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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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und Nacht bewachen zu lassen. Bisher ist es nur eine Annahme, aber wenn auf dem Postamt da etwas passiert ist, muß man mit dem Schlimmsten rechnen.« Das Telefon machte einen höflichen Vorschlag. »Eh – gut, ja.« Sir Hubert war einen Moment abgelenkt, weil Bob die Papiere auf Delphicks Schreibtisch zusammennahm und in eine Aktentasche steckte. »Das wollte ich auch gerade sagen. Ich wäre Ihnen also dankbar, wenn Sie im Dorf schon Zimmer reservieren ließen, in dem Gasthaus, wo… Ja, ich nehme hier alles in die Hand. Spätestens in einer Stunde fahren sie hier ab. Ich danke Ihnen – « er las die Worte von dem Zettel ab, den ihm Delphick hingeschoben hatte – »Chief Inspector Brinton. Auf Wiederhören.«
    Lebensmittel, frisch und konserviert, Bücher, Kleidung, Spielzeug, Porzellan und Glas. Ein Postamt sollte das sein? Quatsch – das war ein besseres Warenhaus. Mel Forby seufzte. Wenn sie hier wirklich den Rest ihrer Tage verbringen wollte, mußte sich Miss Seeton zunächst mal ein paar Aschenbecher zulegen. Ein einziger für eventuelle Gäste, den man dann mit sich herumschleppen mußte: Das kam nicht in Frage. Mel betrachtete die Auslage. Grün oder rosa? Am besten beides. Sie nahm den grünen in die Hand, um den Preis festzustellen.
    Die Tür sprang auf, und zwei Motorradfahrer standen im Laden.
    Miss Nuttel erschrak und ließ ihre Tüte mit Kaffeebohnen fallen. Sie platzte auf. Eine andere Kundin fuhr zurück, eine dritte quiekte.
    Die Tür war jetzt geschlossen. Motorradfahrer? Keine Spur, das waren doch… »Überfall«, gab der größere bekannt, der eine Pistole in der Hand hielt. »Wer sich rührt, kriegt ‘ne Kugel in den Bauch. Los, dalli.«
    Der grüne Aschenbecher flog durch die Luft, verfehlte sein Ziel und landete krachend hinter dem Mann mit der Pistole. Ein Knall, dann ein gedämpftes Fffft. Mel erstarrte; aus dem Augenwinkel ging der Blick verstohlen hinunter zu ihrem Hut, der am Boden lag. Hinter ihr stand wie eine Salzsäure die junge, zu Tode erschrockene Verkäuferin; auf ihren Kopf tropfte es, ohne daß sie es merkte, dick und rot aus der durchlöcherten Tomatenbüchse oben auf dem Regal.
    Der kleinere der beiden Ganoven – eingepackt in schwarzes Arbeitszeug, Stiefel, Sturzhelm mit dunkler Brille und schwarz herunterhängendem Stoffetzen, der am Hals in den Kragen eingesteckt war – ging ohne Zögern auf die Klapptür hinter dem Ladentisch zu. Das Telefon klingelte. Mr. Stillman war gerade dabeigewesen, geriebenen Käse für eine Kundin einzupacken, und hielt schon den Karton in der Hand.
    »Lassen Sie das«, knurrte der Mann mit der Pistole. Mr. Stillman gehorchte. Seine Frau, auf der Postseite der Klapptür, starrte ihn angstvoll an.
    »Laß nur, Elsie, ich mach das schon.« Er wandte sich an den Mann neben der Tür. »Ich hab’ die Schlüssel zum Safe. Wir…. wir leisten keinen Widerstand.«
    »Gut. Also dann los.«
    Die wenigen Mittagskunden und die Verkäufer rührten sich nicht, als jetzt Mr. Stillman, den Karton noch in der Hand, hinter den Postschalter trat. Er schob die Briefmarken und Postanweisungen vom Tisch, kniete sich auf den Boden und stellte den Karton neben sich ab. Schlüssel rasselten, die Safetür schwang auf, Münzen klirrten, Papier raschelte. In ] wenigen Sekunden stand er wieder aufrecht, warf den Karton auf den Tisch, riß von einer Kleberolle einen langen Streifen ab und verschloß damit schnell und geschickt die Seiten des Kartons, aus dem noch eine Postanweisung herauslugte. Er nahm ihn auf und übergab ihn dem ungeduldig auf der anderen Seite der Klapptür wartenden schwarzmaskierten Räuber. Das Telefon klingelte. Der kleinere der beiden Eindringlinge ergriff den Karton, lief zur Tür, öffnete sie und rannte hinaus. Der andere schloß die Tür und blieb drohend stehen. Keiner rührte sich, bis auf Miss Nuttel. Lang und knochig stand sie da und schwankte, die Augen entsetzt auf die Verkäuferin gerichtet, welcher rote Ströme über Haar, Gesicht und Kleid liefen. Stärker schwankend brachte sie mit grünlichen Lippen hervor:
    »Wa – wa – was…?« Sie taumelte und schlug zu Boden, mitten unter die Kaffeebohnen. Das Telefon klingelte.
    Liebe Zeit: Briefmarken. Nein, wie dumm. Sie hatte ja gewußt, daß etwas fehlte. Eilig war es allerdings nicht. Aber wenn man einen Brief geschrieben hatte, dann kam er einem immer noch ungeschrieben vor, bis er wirklich eingesteckt war. Da sie nun beschlossen hatte, den Sommer über doch noch an der Schule zu

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