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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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anders. Sie ist ja eine Heldin, nicht wahr? Hat gerade die beiden Täter ganz nebenbei ausgeknockt, hat ihnen Geld und Pistole abgenommen und bringt es nun zurück. Und dann, weil sie es ist, muß wieder alles ganz anders sein, und das Geld stellt sich als Käse heraus.« Der Chief Inspector legte den offenen Aktendeckel auf den Tisch. »Nein, Orakel, da machen wir nicht mit. Schieben Sie sie ab, ich flehe Sie an.«
    »Nein, Chris, die Frau ist goldrichtig für Sie«, erwiderte Delphick. »Sie gibt einem zu denken – manchmal ein bißchen reichlich, zugegeben, und dient außerdem als Ventil für Ihre natürlichen Gaben. Und vergessen Sie eins nicht: die Zeichnung, von der Sie da so abfällig reden, die nimmt der A. C. verdammt ernst.«
    »Na, nehmen wir sie vielleicht nicht ernst? Ich hab’ zwei Beamte in Zivil abgestellt – Mensch, haben Sie die gesehen? Zu meiner Zeit war Zivilkleidung einfach eine Uniform in anderer Farbe. Aber die hier: rot und rosa und Streifen und Punkte, das nennen die Zivil, und die ziehen nun schichtweise hinter dem Gör her, und nach den Berichten zu urteilen, ist das Kind schlichrweg ein Ausbund an Frechheit. Wenn der was passiert, werde ich entweder einen oder beide verhaften – die werden allein auf Grund ihrer Berichte verurteilt, darauf können Sie sich verlassen. Wieviel Schutz wollen Sie eigentlich haben für das Gör? Ein bewaffnetes Bataillon, das eine Mauer um sie bildet?«
    Delphick feixte. »Sie Ärmster, Sie tun mir wirklich leid. Wir werden die Leute abziehen, sobald ich meine Vorbereitungen getroffen habe. Ich will dem Täter eine Falle stellen, das ist die einzige Möglichkeit, ihn zu kriegen. Und auf lange Sicht auch der einzige Weg, dem Kind Sicherheit zu verschaffen.«
    Brinton warf einen Blick auf die Skizze. »Und Sie glauben wirklich, nur auf Grund dieser Zeichnung, daß dieses Kind als nächstes drankommen wird?«
    Delphick nickte. »Ja, davon bin ich überzeugt. Nur auf Grund dieser Zeichnung.«
    Der Chief Inspector schüttelte den Kopf. »Na schön – es ist Ihr Fall. Und Ihre Miss Seeton. Ich will hier nicht meckern. Sagen Sie nur, was wir tun sollen.«
    Delphick wurde nachdenklich. »Ich will Ihnen was sagen, Chris. Ich finde immer, wenn eine kleine Gemeinde, ein Dorf etwa, sich daran macht, Fakten und Phantasien zusammenzubasteln, dann nehmen sie erst mal von jedem das alierschlechteste an, und von da machen sie dann weiter. Und obgleich sie meistens alles durcheinanderbringen, kommt es gar nicht so selten vor, daß sie, ohne es zu wissen, auf eine Grundwahrheit stoßen. Was mir bei diesem Fall aufgefallen ist, das ist die Tatsache, daß die Täter auf Motorrädern angekommen und wieder abgefahren sind. Daraus würde normalerweise jeder schließen, daß sie von weiter her kommen. Aber in diesem Fall sind eigentlich alle, auch die vernünftigen Leute, soweit ich informiert bin, der Ansicht, daß es sich um eine rein lokale Sache handelt. Und wenn es die sind, hinter denen ich her bin – und da bin ich eigentlich ziemlich sicher –, dann muß es jemand sein, der neu zugezogen ist. Und die einzigen Leute, die da in Frage kommen, sind der junge Hosigg mit…« Seine Stimme verlor sich.
    Brinton beobachtete ihn einen Augenblick und sagte dann: »Mit was? Sie sehen aus, als hätten Sie auf eine Zitrone gebissen.«
    »Ich muß eben an eine Bemerkung denken«, sagte Delphick langsam, »die Miss Seeton mal in Scotland Yard gemacht hat. Jemand, der klein und schwach ist und sich behaupten möchte… Hören Sie zu, Chris: Der kleinere der beiden Täter – die Zeugen haben alle gesagt, der eine sei viel kleiner gewesen als der andere –, könnte der kleinere ein Mädchen gewesen sein?«
    Der Chief Inspector überlegte. »Hm. In der Aufmachung sehen Männer und Frauen ganz gleich aus, bis auf die Größe. Ja, möglich war’s. Und wo Sie das jetzt erwähnen, würd’ ich sogar sagen: sehr wahrscheinlich.«
    »Dann wäre es nämlich genauso wahrscheinlich«, folgerte Delphick, »daß unser Killer mit dem Mädchen identisch ist.«
    »Ja, ich verstehe. Übel.«
    »Bleiben also nur der junge Hosigg mit seiner Frau und noch ein anderes junges Paar, das da irgendwo einen Bungalow gemietet hat. Ich weiß den Namen nicht, nur daß die Frau Doris heißt und einen kleinen taubstummen Bruder hat.«
    »Quint heißen sie«, sagte Brinton. Er schlug ein Blatt in der Akte um und fuhr mit dem Finger über die Zeilen. »Ja, hier steht’s. Der zweite Streifenwagen fuhr nach

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