhut (mit zwei Schußlöchern).

5
    »… in Ewigkeit, Amen.«
    Das Vaterunser war zu Ende, der Pfarrer setzte sich. Auch die anderen Mitglieder des Kirchenrats, die im Gemeindesaal versammelt waren, nahmen ergeben Platz und bereiteten sich mit raschelnden Mänteln und Schals auf zwei Stunden Zugluft und Ungemütlichkeit vor. Das Protokoll der letzten Versammlung wurde verlesen und unterschrieben. Mehrere Punkte – sie betrafen die Kanalisation, zersprungene Glocken und die nüchterne Entscheidung zwischen einem neuen Rasenmäher und dem Weidenlassen von Schafen auf dem Friedhof – wurden summarisch abgetan. Mehrere Abwesende hatten sich schriftlich entschuldigt; ihre Mitteilungen wurden vorgetragen oder verlesen. Dann endlich kam man zur Tagesordnung, zu eingegangenen Briefen und neuen Diskussionspunkten. Jetzt war das Feld frei, die Bahn noch offen, das Turnier konnte beginnen.
    Zuerst wurde über Mr. und Mrs. Hosigg verhandelt, die beiden blutjungen Leute in Mr. Dunnihoes Häuschen. An ihnen konnte sich jeder erst mal versuchen und sozusagen die Glieder geschmeidig machen, ohne auf Widerstand zu stoßen, denn für diese beiden erhob sich keine Stimme. Er, Hosigg, sollte irgendwo angestellt sein, als Lastwagenfahrer oder so. Er war manchmal tagelang weg. Und nächtelang ebenfalls. Kein Mensch wußte, wo er sich jemals aufhielt. Wenn das stimmte mit den nächtlichen Transporten, dann war es ja durchaus denkbar, daß er tagsüber ein Motorrad fuhr. Und wenn seine Frau so verängstigt aussah, dann mußte ja was vorliegen. Höchst merkwürdig, das mußte jeder zugeben.
    »Also wenn Sie mich fragen: ich würd’ sagen, der hat schon gesessen«, ließ sich Miss Nuttel vernehmen. Ihre Bemerkung rief Protest hervor: ein Tiefschlag mit ungehörigen Mitteln. Miss Nuttel ließ sich herbei einzuräumen, daß der Schein zuweilen trügen könne.
    »Ja, nicht wahr? Manchmal kann man sogar Tomatenpüree für Blut halten«, meinte Lady Colveden interessiert, was Miss Nuttel einen Augenblick die Fassung raubte.
    Norah Blaine kam der Freundin zu Hilfe. »Erica meint ja bloß, er sieht ganz so aus, als ob er gesessen haben könnte – damit könnte er also Leute kennen, die so was fertigkriegen.«
    Diese unwiderlegbare Logik beschloß den Verleumdungsprozeß. Mr. Hosigg wurde für schuldig befunden, den Überfall auf die Poststelle verübt zu haben, und zwar gemeinsam mit einem noch ungenannten Gefährten. Die jungen Hosiggs hatten den Fehler gemacht, für sich bleiben zu wollen. Wer unabhängig zu sein wünscht, muß der Konvention Trotz bieten – ein Schimpf, den die Konvention einem meist gründlich heimzahlt.
    Sir George Colveden sagte nichts, fand aber im stillen, daß eine Arbeit, die einen Mann jede Woche nächtelang von seiner jungen Frau fernhielt, nicht das richtige sei. Das wollte er sich mal näher ansehen.
    Mrs. Blaine, ermutigt durch ihren Erfolg, hatte ein neues Steckenpferd gesattelt und galoppierte zurück in die Arena. Das Pferd war eine Stute und hieß Doris; es war der weibliche Teil der neuen Belegschaft im Saturday Stop. Doris hatte mehr Fürsprecher als Gegner, denn sechs der Damen, für die sie das Haus sauberhielt, gehörten dem Kirchenrat an. Eine wirklich tüchtige Person, hieß es. Und immer freundlich und hilfsbereit. Und so interessiert an allem; immer fragte

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