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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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eine Gnadenfrist bekam. Rauskommen mußte es mal, das hatte er immer gewußt, aber er hatte gedacht, er könne den Augenblick abschätzen, vor einer Buchprüfung, und sich aus dem Staube machen, bevor sie zustießen. Diese alte Henne…. und so was nahm die Polizei als Spitzel! Nie hätte er das gedacht. Es mußte weit gekommen sein mit der Polizei, wenn sie auf solche Hilfskräfte zurückgriffen. Nie im Leben wäre er darauf gekommen. Es war sein Glück gewesen, daß sie es nicht hatte lassen können, sich noch vor dem Schalter aufzuplustern. Immer war sie sonst wie eine graue Maus vorübergehuscht, wenn sie kam. Hatte nur im stillen genagt und ihm nachspioniert. Und jetzt war sie soweit – selbstzufrieden wie eine satte Katze; schwenkte ihm den Polizeischeck unter die Nase, der auch noch auf ihren Codenamen ausgestellt war. Blöde Ziege. Ihn derartig triumphierend anzugrinsen, daß er sofort im Bilde war. Und dann ihr gemessenes: »Ich möchte gern mit dem Manager sprechen.« Das sollte sie nur tun. Ausgezeichnet, ihm das mitzuteilen. Weder sie noch der Manager würden ihn je wieder zu Gesicht kriegen. Ruhig und ohne Hast nahm er die Notenbündel, die vor ihm auf dem Tisch lagen, und schob sie sich unters Hemd. Taschengeld. Dieses Häufchen wollte er erst mal in Ashford lassen, bei Maryse, bis er sich vergewissert hatte, daß die Nummern nicht notiert waren und man wußte, wie der Hase etwa lief. Bei Maryse…. sein Herz schlug schneller. Maryse: Schon der Gedanke an sie erregte ihn. Das Spiel lohnte sich. Jetzt wollte er schnell seinen alten Wagen vom Parkplatz holen und in das Wäldchen hinter seinem Haus fahren, das etwas außerhalb von Brettenden lag und von dem die alte Hexe bei all ihrer Wühlarbeit nichts wissen konnte. Dann würde er unbemerkt durch den Garten ins Haus schlüpfen, sich das Haar färben, den falschen Bart anheften, die Kontaktschalen einsetzen, den Rover aus der Garage holen und mit ihm auf die andere Seite der großen Autostraße nach Dover fahren, wo er ihn in der Nähe des Steinbruchs stehenlassen wollte. Er mußte dann zwar zu Fuß nach Brettenden zurückgehen, was sehr lästig war, aber er hatte reichlich Zeit. In seine Wohnung in Ashford konnte er nicht zurückkehren, das war zu gefährlich; was die Polizei dort vorfand, mochte sie gern behalten. Sobald es dunkel war, wollte er dann den alten Wagen aus dem Wäldchen holen; die Nummernschilder konnte man mit Schmutz etwas verschmieren, das war sicher genug. Darauf würde er mit dem alten Wagen zum Steinbruch fahren und ihn dort im Unterholz abstellen, bevor er den Rover holte und nach Ashford zurückfuhr, zu Maryse. In ihrer Wohnung konnte er bleiben, bis die Zeit zur Ausführung des wichtigsten Teils seines Plans gekommen war.
    Das Jackett über dem geldgefütterten Hemd war zu eng geworden; er ließ es offen und wandte sich zu der Stenotypistin um, die im Hintergrund an der Maschine saß und tippte.
    »Halten Sie mal die Stellung, ja? Ich bin sofort zurück.«
    »… sowie ungesicherte Darlehen. Wir bedauern daher, daß wir in Anbetracht…« Erstaunt hielt sie inne und blickte fragend auf.
    Der Kassierer war verschwunden.
    Miss Seeton war auf dem Weg zur Polizeistation. Der Bankmanager hatte sich sehr verständnisvoll – fast konnte man sagen: beeindruckt – gezeigt. Er hatte sie dann noch bis zur Tür begleitet und schien sehr erstaunt, als er sah, daß der Kassierer nicht da war. Das junge Mädchen weiter hinten hatte gesagt, er sei mal eben rausgegangen und werde sofort zurück sein. Aber der Manager war doch unruhig geworden, beinahe verstört. Eigentlich gehörte es sich ja auch, daß ein Kassierer immer da war, wie wollten sonst die Kunden ihr Geld bekommen? Vermutlich war er einfach früher als sonst zum Essen gegangen, bevor er abgelöst wurde, und hatte niemandem was gesagt.
    Vor der Polizei wartete schon der Wagen; Bob sprang heraus und öffnete ihr die Tür, und Miss Seeton nahm vorne Platz. Hinten saßen die beiden Hosiggs, Hand in Hand, neben Mel Forby, die etwas auf einen Block kritzelte. Len Hosiggs Gesicht war immer noch verschlossen und die Augen aufmerksam, aber nicht mehr voll Angst. Er beugte sich vor und packte Miss Seeton fest am Arm, dann setzte er sich zurück, und sie brachte es fertig, keine Miene zu verziehen.
    »Tut mir wirklich leid«, sagte sie entschuldigend. »Sie hatten mich ganz falsch verstanden auf der Polizei. Das war aber nicht ihre Schuld – jedenfalls nicht allein ihre Schuld. Eigentlich

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